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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 5)

Platz genommen hat - und das lebhafte Naturgefühl, das aus dem Land- 
schaftlichen spricht, ist holländisch, auch die etwas plumpen und nichts 
weniger als schönen Figuren sind echt holländisch, und holländisch ist auch 
die Technik, die graue Zinnemaille an der Vorder-, die Bleiglasur an der 
Rückseite. Aber die Farben, besonders das Gelb und das Gelbbraun auf 
dem so reizvollen Band mit dem Blattornament und das Blau des Randes, 
können die Herkunft von den Faänza-Arbeiten nicht verleugnen; das Grün 
des Laubes und des Bodens weist verschiedene Nuancen auf. Dieser Teller 
bedeutet einen Höhepunkt der keramischen Produktion, aber auch ein Ende. 
Das National-Holländische, das hier im Begriffe ist, sich vom italienischen 
Einiiusse frei zu machen oder sich das Italienische zu assimilieren, unterliegt 
bald darauf völlig einem andern Einflüsse, der so wesensverschieden, daß 
eine Versöhnung mit ihm unmöglich war, und das war der chinesisch- 
japanische. Zum ersten Male in der europäischen Kunstgeschichte tritt hier 
Ostasien als richtunggebende, vorbildliche Macht auf den Schauplatz; und 
seitdem hat dieser EinHuß stetig zugenommen, und wenn nicht alles trügt, 
ist derselbe auch heute noch im Wachsen begriffen. 
Im Jahre 1602 war in Holland die Ostindische Kompagnie gegründet 
worden, und die Schiffe der Kompagnie brachten außer den Gewürzen, den 
Muskatnüssen und Gewürznelken, in denen in den ersten Jahren sogar ver- 
schiedentlich die Dividende ausgezahlt wurde, auch zum ersten Male chine- 
sisches und japanisches Porzellan in großen Mengen nach dem Mutterland. 
Dies Porzellan muß sogar 
schon bald ein sehr begehr- 
ter Artikel gewesen sein. In 
seiner Beschreibung der Stadt 
Amsterdam aus dem Jahre 
x6I4 verbreitet sich Pontanus 
in dem Kapitel, wo er das 
Haus der Ostindischen Kom- 
pagnie beschreibt, sehr aus- 
führlich über dies neue Por- 
zellan, ein Zeichen, daß man 
ihm große Bedeutung und 
großen Wert beimaß. Und ein 
halbes Jahrhundert später 
sieht Dirk van Bleyswijck in 
seiner Beschreibung von Delft 
(r667) gerade den I-Iauptruhm 
der Fayencefabriken seiner 
Vaterstadt in der großen 
Kunst, womit sie das chinesi- 
sche Porzellan nachzumachen 
 
Abb. n. Fliesen mit Plianzendarstellungen, Breite und Höhe 
verstehen. z6'5 Zentimeter (Photo Versluys)
	        
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