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Volltext: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873

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einzige Grund sein, warum dieses, vom rein technischen Stand- 
puncte betrachtet, richtigere Bausystem nicht allgemeinere Ver 
breitung gefunden hat. 
Als durch verbesserte und vereinfachte Proeesse der Stahl 
massenhaft und zu verhältnissmässig billigen Preisen erzeugt 
werden konnte, wurde von vielen Seiten vorgeschlagen, dieses 
Material für den Bau von Schiffeil zu verwenden und durch Ver 
werfung seiner grösseren Festigkeit, also durch ßeductionen in 
den Stärken der Constructionstheile leichtere Schiffskörper her 
zustellen, als es mit Schmied - Eisen möglich ist. In der That 
sind auch viele Schifle ganz aus Stahl gebaut worden, von wel 
chen die meisten noch jetzt die See befahren. Allein die ur 
sprünglichgehegten Hoffnungen, dass dieses Material das Schmied- 
Eisen ganz ersetzen werde, haben sich in keinerlei Weise ver 
wirklicht*). 
Wenn wir nun zur Betrachtung der äusseren Schiffsformen**) 
übergehen, so können wir wohl ein fortschrittliches Bestreben 
*) Zwar besitzt der Stahl im ungehärteten Zustande alle Eig enschaften 
des Schmied-Eisens in höherem und vollkommenerem Grade; es ist aber seine 
Bearbeitung mit wesentlichen Schwierigkeiten verbunden, welche alle mehr 
oder weniger in der den Stahl charakterisirenden Eigenschaft sich härten zu 
lassen, ihre Erklärung finden, d. i. durch raschen Temperaturwechsel vom 
zähen zum spröden Zustand überzugehen. Der englische Lloyd classificirte 
durch einige Jahre ganz aus Stahl gebaute Schiffe mit Nachlass eines Viertels 
von allen für Schmied-Eisen vorgeschriebenen Materialstärken, jedoch mit der 
besonderen Anmerkung: „Probeweise“. Die neueren Regeln dieser Gesell 
schaft erwähnen aber des Stahles nicht mehr; ein Zeichen, dass auch an 
dieser Stelle die vielen Uebelstände, die mit seiner Anwendung als Schiffbau- 
Material verbunden sind, Erwägung und genaue Beurtheilung erfahren haben. 
Derselbe wird übrigens noch vielfach für Masten, Raaen und Boote verwendet, 
wo in Anbetracht der so wünschenswerthen Leichtigkeit dieser Theile, die 
grosse Sorgfalt, welche die Bearbeitung erheischt, sich lohnender herausstellt. 
**) Ein interessantes Studium für die allmälige Entwicklung der Schiffs 
formen boten dem Fachmanne die Sammlungen von Modellen und Halb 
modellen der verschiedensten Fahrzeuge, welche von den nautischen Etablisse 
ments in Triest ausgestellt waren. Die Sammlung des Stabilimento tecnico 
war die weitaus interessanteste und lehrreichste, indem sie nicht nur durch 
grosse Reichhaltigkeit (nur an 65 Stück Halbmodelle) der zur Darstellung 
gebrachten Schiffsgattungen ausgezeichnet war, sondern auch die Epoche von 
dem 17. Jahrhundert bis auf unsere Tage umfasste. Die von dem Navale
	        
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