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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 62 und 63)

Maßgebend für Tirol war natürlich die Hoftafel 
Erzherzog Ferdinands ll. in lnnsbruck und Ambras. 
Von seinem in Faenza bestellten Yhfelgerzbirr sind 
noch ziemlich einige Stücke erhalten. Das Tiroler 
Landesmuseum besitzt fünf gewiähnliche Teller (mit 
breitem Rand, 23 cm Durchmesser), einen großen 
Teller (mit breitem Rand, 312cm Durchmesser), 
einen Teller mit schmalem Randwulst (25 cm Durch- 
messer, Abbildung 1) von diesem llofgeschirr, das 
im Fond das große Wappen Erzherzog Ferdinands ll. 
und seiner zweiten Gemahlin Anna Katharina von 
Mantual unter dem Erzherzogshut zeigt. Da die 
Heirat 1582 stattfand und der Erzherzog 1595 starb, 
ist dieses Tafelgeschirr um 1585 in Faenza (oder 
Lrbino) gefertigt worden. 
Zu diesem Service befindet sich ein kleiner Teller 
(Z3 cm Durchmesser), ein Teller mit schmalem 
Randwtrlst (25 cm Durchmesser) und eine ovale 
Platte in Schloß Schenna bei Meran, ein Teller 
(23 cm Durchmesser) im Schloßmuseum Berlin (aus 
der Sammlung Figdorß), eine hohe, gerippte Kanne 
(Z8 cm hoch) im Kunstgewerhemuseum Pragg), alle 
mit dem gleichen XWappen. Auffällig ist an diesem 
Service die Größe des Wappens, das teilweise sogar 
über den Fond auf den Rand übergreift. Die Zu- 
schreibung des Wappens an Kaiser Ferdinand ll. 
und seine Gemahlin Eleonora von Mantua ist wegen 
des einfachen Erzherzogshutes anstelle der Königs- 
oder Kaiserkrone nicht haltbar (Ferdinand wurde 
1619 Kaiser und heiratete 1622 Eleonora). 
Eine andere Cnrnilur, von der nur Teller erhalten 
sind, die aber ebenfalls zum Hofgeschirr gehört, 
zeigt den österreichischen Bindenschild in Rollwerk- 
rahmung, umgeben vom Goldenen Vließ, überragt 
von einer Krone. Von diesen Tellern besitzt das 
Tiroler Landesmuseum fünf Stück (25 cm Durch- 
messer, ein Stück 28,5 cm Durchmesser, Abbil- 
dung 2), in Schloß Schenna befindet sich ein Teller. 
Alle Teller dieser Gruppe tragen auf der Rückseite 
die Signatur des Virgiolotto Calamellz" von Faenza, 
der um 1580f85 der bedeutendste Meister des Weißen 
Geschirrs war 10). Seine Signatur an einer Schale 
mit dem steirischen Allianzwappen 1611 in der 
Porzellansammlung Dresden beweist, daß auch die 
in Graz residierende Linie der Habsburger ihr Huf- 
geschirr aus dieser Werkstatt bezogen hat11). 
Von Calamelli stammt nach der Signatur auch ein 
Tafelaufsatz im Tiroler Landesmuseum, der das 
Wappen der Manfredi von Faenza trägt (13,5 cm 
hoch, Abbildung 4)!l). Er ist durchbrochen ge- 
arbeitet und zeigt über dem dreieckigen Fuß je 
drei Köpfe und Muschelschalen im Wechsel und 
zuoberst eine breite Schale mit dem Wappen. Zwei 
gleiche Stücke ohne Wappen und Signatur im Tiroler 
Landesmuseum (je 13,5 cm hoch, Abbildung 5) und 
je ein Stück im Kunstgewerbemuseum Budapest 
und im Victoria and Albert-lkiuseum London dürften 
auch aus der Werkstatt Calamellis stammen, der den 
Gipsmodel für diesen komplizierten Aufsatz gehabt 
haben muß. Das Tiroler Landesmuseum besitzt 
außerdem noch eine gerippte Schüssel auf einem 
Fuß (22,7 cm Durchmesser) und eine muschelförmige 
Saucenkanne mit unbekanntem Wiappen (19,8 cm 
hoch, Abbildung 8) aus der gleichen Gruppe. 
Der EinHuß des Hofes bewog auch adelige Tiroler 
Familien zur Bestellung solcher Faentiner Tafel? 
geschirre mit dem eigenen Wappen. Auch von diesen 
Bestellern haben sich einige Einzelstücke erhalten. 
Von der Familie Bertolrli {Pljnna in Nonsberg (Welsch- 
tirol) besitzt das Tiroler Landesmuseum eine große 
ovale Vorlegplatte (50 X 40,6 Cm, Abbildung 7) und
	        
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