Wien: Herrschlc nach im Jull außersle
Aklivilül bei all den kleineren und größeren
kunslausslellenden lnslilulianen Wiens, so zog
im Allgusl die seuregurkenzeii ein. An wirk-
lich wichligen Ereignissen ware neben einer
Phaiaaussieliung "Bulgarische Halzschnilf-
kunsl" im Valkerkundemuseum nur die
große. vom Kulfuraml der Sladl Wien ver-
anslaliele Freilichlausslellung .,Plasu'ken im
Sindzpark" zu verzeichnen. Dreiundzwanzig
Werke waren zu sehen, zehn davon gingen
auf Aulrüge der Gemeinde Wien zurück.
Der allgemeine Nennen man versuchl. sich
zwischen der Scylla eines plailen. billigen
Naluralismus und der Charybdis ..absoluler
zu keinerlei Konzessionen geneigier Bild-
neuerei liindurahzuiasien. so gui es gehi
Kampromißlais irn sinne der "süßen" seie
waren lediglich die Bronzegruppe .,iunge
Menschen" von Siegfried Charoux. die sich
ganz klassizislisch gab. und das "Tierrelief"
von Elisabelh Slracholinsky. das in slark
hislorlslerender Weise Anlehnung an l(reli-
sches. Allsleinzeilliches. oder elwa an baby-
lonische Siegelabroliungen. wenn nichl ger
des lschlarlar suchle. zu den ganzlich
"Sauren" sind Andreas Urleil mii einer wie
aus Schlackebrocken zusamrnengeiiigien .,Lie-
genden". Josef Seebacher mii einer sehr
schonen "Farm", Rabilschko mil einer un-
geheuerkanzenlrierien eisernemßlehenden".
Jasef Schagerl mil seinem kubislischen
Brunnen und Rudolf Kedl mll einer säulen-
h_afl an- und abschwellenden ..Slehenden
Figur" zu rechnen. Alle anderen Elisabelh
Turall, Harsi Aschermann. Oskar Baiiali.
Franz Fischer. Trude Franius. Alfred Kurz.
Alfred Malzke. Rudolf Schrnidl. Rudolf
Schwaiger und Gabriele Walderl versuchen,
vom Wesenscharakfer des Malerials aus-
gehend (zumelsl Kunslslein oder grobkörni-
ger. unglällbarer Nafurslein) lu einer Ver-
einfachung der Formen im Sinne der Ver-
deullichung der slruklurellen ldee des Molivs
(ausnahmslos Tiere und Menschen) zu ge-
langen. Alois Heidel lelslele sich hiebel.
indem er Bauziegeln als Malerial wählle.
rnli seinen beiden Barenfiguren. die wirkien
wie aus Sleinbaukaslenelemenlen zusammen-
geslelll. eine forscherisch-lragische Enlglei-
sung: gesonderter ähni seien Josef Pillhofer.
der eine Bronze-Tänzerin in expressianisli-
schtn. wohl vom Fulurismus inspirierlen
Rhylhmus auf die zuckenden Beine sfellle.
und Alfred l-lrdlicka. dessen "Liegender"
aus Nalurslein ein echles Denkmal mensch-
iiziier Tragik in der Vergeblichkeil allen
Ringens und Bemühens isl. Leider war
gerade diese Plaslik. die auch bei dem sehr
krlflschen und zu keinerlei Konzessionen
bereuen Passanfenpublikum Verslündnis fand,
am allerungünsligslen euigesielii. besser ge-
sagl: hingeiegl.
Wie immer in den Somrnevmanalen. war
Oslerreichs geisliger Schwerpunkl in Salzburg
zu suchen. das GUCh ausslellungsmüllig durch
ein geradezu lnflalianislisches Massenauige-
bol zu beeindrucken suchle.
Die ceierie Welz zeigle in ihren Rauriien
Werke ilalienischer Meisler des Z0. Jahr-
hunderls, hinler vielen der erlauchfen
Namen Campigll. Carra. de Chirico.
Greca. Gulluso, Manzu. Marcasiano. MGFIFII.
Morandi. de Pisis. Salvadciri. Severini und
Slroni slanden freilich kaum mehr als
periphere Leislungen. zu beeindrucken ver-
mochle Cerneigii mil einem prüchligen
Frauenkapf und eineni Deepeibildnis "Die
Schweslern", Emilia Greco und Glacama
Manzü mil bildliauerischen Arbeilen und
Zeichnungen, Renaia Guliiisa mil ungesiu-
men. uberkuhnen Aklen und einem herr-
lichen. fiebrlgen "Großen Slilleben". Mo-
randi rriil einem charaklerisllschen Siilleben.
