auch rasch zu ihrem Ziele. so daB ich die
Slalue bereils 1914 in der Konservierungs-
werkslälle im Unleren Belvcdere besichligen
konnle.
Dr. R. Ernsl. der bei seinen Forschungen zur
Geschichle der Taielmalerei Südbährnens im
ausgehenden XIV. und beginnenden XV. Jahr-
hunderl duen die ungefähr gleichzeitige
Plaslik dieses Gebieles kennengelernl halle,
hal 1917 in einer sehr wertvollen, inhails-
reichen Abhandlung die Krurnauer Ma-
donnn in die kunslgeschichliiche Lileralur
und in die Prablemalik der Kunsl um 1400
eingeführl. Dr. Ernsls Aufsaiz ist im Hell
IYIVI1917I des Jahrbuches des Kunsihislori-
schon lnsliiules der Zenlralkommission für
Denkmalpflege unler dem Tilel "Die Krum-
duer Madonna der k. k. Slaalsgalerie"
erschienen.
Wie die Madonna in den Besllz der erwähnlen
Kleinhüuslerin gelangl war H wahrschein-
lich als Erbschaft nach ihrem Valer. der
Maurer gewesen sein soll -. ließ sich nichi
näher feslslellen. Ungeklürl blieb auch ihre
Herkunft Die naheliegende Annahme. daß
die Madonna ursprünglich für die schöne
golische Kirche der Sladl Krumau ge-
sichnflen werden sei hal nlchl viel Wahr-
scheinlichkeil für sich, da um 1400 '- also
zur Zeil der Enislehung der Mdddnnd e die
Kirche sich in einem volligen Umbau be-
funden halle. Außerdem haben aber der
vornehme Charakier dieser zarlen jung-
mädchenhaflen Madonna und die Feinheit
ihrer erlesenen Formensprache mich Seil
jeher zu der Vermulung angeregl. das Bild-
werk stamme aus der Schloßkapelle der
Burg Krurndu. In dieser Vermulung wurde
ich bestärkt. als ich durch Vermilllung eines
Archivars Kennlnis von zwei Ablaüaus-
Schreibungen des Jahres 1400 erhiell. die
sich auf die Krumauer Schlaßkapelle
beziehen.
Diese Ablaßurkunden lauien im Auszug:
1400 - 1B. Miir - Wenzel, Falriarch
von Aniiochia. röm. und böhm, Kanzler
gibl der Georgskapelle in der Burg
Krumau auf Billen Heinrichs von
Rosenberg (für ein Valer unser und drei
Ave Maria) 40 Tage Ablaß und fügi bei:
„Celerurn accepimus. quod in capella Caslri
praescripli Crumpnaw Srl de pulchro
opere imago virginis Marie QlOFI-
ose. ad quam iideles
habere noscunlur."
1400 - 1B. Mdrz Prag - Erzbischof Wolfram
und ClpOSl. Legdi gibi der genannlen Georgs-
kapeile und dem Marienbilde in der Schieß-
kapeile gleichlalis einen 40lögigen Abiaß
und besldligl die von anderen verliehenen
Ablässe.
ich ziliere den Worllaul dieser zwei Ablaß-
erleilungen. weil es mich dmusieri. mir die
zwei würdigen Ablaßspender in Eewunr
derung vor unserer Madonna vorzusiellen.
Das isi in Kürze allä. was ich über die
Schicksale der Madonna vor ihrem Einzug
in das Panlheon der Kunslwerke von Weli-
formal milieilen kbnnle.
zelum devolicnis
PAUL TROGERS ENTWURF
FÜR DAS DECKENFRESKO
IM PRÄLATENSAAL DES
STtFTES MELK
Die Olskizze „Triumph des Heiligen
Benedikt" von Paul Trager, die in der
Kunstabteilung des Wiener Dorotheums
im Dezember 1962 zur Versteigerung
gelangt, stellt eine wertvolle Bereiche
rung der bisher bekannten Werke des
österreichischen Barockmalers dar. Die
auf Leinen gemalte. 36.1 x 61,1 cm große
Studie ist in ihrer bewegten Komposition.
in der vitalen Ausdruckskraft und der
leuchtenden Farbigkeit als ein charaktee
ristisches Werk dieses Künstlers zu
erkennen. Genaue Übereinstimmungen
mit dem Deckenfresko im Bildersaal
der Prülatur des Stiftes IVlelk lassen
vermuten. daß sie die unmittelbar vor?
angegangene Kontraktskizze dafür war.
Das Fresko, das irn dritten Band
der österreichischen Kunsttopagraphie
Seite 293 beschrieben und auf Figur 293
abgebildet ist. wurde bis vor kurzem
noch als ein Werk des italienischen
Architekturinalers Hippotyta Sconzani
aus dem Jahre 1719 bezeichnet. Scone
zani besorgte die ornomentale Rah-
mung der Fresken Rottinayrs in der
Melker Stiftskirche: rnit figurctlen Korn?
posittonen wurde er nicht betraut,
Die irrtümliche Zuweisung des Freskos
wurde anlaßlich der Prandtaueraus-
slellung irn Jahre 1'960 korriglert.
Da das Gewölbe dieses Saales 1738
durch Brand zerstart wurde, erfolgte
die neue Ausrnalung kurz darauf iin
Jahre 1739. Die Zusammenarbeit Rott-
mayr-Sconzani war um diese Zeit
schon durch die Verbindung Paul
lrogers mit dem Architekturrnaler
Goetano Fanti abgelast worden. Sie
schufen 1731 32 den Schmuck des
Kaisersaales und der Bibliothek Ihnen
ist auch, was durch eine stilkritische
Untersuchung belegt werden kann. die
Ausmalung des Bildersciates zu danken.
