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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 60 und 61)

Brüxrrl, Bilrliallzäqzzzß Rqyale IV X4 
Der Orden vom Goldenen Vließ 
wurde in Brügge am 10. Jänner 1430 
von Philipp dem Guten am Tage 
seiner Heirat mit lsabella von Por- 
tugal, seiner dritten Frau, gegrün- 
det. Der „Grand Duc d'()ccident" 
dachte dabei an eine (iloril-izierung 
und Propagierung des christlichen 
Glaubens, aber auch an politische 
Ziele, hauptsächlich an die engere 
Bindung seiner Vasallen. 
Der Orden umfaßte anfangs 24 Rit- 
ter, welche Zahl zunächst auf 31 
und schließlich auf 50 erhöht 
wurde. Darüber hinaus zählten 
vier Offiziere zu ihm 7 der Kanzler, 
der Schatzmeister, der Sekretär 
und der Herold. Der Souverän 
selbst war (Sroßmcister. 
Dieser ritterliche Orden war von 
großem Aufwand umgeben und 
bildete Anlaß zur Entstehung einer 
Reihe von Kunstwerken, die man 
bei mehreren Gelegenheiten bei 
wundern konntel). Unter diesen 
Gegenständen sind besonders die 
Handschriften hervorzuheben 7 
die Verordnungsbücher, Statuen, 
Wappenbücher und die Geschichte 
des Goldenen Vließes von Guil- 
laume Fillastre, dem Kanzler des 
Ordens. ln ihrer Mehrzahl stammen 
diese Bücher aus neuerer Zeit 
(16717. Jahrhundert) und haben 
als Kunstwerke keinen sonder 
liehen Wert3). Die wichtigsten Ma- 
nuskripte datieren aus der 2. Hälfte 
des 15. Jahrhunderts und der 
ersten Hälfte des sechzehnten, also 
aus der Zeit, in der die Entwick- 
lung des handgeschriebenen Buches 
ihre letzte Blüte erreichte. Einige 
unter diesen Schriften sind reich 
illuminiert. Beschränken wir uns 
an dieser Stelle, nur einige wohl! 
bekannte Wapperibücher zu er? 
wähnen. Das älteste und berühmr 
teste Wappenbuch des Ordens be- 
findet sich in der Arsenal-Bibliothek 
in Paris (Ms 4790). Alle Ritter 
sind hier zu Pferde in Turnier- 
gewandung dargestellt. Das Buch 
wurde bis zum Jahre 1461 von 
einem unbekannten Herold up to 
date gehalten. Das Ms Den Haag, 
Königliche Bibliothek T 309, dürfte 
für Karl den Kühnen zwischen 
1468 und 1477 ausgeführt worden 
sein. Ein anderes schönes Exem- 
plar wird im British Museum, 
London, aufbewahrt (Ms. Hars 
ley 6199). Das berühmte Wappen- 
buch der Österreichischen National- 
bibliothek in Wien ist ein Juwel 
tlämischer Äiiniaturenkunst (Ms 
2606). Erwähnen wir an letzter 
Vor kurzem erstand die Bibliot 
Royale de Belgique in New 
ein weiteres Exemplar. Es e 
die Bildnisse und Wappen voi 
Ordenssouveränen ä Philip 
Gute, Karl der Kühne, Maximil 
Philipp der Schöne und Karl 
und weiters185 Wappen der O1 
ritter aus der Zeit von 1430 bis 
Dem Brauche zufolge sind die 
pen gemäß den Zusammentritti 
Ordenskapitels angeordnet, b. 
ncn die Ritter gewählt w. 
waren. Das letzte hier erw 
Kapitel ist das von Tournai 15 
Die bemerkenswerten ganzse: 
Miniaturporträts der fünf Souv 
machen die ganze Schönhei: 
Manuskriptes aus. Sie zeugen 
großer Meisterschaft, ihre Au 
rung ist sehr fein. Alle fünf Pe 
lichkeiten sind in annähernd 
gleichen Haltung wiedergeg 
und mit dem Ordenshabit bekli 
wie etwa das Bildnis Maximili: 
beweist (Abb. 1). Der Soui 
steht aufrecht und wendet sich 
ner Dreivierteldrehung nach rc 
Der Grund ist blau, auf ihm bef 
sich oben eine Inschrift in ( 
buchstaben: MAXIMILIAN. l 
LA. GRACE. DE. DIEU ARI 
DUC. DAUSTRICE. 8c (1.5) 
trägt eine große, scharlachrote „ 
gunderhaube", die mit einer lar 
herabfallenden Schärpe gezieri 
Seine Kleidung besteht aus 4 
langen, scharlachroten Robe 
Samt,überdereinMantelausder 
chen Farbe liegt, der mit Hern 
gefüttert ist und bis zum Boden 
abhängt, aber die Schuhe zum 
sehen läßtö). Der Rand von I 
und Mantel ist mit den burgi. 
schen Feuereisen, dem And 
kreuz und Funkenwerk in ( 
bestickt. Die Ordensinsignie, 
Goldene Vließ, ist an einer Kol 
befestigt, die aus den jeweils zwi 
zwei verschlungenen burgundisi 
Feuereisen in Verbindung mit 
Feuersteinen besteht und um 
und Brust des Dargestellten gc 
ist. Da posthume Bildnisse gewi 
lich nur mit einem sehr relat 
Grad von Ähnlichkeit gemalt s 
hat der Viniaturist auch hier 
sonderlich treues Konterfei 
Souveräns gegeben, sondern 
damit begnügt, einige wesentl 
Gesichtszüge des Kaisers her 
zuheben f die engstehenclen, 
liegenden Augen, die leicht 
krümmte Nase, die Lippen (die 
tere ist besonders stark entwickel 
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