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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 62 und 63)

Ein wichtiges Kennzeichen der gegen- 
wärtigen Kunst hat Arnold Gehlen 
(Zeit-Bilder, FranklurtlM-Bonn 1960) 
ins Zentrum der Betrachtung gerückt: 
ihre Komrrientarbedürftigkeit. Dem 
Künstler von heute scheinen zwei Wege 
offenzustehen. von denen der eine sich 
vielleicht als Holzweg erweisen wird. 
Der Künstler kann, auf die ästhetische 
Wirkung des Automatismus vertrauend. 
das Denken aus dem Schaffensprozeß 
herauszuhalten versuchen. es verdrän- 
gen A oder aber sein Wett- und Men- 
schenbild im Kunstwerk selber zum 
Ausdruck, zur Sprache bringen, zu 
einer Sprache, versteht sich, die uns 
Heutige anspricht. Der zweite Weg. die 
Reflexionskunst, scheint nicht nur eine 
Synthese des Neuen mit dem Alten zu 
ermöglichen. vielmehr auch die adä- 
quate Antwort des Künstlers zu sein 
auf die Note unserer Zeit, nicht Flucht. 
sondern Stellungnahme. In beiden Füllen 
ist der Kommentar notwendig; im 
ersten sollte er vornehmlich zeigen, 
verständlich machen, warum es über- 
haupt zu solchen Werken kommt 7 
wir meinen also Kommentare. nicht 
ungehemmte Assoziationen. die irgend- 
wo ansetzen können w, im zweiten 
liegt seine Aufgabe primär darin, die 
den Werken zugrunde liegende Philo- 
sophie zu verdeutlichen. d. h. die Re- 
flexion des Künstlers nachzuvollziehen. 
Das ist freilich nur so weit möglich. so 
weit man gewillt und fähig ist. sym- 
bolisch zu denken, etwa im Sinne 
von Paul Klee. Wer einen Kreis nur 
als geometrisches Gebilde zu sehen 
vermag. wer die symbolische Bedeu- 
tung eines auf die Spitze gestellten 
Dreiecks nicht erfaßt. dem hat aller- 
dings auch die Kunst selbst nicht viel 
zu sagen. 
Als Motto könnte man über das Werk 
Fritz Hartlauers einen magisch- 
spekulativen Spruch aus dem ..Rosarium 
Philosophorum" (1593) setzen. den 
C. G. Jung zitiert: "Mache einen 
runden Kreis aus Mann und Frau. 
extrahiere daraus ein Quadrat una 
aus ihm ein Dreieck. Mach den Kreis 
rund, und du wirst den Stein der Weisen 
erhalten," Und C. G. Jung bemerkt 
dazu: „Ich erwähne diese Dinge nur. 
um zu zeigen. daß der Kreis oder die 
Kugel. welche die Vier enthalten. für 
nicht wenige unserer gelehrten Vor- 
väter eine Allegorie der Gottheit be- 
deutete." (Psychologie und Religion. 
Zürich-Leipzig 1942, S. 101 f.) Hartlauer 
ist in seiner Arbeit nicht von spekulati- 
ven Erwägungen ausgegangen, man 
4 Fritz Hartlauer. Urzellensystern  Bronzeguß 50 x SO cm. 1957 Im Besitz des Bundesmini- 
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