ANMERKUNGEN:
I) Wenn nicht anders vermerkt,
sununcn sämtliche hier ange-
fulirten Dokumente aus ticn
Archiven der Franziisisrlien lim-
schaft in W181i (AV), Mappe 14.
1) Die kursiv gesetzten Stellen sind
Übersetzungen des frntizösisclien
Originaltcxtes.
1) In einem Dokument aus dem
jahr 1870, das sich ili den
Archiven des Pariser Aufleu-
ainres belindct (AE. Mappe 289).
wird die Farbe der Mohr-l in
den verschiedenen Zimmern au-
gegeben.
4)AV gibt n: Datum des Er-
lüscliens des Mietvertrages das
Jahr 1907. ms, Mappe 2x7, gibt
1903 an.
i) im "Wintergarten", Riff auch
zur Btserung der Verbindungs-
müglichkcilcn beiträgt. dürfte
aus einer früheren Zeit stammen.
Wann die Metallstirge eingebaut
wurde, ist leider nicht bekannt.
i) (ienrges Chedanne (m1 m0)
war einer der bedententlen
Architekten seiner Zeit (s he
Katalog der Ausstellung ,
murrte: du XXe . er 1'
1960-1961. Seite 294).
7) Alle diese letzten Dokumente
stanmlen aus AE. Mappe 231.
mit Ausnahme der Nute be-
treffend die Bestimmung über
das Mobiliar (ibid. Mappe 288).
1') Nach den Archiven, die ino-
mirntan vom Tschccliosluwaki-
selten Staat aufbewahrt werden.
wurden die Pläne hinzu im
März 1012 m Prag entworfen.
Es ist vielleicht noch zu früh,
eine Baugeschichtc des Palais Lob-
kowitz zu schreiben. Doch ist es
möglich, einige wenig bekannte
Details über Schicksal und Wand-
lungen dieses Bauwerkes während
des 19. Jahrhunderts zusammen-
zufassen, gcnaucr genommen wäh-
rend der Zeit, in der es die
Französische Botschaft beher-
bergte.
Die Botschafter Frankreichs hatten
lange Zeit nach einem passenden
Gebäude für ihre Residenz und
ihre Kanzleien gesucht; lange
Zeit vuaren sie von einem Vificner
Palais in das andere gewandert,
ohne sich irgendwo dauernd nic-
derzulassen l). lm Palais Palffy,
im Palais Batthyany in der Löwen-
gasse, im Löwenthalschcn Haus
am Minoritenplatz, im Palais
Clary usw. waren sie der Reihe
nach mehr oder weniger bequem
untergebracht gewesen. Den Her-
zog von Gramont (er hatte am
28. August 1864 sein Beglaubi-
gungsschrciben überreicht) machte
diese Lage besonders ungeduldig.
Die Bauprojekte, die seine Vor-
gänger geplant hatten, waren nicht
ausgeführt worden; sein Mini-
sterium hatte ihm die nötigen
Mittel zur Renovierung des Palais
Rasumofsky verweigert, wo er
sich gerne niedergelassen hätte;
schließlich gelang es ihm, das
Palais Lobkowitz zu mieten.
Am 14. Mai 1869 unterschrieb er
mit dem Fürsten Moritz Lobk0-
witz, Herzog zu Raudnitz, einen
französisch und deutsch abge-
faßten Mietvertrag, der für zwölf
Jahre, vom Mai 1869 bis Mai 1881,
abgeschlossen wurde.
Dieser Vertrag galt aber, im
Gegensatz zu dem, was man heute
annehmen würde, nicht dem gan-
zen Gebäude; die Miete belief
sich auf den erheblichen Betrag
von 40.000 Francs, in Gold-
währung und in zwei Raten zu
erlegen; der Eigentümer
pflichtet: sich seinerseits im Ar-
tikel V dcs Vertrages, während
der ersten sechs Monate der Ver-
mietung, d. h. vor dem 15. N0-
vember 1869, verschiedene Re-
paraturen vornehmen zu lassen.
Diese wurden auch tatsächlich
innerhalb dieser Zeit durchge-
führt.
Die Liste der Arbeiten ist interes-
sant und aufschlußreich: außer
den Anstreicherarbeiten an den
ver-
iiußcrcn Fenstern übernahm der
Vermieter die Verpflichtung, „den
zweiten Hof mit Steinplatten zu
versehen, im großen Saal neue
cichenc Parketten zu legen, dic
Wkintle mit (iipsmarmor auszu-
statten und die Plafondmalerei zu
renovieren".