..Sl. Marlins in ihr: Fields. Lon-
siiirniisch-pasiirnpressianisiisrh
de Pisis mil
don". einer
hlngeschrlebenen Graßsladlvisian sewie Elr
nem iruiien liegenden weiblichen Aki
(siehe Abb.), Gina SGVEYIHI mii "Hürden-
reiier". einer poinlillisiischen "Hommage a
Seural" (siehe Abb.) und schließlich Maria
Slroni mil seinen spülen Komposilianen.
Unzweifelhall kann diese Welz-Ausslellung
HlChl als eine der besien der verdienlen
Galerie angesprochen werden. doch isi
allein schon die Verbringung einer so
greßen Anzahl von werken ilalienischer
Künsller, die heufe zu den geschüizleslen
und ieiiersien der Well zahlen. eine IFIHEF-
halb des deufschen Sprachraumes bemerkens-
werte Tal.
iin lwerglgarlen halle Friedrich Welz in
seiner Eigenschafl als Direklar anlößlich
des zennianrigen Beslandes der lnierneiie-
nalen Sornmerakademie für bildende Kunsl
eine Aussiellurig von Werken der Lehr und
Schüler elablierl und sich hiebei des T- 'rmi-
gen Grundrisses des zur Verfügung stehen-
den. mehr als jümmerlichen Baracken-
Pavillons klug bedieni. 0er senkrechle Flügel
des Raumes war einer ..i-larnmage e Ko-
koschka" geweihl und zeigle einen repräsen-
faliven Lüngsschnill durch das graphische,
zeichnerische und aquarellislische Schaffen
des greisen Meislers der "Schule des Sehens".
nie Folge gipfelle in den z. T. umslrillenen
Enlwürfen fur Bühnenbilder von Raimund-
siiieken und war ein einziger iubeigeseng
auf künsllerische Spanlaneilal iin Eriessen und
Wiedergeben aplischer und seelischer Er-
lebnisse. Die Auswahl der Schülerarbeilen
bewies, dall Kokaischkas Lehren auf fruchl-
baren Boden gefallen sind; wenn auch ver-
merkl werden muß. dall all die zahlreichen
Aquarell-Skizzen in ihrer Gesamlheil ein
wenig zu nkokosciikesk" sind. so rnuß doch
auch feslgehalfen sein, daß O. Ks Schüler
auf ihren menschlichen und künsileiischen
Lebensweg den Mui und das Bekenninis zu
dem. was man unmillelbar siehl. erlebl und
empfindel. enlschieden milbekommen haben,
Farbloser waren die Rechenschaflsberichle
über die Leislungen der Bildhauer- und
Archlleklenklassen sowie über die Töiigkell
der graphischen Versuchswcrkslölle (Sldvl
Soucek) Aber das mag wohl sldrker an der
Maierie und der räumlichen Begrenzung.
als an den Lehrern. Schülern und Veranslal-
fern liegen.
lm Künstlerhaus zeiglen die Maler. Graphiker
und Bildhauer der ._selzburger Gruppe"
eine Kollekfion van 99 Arbellen in z. T. sehr
gedrüngler. unübersichllicher Aufslellung.
Die Angehörigen der scrupne" zeishneii
sich in ihrem Bemühen durch das Ringen um
große lechnisch-handwerkliche Gediegen-
heil und echlen Ausdruck aus sei es.
daß sie posl-lmpresslonislisch arbeiien wie
Hildegard Janlsch-Kassner. expressianislische
We e gehen wie elwa Rudolf Hradll ("Pa-
risg. sich Visionen aus südlichen Bereichen
hingeben (Max Pfeiffer-Walenphul). bewußl
prlmlllvlälcrcrl (Agnes Mulhspiel) eder aus
echlen elemenlaren Impulsen schapfen wie
Trudr Engelsberger oder Helga Müller.
Anlon Sleinharl bewbhrl sich wiederum als
der große Seher heimallicher oder ferner
Landschaflen. lrma Taledo hal auf einer
Südamerika-Reise immens viel geierni und
isi zu spanlanen Ausdruckswerlen gelangl.
Ein Sanderlab dem großen. mechanisch ge-
webien Wandleppich von SlOVl Soucek und
den dämonisch-dekoraliven Arbeilen van
Kay Krasnifzky. Den hier aus Raummangel
nichl Genonnlen sei ein ehrliches Pauschallab
gesaendel; in wien siehi man insgesaml in
vergleichbar umfangreichen Ausslellungen
weil weniger Qualilül eis in der viel zu
wenig beachlelen Schau ln Salzburg. Es
wer eine prächlige Idee, der Aussiellung
sieii eines Kalalages ein Hell mii originel-
araphiken aller kunsiier der "Gruppe"
mil auf den Weg zu geben. Der kleinen.
