das Österreichische Museum für Volkskunde in Wien
eine durchbrochen gearbeitete Schüssel auf niederem
Fuß (12,1 cm Durchmesser) 13). Das Tiroler Landes?
museum besitzt ferner einen 'J'eller mit dem Wappen
der Freiherrn m11 Tnxir, Inhaber des Tiroler Post-
regals (25 cm Durchmesser, Abbildung 3), in Schloß
Thun (Welschtirol) ist eine Garnitur der damaligen
Freiherren 1'011 Tlmu erhalten geblieben (Abbildung 9).
In Schloß Neumelans bei Sand in Taufers befindet
sich eine Trinkschale in Form einer Meeriungfrau,
die eine Muschel hält. [n den Fond der Muschel
ist ein unbekanntes Wappen gemalt (Abbildung 10,
12,5 cm hoch). Eine ganz ähnliche Schale besitzt
das Kunstgexverbemusetim in Prag 14). lm National-
museum Trient befindet sich eine gerippte Schale
mit niedrigem Fuß und dem Wappen des Freiherrn
Sigmund 1'011 lllßifrlxbtrg 1613) und seiner Gemahlin
Klara von llohenems (T 1604), im Museum Bozen
steht ein Teller mit einem unbekannten Wappen
(der Pfau erinnert zwar an das Wfappen der tirolischen
Familie Perkhofer, der krönende Kardinalshut weist
atber auf einen italienischen Kirchenfürsten).
Das Vorarlberger Landesmuseum besitzt einen ger
xvöhnlichen und einen durchbrochen gearbeiteten
achteckigen Teller, beide mit dem XVappen der
Grafen von Hohenems, die wahrscheinlich Jakob
Hannibal l. 1587) zum Besteller haben. liir War
durch seine Ehe mit llortensia BOIIOIDCU und seinen
Bruder, den Kardinal Niarktis Sittikus 1595),
vielfaltig mit ltalien verbunden. Gerade diese beiden
Stücke machen die llerkunft aus Faenza besonders
deutlich (Abbildung 11).
Als letztes Stück sei auf einen Tafelaufsatz in Schloß
Schenna bei Meran hingewiesen, der über dreh
eckigem Fuß drei Figuren mit Niuschelschalen auf?
weist und mit einer breiteren Schale oben schließt,
in die das Wappen Erzherzog Leopolds V. und
seiner Gattin Claudia von Medici ziemlich zittrig
gemalt ist. Da die Hochzeit 1626 stattfand und Leo-
pold schon 163.7. starb, ist der Aufsatz um 1626330
anzusetzen (Abbildung 12).
Damit sind die in Tirol erhaltenen Tafelgeschirre
der „bianchi di Iiaenza" beschrieben, womit nicht
gesagt sein soll, daß nicht anderxvärts noch Weitere
Geschirre von Tiroler Bestellern auftauchen können,
Die Arbeit beabsichtigt vielmehr, die Auffindung
weiterer Stücke anzuregen. Mit Ausnahme des späten
Tafelaufsatzes in Schloß Schenna stammen alle Ar-
beiten aus der Zeit um 1580f90, also aus einer
kurzen Zeitspanne, während der die xvappenger
schmückten weißen Fayencen besonders in Mode
standen. Da eine Reihe als Werke des bedeutenden
Meisters Virgiolotto Calamelli durch Signatur ge-
sichert ist und die übrigen im allgemeinen den Stil
der gleichen Werkstatt zeigen, wird man Wohl
Faenza als Herkunftsort festlegen können.
Die Maler der meisten Wappen waren sicher ltalie-
ner, also in den Werkstätten von Faenza beschäftigte
Künstler. Nur die Teller mit den Wappen Taxis
und Thun und der Tafclatlfszxtz von Neumelans sind
nach der typischen Form der Helmzicr einem
deutschen Maler zuzuschreiben, der aber auch in
Faenza arbeitete. Kennzeichnend sind für die ganze
(iruppe die plastische Ausformung, das rahmige
Weiß der Glasur und die dezente Anbringung der
Wappen. Die Tatsache, daß so viele Bestellungen
von "llirolern in Faenza erfolgten, und zxxar zu einer
Zeit, als diese (iattung dort in voller Blüte stand,
beweist, daß Tirol als t} pischer Vermittler zwischen
Nord und Süd nicht auf provinziellen Eigenleistune
gen beharrte, sondern sich inuner den Eintiüssen
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