Maßgebend für Tirol war natürlich die Hoftafel
Erzherzog Ferdinands ll. in lnnsbruck und Ambras.
Von seinem in Faenza bestellten Yhfelgerzbirr sind
noch ziemlich einige Stücke erhalten. Das Tiroler
Landesmuseum besitzt fünf gewiähnliche Teller (mit
breitem Rand, 23 cm Durchmesser), einen großen
Teller (mit breitem Rand, 312cm Durchmesser),
einen Teller mit schmalem Randwulst (25 cm Durch-
messer, Abbildung 1) von diesem llofgeschirr, das
im Fond das große Wappen Erzherzog Ferdinands ll.
und seiner zweiten Gemahlin Anna Katharina von
Mantual unter dem Erzherzogshut zeigt. Da die
Heirat 1582 stattfand und der Erzherzog 1595 starb,
ist dieses Tafelgeschirr um 1585 in Faenza (oder
Lrbino) gefertigt worden.
Zu diesem Service befindet sich ein kleiner Teller
(Z3 cm Durchmesser), ein Teller mit schmalem
Randwtrlst (25 cm Durchmesser) und eine ovale
Platte in Schloß Schenna bei Meran, ein Teller
(23 cm Durchmesser) im Schloßmuseum Berlin (aus
der Sammlung Figdorß), eine hohe, gerippte Kanne
(Z8 cm hoch) im Kunstgewerhemuseum Pragg), alle
mit dem gleichen XWappen. Auffällig ist an diesem
Service die Größe des Wappens, das teilweise sogar
über den Fond auf den Rand übergreift. Die Zu-
schreibung des Wappens an Kaiser Ferdinand ll.
und seine Gemahlin Eleonora von Mantua ist wegen
des einfachen Erzherzogshutes anstelle der Königs-
oder Kaiserkrone nicht haltbar (Ferdinand wurde
1619 Kaiser und heiratete 1622 Eleonora).
Eine andere Cnrnilur, von der nur Teller erhalten
sind, die aber ebenfalls zum Hofgeschirr gehört,
zeigt den österreichischen Bindenschild in Rollwerk-
rahmung, umgeben vom Goldenen Vließ, überragt
von einer Krone. Von diesen Tellern besitzt das
Tiroler Landesmuseum fünf Stück (25 cm Durch-
messer, ein Stück 28,5 cm Durchmesser, Abbil-
dung 2), in Schloß Schenna befindet sich ein Teller.
Alle Teller dieser Gruppe tragen auf der Rückseite
die Signatur des Virgiolotto Calamellz" von Faenza,
der um 1580f85 der bedeutendste Meister des Weißen
Geschirrs war 10). Seine Signatur an einer Schale
mit dem steirischen Allianzwappen 1611 in der
Porzellansammlung Dresden beweist, daß auch die
in Graz residierende Linie der Habsburger ihr Huf-
geschirr aus dieser Werkstatt bezogen hat11).
Von Calamelli stammt nach der Signatur auch ein
Tafelaufsatz im Tiroler Landesmuseum, der das
Wappen der Manfredi von Faenza trägt (13,5 cm
hoch, Abbildung 4)!l). Er ist durchbrochen ge-
arbeitet und zeigt über dem dreieckigen Fuß je
drei Köpfe und Muschelschalen im Wechsel und
zuoberst eine breite Schale mit dem Wappen. Zwei
gleiche Stücke ohne Wappen und Signatur im Tiroler
Landesmuseum (je 13,5 cm hoch, Abbildung 5) und
je ein Stück im Kunstgewerbemuseum Budapest
und im Victoria and Albert-lkiuseum London dürften
auch aus der Werkstatt Calamellis stammen, der den
Gipsmodel für diesen komplizierten Aufsatz gehabt
haben muß. Das Tiroler Landesmuseum besitzt
außerdem noch eine gerippte Schüssel auf einem
Fuß (22,7 cm Durchmesser) und eine muschelförmige
Saucenkanne mit unbekanntem Wiappen (19,8 cm
hoch, Abbildung 8) aus der gleichen Gruppe.
Der EinHuß des Hofes bewog auch adelige Tiroler
Familien zur Bestellung solcher Faentiner Tafel?
geschirre mit dem eigenen Wappen. Auch von diesen
Bestellern haben sich einige Einzelstücke erhalten.
Von der Familie Bertolrli {Pljnna in Nonsberg (Welsch-
tirol) besitzt das Tiroler Landesmuseum eine große
ovale Vorlegplatte (50 X 40,6 Cm, Abbildung 7) und