lechnisch hervorragend geglücklen Publi-
kaiian, die um relaliv lacherlich geringes
Geld in einer handsignierlcn und numerier-
len, respeklive einer unbezeichrielen Ausgabe
erschienen war. wird Sich wahl in Kürze
das lnleresse der seriasen Sammlerschafl
7 zuwenden.
ln den Dorrmratorien fand die lll. Biennale
chrisllicher Kunsl der Gegenwarl siail; diese
verensiaiiung wer noch aroblemaiischer als
die enlsprechenden aiennaien der Voriahre.
hallen vor allem eine Reihe von Slaalen
ihre Nennungen zurückgezogen. sa daß der
Schau jeglicher echl enzyklopüdlscher Cha-
rekier abging und die verieiiung der Akzenle
zwangsiaurig nichl der lalsachlichen Silua-
iien enlsprach. Nach dazu blieb rein eiis-
slellungslechnisch die schwierige Archileklur
der Oraiarien unbewölligl und es rnußien
empfindliche Mängel bei der BeziFferung der
Exponaie feslgesielll werden. An inleressanlen
obieklen rielen auf: Zinniabernakei von
Roger Bonduel. Belgien, fürchlerlich kllschlge
Keramiken von Max Vanderlinden ("Das
Leben Mozarls". ..Das Leben des hl. Alexius").
die informallven Monlagen, Pholos und
Pläne von Kirchenbaulen des verslorbenen
Ai-zhiieklen Richard Schwarz. Frankiuri. die
afl ans Gespensiische rührenden Arbeiien
myslischer Iren (besaiiders die Kreuzweg-
slalianen von Richard Kingslan), die lilurgi-
schen Gerüle in Siahl und Gold des Osler-
reichers Helmul Gsellpoinler. die Original-
karlons des Schweden Einar Farselh fur die
neue Kalhedrale von Covenlry und vor eiiem
das wohl wichllgsle Exponal der gesarnien
Ausslellung. der Alfarrelabel des Spaniers
idsi- iuis Sanchez riir ein l-xvrrillerihaus in
Madrid. Was der laiennaii- anscheinend
grundsalzlich iehii, isi eine iieiergehende. um-
iassende verbereiiungsarbeii im Organisa-
lorischen wie im Technischen. Es wäre
8 schade. wenn hier eine an sich guie und
labcnswerie Sache an Andmie zugrunde
ginge.
lm Mirabell-Casino wurden Arbeiien Bremer
Kiinsller gezeigl. Es handelle sich um eine
Veranslallung von durchaus Hoflizlellem"
Ciiarakler. wie aus dem vani Bremer Kunsl-
scnalar unlerferliglen Kaiologvorwarl her-
vorglng. Leider haben die Bremer Künsller w
an sieh schon keine Personllchkeilen von
aufierordenllichem Rang in Salzburg
keine sehr gasirreundiirhe Aufnahme ge-
lunden, ia. man muß sagen. daß die Hangung
in einem sehr ungünsligen Raum des Spiel-
casinais van geradezu erschüliernder Lieb-
lasigkeil und Gleiciigüliigkeil war: es sah
kaum besser aus als in einem Kunslrnagazin.
und die Talsache, doß hinler einem Bürapull
der admlnislrallve Belrieb der Salzburger
Berufsvereinigung bildender Künsller (aus-
gerechnel sie zeichnele als Veransiallerin!)
weilerlief. nahm der Schau den lelzleri Resl
von Wurde. Wer immer auch veranlworlllch
zeichnen mag - es isi den Belreffenden ge-
Jungen. jegliche Begegnung mii werken und
Menschen resflos zu hinlerlreiben. Da kann
nien Wirklich nur nach rnil dein güfigen
Kaiser Ferdinand fragen: .,Jo. derfen's
denn ddsl"
Auch in Graz gab es während der Sommer-
manalc inleressanle Ausslellungen: Die Neue
Galerie am Joanrieum zeigle aus Eigen-
besländen und Privalbesllz eine kleine, aber
erslklassige Auswahl von Werken Gusiav
Klimls. der am 14. iuii sein hunderisies Le-
bcnslahr vaiiendei hülle, Klimls Oeuvre hei.
WIC man sah. in Graz einen günsligen samm-
lerischen Baden gefunden, und ohne Zweifel
gehören werke wie „Deine mii Federhul"
(1910). die spüle Garlenlandschafl (1916) und
"Kirche ln Unlerach" aus dem gleichen Jahr
zu den absalulen Hauplwerken des Meisiers.