Diese Angaben sind zu berück-
sichtigen, denn sie geben uns
Auskunft über die Herstellungs-
arbeiten im großen Saal, den wir
jetzt „Eroica-Saal" nennen. Wir
erfahren so, daß dic in dcr Art des
Van Schuppen gemalten, sehr be-
achtlichen Deckenfrcslten im jahre
1869 restauriert wurden, und es
wäre interessant, festzustellen, in
welchem Umfang die Arbeiten
erfolgten und welcher Natur
sie waren. Soll man annehmen,
daß der heutige eingelegte Par-
kettboden nicht so alt ist, wie er
auf den ersten Blick erscheint, und
damals zur Gänze neu gelegt
wurde? Es ist wohl richtiger
zu glauben, daß sich die Arbeiten
lediglich auf die Ausbesserung
schadhaftcr Teile erstreckten. Vor
allem erfahren wir das genaue
Datum der Veränderung, der die
Wände des Saales unterzogen
wurden. Zur Zeit der Erstauf-
führung dcr Eroica-Symphonic
muß der Saal also ganz anders
ausgesehen haben, und es ist sehr
wahrscheinlich, daß die XVände,
so wie im Palais Schwarzenberg
und in anderen Wiener Palais,
abwechselnd Nischen und mehr
oder weniger verzierte Flächen
aufwiesen; das alles wurde mit
falschem Marmor verkleidet.
Trotz der Ereignisse des Deutsch-
Französischen Krieges wurde die
Miete pünktlich in Gold bezahlt;
dic Noten der Banque de Francc
traten erst später in Erscheinung.
Da der Mietvertrag mit 1. Mai
1881 erlosch, schlug ein Häuser-
makler der französischen Re-
gierung vor, das Palais Lobko-
witz zu kaufen; dieses Angebot
wurde abgelehnt (1880) und man
begnügte sich damit, den Miet-
vertrag mehrmals 7 jeweils für
576 Jahre w zu erneuern.
Man darf aber nicht glauben, die
Botschafter Frankreichs seien mit
ihrer Unterbringung in diesem
Palais restlos zufrieden gewesen.
Eine Depesche vom 30. Septem-
ber 1894, von M. Lozä abgefaßt,
der von 1893-1897 Botschafter
in VUien war, enthält eine Anzahl
von Einwänden und berichtet
über die Einteilung der Wohnun-
gen, wie sie wahrscheinlich schon
zur Zeit des llerzogs von Gra-
mont bestanden hat.
Vorerst wird die Tatsache be-
stätigt, daß das Palais nicht zur
Gänze von der Botschaft besetzt
war. Der zweite Stock wurde zum
größten Teil von einem Wiener
Advokaten bewohnt; die rest-
lichen Räume, die gegen das
Dorothsum zu liegen, beherberg-
ten die 12 Personen Dienerschaft
von M. Loze. Das Erdgcschoß
war noch merkwürdiger geteilt:
dort gab es links vom Haupt-
eingang „fünf winzige Rä1m1e"1),
in denen sich die Kanzleien des
Konsulats und der Botschaft be-
fanden, und rechts war die Woh-
nung des lntendanten der Familie
Lobkowitz. Der Rest war von
Gcschäftsleuten besetzt; im Flügel
gegen die Augustinerstraße zu
befanden sich nämlich einige Lä-
den, unter ihnen einer, in dem
Fürst Lobkowitz Biliner
Mineralwasser verkaufen ließ. Die
Keller waren zur Gänze als Depot
für dieses Mineralwasser reser-
viert; der Zugang war vom
Lobkowitzplatz, links vom Haupt-
eingang, symmetrisch zum Tor,
das rechts zum zweiten Hof
führt.
Der ganze erste Stock war Woh-
nung des Botschafters. Man kennt
die Einteilung der Räume - sie
läßt sich heute mit aller Wahr-
scheinlichkeit feststellen. Zuerst
das Arbeitszimmer des Botschaf-
ters mit einem Vorzimmer, dann
ein Speisezimmer für 24 Personen,
der Ballsaal 7 d. h. der heutige
Eroica-Saal, ein großer Salon, der
kleine Salon, schließlich zwei
Schlafzimmer, die auf die Augu-
stinerstraße gingen; weiters eine
Kapelle, die mit einem Oratorium
und einer Silberkamrncr den heuti-
gen halbkreisfiörmigen Raum im
1. Stock einnahm; „dir anderen
Räzmr, von zlieren zlurrl) enge Hi]?
gzlremrl, dienen nlr Ofßrm, Lzmzpi-
rlerie und Abrlellkamlzzerrz". Das
Vorzirnmer von 1894 scheint sich
an der Stelle des heutigen Speise-
zimmers befunden zu haben. Dar-
aus läßt sich schließen, daß dieses
crst später in seiner heutigen
Form entstanden ist 1).
Dieses alte Palais war reichlich
unbequem; „z: gibt kein Bade-
giumior", stellt M. Lozä fest, und
17
sein