Den geistigen und optischen Mittetpunkt
bildet der auf einem Triumphwagen
thronende heilige Benedikt. Vertreter
der vier Weltteile ziehen das Gefahrt,
über dem. in Wolken, die heilige Drei?
faltigkeit erscheint. Der Slegeszug der
benediktinischen Ordensregel, darauf
deutet das geöffnete Buch, wird durch
die vorausschwebende Fama und den
nachfolgenden Chronas unterstrichen.
Ein Engel reflektiert mit einem Spiegel
das Licht dieser Lehre auf die Welt:
kugel, während etn van zwei Gart-
nerinrien gepflegter Baum iene Ins
signien als Früchte tragt, die dem
Orden im Laufe der Geschichte zuteil
wurden. Der irn Vordergrund ruhende
Papst weist auf ein Perganrient nriit dem
Schlangenkreis, als Ewigkeitssymbol.
das die Worte trag „Honori inagni
Patriarchae Benedicti." Diese zentrale
Darstellung umgeben inn Bildersaal vier
Frauengestalten als Sinnbilder CltFlSlr
licher Tugenden, ferner zwei Medaitlans
und sechs Grisailleszenen aus dem
Leben des Heiligen Benedikt.
Die aufgefundene Skizze bestätigt die
schon vorher getroffene Einordnung
des Deckengemaldes. Paul Troger stand
damals auf der Höhe seiner Erfolge.
Die großen Fresken in Atienburg.
Zvvettl. St. Palten, Röhrenbach und
Geras verkündeten bereits seinen
Ruhm. Zur gleichen Zelt. als er zum
zweiten Male in Nlelk tatig war. ar-
beitete er in trleiligenkreuzeGuten-
brunn und in Gottweig an der KOtSEF
stiege, deren Fresko einen ähnlichen
Triurnphwagen für Apotheosc
Kaiser Karls VI. verwendet,
Rupert Feuchtmuller
eine
WIEN, NATIONALBIBLIOTHEK:
MEISTERWERKE
NIEDERLÄNDISSHER
BUCHMALEREI
Hinter diesem farblosen Titel verbarg
sich eine wichtige Ausstellung, deren
wahrer Sinn sich in der Bezeichnung
des in französischer Sprache erschie-
nenen wissenschaftlichen Kataloges
offenbarte; sie lautet in der Über-
setzung: ..Manuskripte und gedruckte
Bücher, die die Geschichte der Nieder-
lande betreffen 7 1475-1600." Wes-
halb nun ein französischer Katalog?
Nun. diese Ausstellung war eine Heim-
kehrerin; die Brüsseler Bibliotheque
Royale hatte sie zum hundertfünfund-
zwanzigjöhrigen Bestandsjubiläum und
zur Zehnjahresfeier des österreichisch-
belgischen Kulturabkommens erbeten.
und in Brüssel war sie bei größtem
Publikumserfolg auch vom 5. Mai bis
8. Juli dieses Jahres zu sehen. In Wien
blieb sie im Prunksaal der NB bis
Mitte Oktober zugänglich.
52
Die österreichisch-belgischen Beziehun-
gen datieren seit 1477, dem Jahr der
nburgundischen Heirat" Kaiser Maxi-
milians l. Der Habsburger trat damals
das glanzvolle. verpflichtende Erbe der
Burgunderherzöge an und führte es
in vollem Bewußtsein seiner historischen
Mission weiter: das bedeutete, daß u. a.
die llluminatoren. die für die Hof-
haltung der .,Grands Ducs d'Occident"
t'a'tig waren, nunmehr in die Dienste
Maximilians traten und dementspre-
chend Themen und Persönlichkeiten
zu behandeln hatten, die mit dem
Herrscherhaus in innigster Verbindung
standen. Besonders anschaulich wird
das an der ergreifenden Gestalt der
Tochter Maximilians, Margarete von
Österreich, die als Staithalterin der
Niederlande große politische Leistun-
gen vollbrachte. das Unglück ihres
Lebens (denken wir an ihre von po-
litischer Rüson diktierten Heiraten
und schließlich an den Tod des so ge-
liebten letzten Mannes. Philibert von
Savoyen) in Kunstwerke umzuschmel-
zen verstand 7 vor altern die Grabes-
kirche in Brou südlich von Dljon 7
und sogar selbst die Dichterfeder er-
griff.
Die Gliederung in Unterabschnitte (Der
burgundische Hof. lnkunabeln nieder-
ländischer Drucker. Das schöne Buch
in den Niederlanden. Gebets- und
Andachtsbücher, .,Forteresse de la Foi".
Margarete v. Österreich7Karl V..
Aus belgischen Klosterbibliotheken,
Niederländische Künstler. Hugo Blatius
und Augerius Busbeke, Künstler vom
Ende des 16. Jahrhunderts, Goldenes
Vließ-Heraldik-Artillerie, Musik, Nie-
derländische Gelehrte des 15.f'l6. Jh..
Handschriften zur Geschichte der
Niederlande und schließlich Werke des
Johannes Gielemans) verdeutlicht die
Breite der Ausstellung allein im The-
matischen. In ihrer didaktischen Be-
deutung kann sie gar nicht hoch genug
eingeschätzt werden, manifestiert sich
in ihr doch wieder einmal 7 und so
knapp nach dem großartigen Beitrag
der NB zur Ausstellung .,Urn1400" 7.
welch geistige Großmacht Österreich
war und noch ist. wenn es ihm beliebt.
die Schleusen seines kulturellen Be-
sitzes zu öffnen.
Zu den llluminationen der Stunden-
bücher 7 das wahrscheinlich bedeu-
tendste ist das Rothschildsche 7 Gebet-
bücher. Chroniken, Legendensamm-
3 Paul Troger, Entwurf für das Fresko irf
Prälatensaal von Stift Melk