Die elndrucksvollsle Lelslung isl ohne Zweifel
ClIC ..Danae" von 1905 OB. wohl die klim-
ilschesle aller hier gezeiglen Arbelfen. An
Gemälden gab es neben einer fruhen Ol-
sludie zu einem Giebelleld im Wiener Burg-
lhealer (..Aliar des Dianysos") nach die
bezaubernde ..Kirche in Cassone" zu sehen
Zweiundvlerzig bedeulende Haridzelchnun-
gen aller Scharfensperiaden ruridelen das
Bild dieser Schau. die als Praludium zur
großen Wiener Kliml-Ausslellunri der Alber-
iine und dei Osierreiehisani-n Galerie irn
Herbsl dieses Jahres angesehen werden
kann.
Im Grnzer Ferum Siridzpark zeigien zur gleichen
Zeii Paul Roflerdam und Frilz Harlluuer
Malereien und Plasliken. Beide Künstler.
Angehorigc der iu gen Genereiien. gehen
eigene. sehr Der; iieiie Wege. ihr Werk
isi unzweifelhafl ein weseniiieiier Beilrag
zur Enlwicklung der Gegenwarlskunsl.
Auch im Ausland waren und sind Künsller
aus Öslerreich emsig ein Werk. So wandall
Arnulf Rainer auf Hunderlwassers Spuren
und beglückle Japan mii seinen Uberrnalun-
gen. Es kann rllchf geleugnei werden, dar!
die in ieeenisrher Schrill niedcrgezeichnelen
lilerarischen Kalalogbellrüge von Pierre
Reslany und Yashiaki Tono van hohem
graehiseiiem Reiz sind.
Frunkfiirl am Main beherbergle im Nebbicn-
schon Pavillon eine vom lnlcrnalianalen
Kullurr und Auslauschzenlrum veranslallele
Ausslellung von Federzeichnungcn des außer-
ordenlllch sensiblen und sublilen Linzers
Peler Kubavsky, dessen Enlwicklung zu
grenien Hoffnungen berechligl. Er isi aus
der Kunstschule der Slndl Linz hervorgegan-
gen. die im abgelaufenen Sommer Graphik
irn breiiesien Sinn des Worles freie Gra-
phik, Schrillgraphik, Gcbrauchsgraahlk
irn Kiingsber-Miiseiiin in Offenbach gezeigi
halle. wobei sowohl die Lehrer (Dr. Alfons
Orlner. Friedrich Neugebaucr. Erich Buch-
egger) als auch die Schüler zu werie kamen.
Als Dokumenlalion der Schau dlenle ein
hervorragend ausgesiaiieies, illuslrierfes und
Draduzierles Bilderhefl mil einieiienden
Texlen. Schwarzweiß- und Farbenrepro-
duklionen sowie einem ausführlichen Ver-
zeichnis der Aussfellenden.
GLAS UND PORZELLAN
BEI SOTHEBY'S, 9..10.JULI 1961
Bei dieser Versleigerung von Porzellan und
Glas wurden inieressenle Ergebnisse erzieii.
Auch der öslerreichische Handel nahm an den
Auklianen regen Anieii. Die Preise lagen. wie
aus Londoner Zeiiungsberishien hervorging.
empfindlich über den Vergleichswerfen ver-
gangener lehre. sa erzielle ein weiiers riiehi
iianer beschriebenes Glas-Objekl. das 1930
e Pfund s siiiiling erbrachle, zwanzig ienre
seaier z 16 und 1961 s 90. das sind oS 61080. i
Ein anderes Glas. das 1955 L so erzielie,
wurde ein s. Jull dieses Jahres uin 2190
verkaufi (13.ea0.-). Andere inleressanle
Preise der Glasaukiien- Venelianisches Dek-
kelgefül}. 17.112. Jh., es ii-iu- Fagan-de-
Venlse"-Becher. 1a. Jh., es 9360 -. Vene-
iianische gedeckelle vese es zaso Schle-
slscher Deckelaukal, Mille 1a. Jh.. es 2o.1so.-,
waeeeniiurrieen. deulsch. dei. iszz.
dsasoo- rirhieigebirgsgies" rühes18.Jh..
es 5400 "Famillenhumpen", dal. 1671.
o5 18.000. . Das ieuerslc konlinenlale Glas-
abiekl, ein .,Mdrchenhumpen". wurde mii
es 20.160. - einem eiiernais wiener i-iandler
zugeschlagen. Das für England wien "gsie
Slück war eine Karaffe rnii sechs Fußgl" ern,
Nlille des 17. in, das izeea- (oS 421,960. l
erzielle. Bei den Porzellanen heben wir ein
All-Wiener Täle-a-Töle-Servicc hervor (sig
Lamprechfl. das VON Kaiser iesei II. einem
Mensieiir de Biggin bei dessen Abschied aus
wien geschenkl worden wer. Es erbrachic
semi beiliegender originaikarreseendenz
aS Z6 640. - .
KUNSTGEGENSTÄN
(Zu den Abbildungen 1