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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 62 und 63)

Buchbesprechungen 
Die Kronen des Hauses Öster- 
reich. eine Serie von drei Bündchen. 
herausgegeben vom Verlag Herold. 
Wien-München. Hermann Fillitz. 
die österreichische Kaiserkrone. 48 Text- 
seiten. Z4 Kunstdrucktafeln. S 46.7. 
Karl Schwarzenberg. Die Sankt 
Wenzels-Krone und die böhmischen In- 
signiert. 68 Seiten, 24 Tafeln. 6 Text- 
zeichnungen. S 68, -. und Magdu 
von Barany-Oberschall. Die Sankt 
Stephans-Krone und die ungarischen 
lnsignien. 80 Seiten. 33 Abbildungen 
auf 33 Kunstdrucktafeln. S 68.7. 
Aus der Feder von drei. für diese Ar- 
beiten besonders durch ihre dienstlichen 
Stellungen und ihre Herkunft berufenen 
Autoren wurden wissenschaftliche For- 
schungsergebnisse in allgemein ver- 
stündlicher Schilderung zusammenge- 
faßt. lm ersten Band zeigt Willy Lorenz 
in einer historischen Einleitung, wie im 
österreichischen Kaisertum die Tradi- 
tion des Heiligen Römischen Reiches 
fortgeführt wurde. Hermann Fillitz be- 
schreibt dann ausführlich Entstehung 
und Aussehen des österreichischen Kron- 
schatzes und behandelt auch die inter- 
essante Tatsache. daß diese österreichi- 
schen Kroninsignien wohl staatsrecht- 
lich wichtige Zeichen mit starker Sym- 
bolkraft waren. jedoch nie in Funktion 
traten. da keiner der vier österreichi- 
schen Kaiser sich krönen ließ, Fürst 
Schwarzenberg und Magda von Ba- 
ranv-Oberschall behandeln in ihren 
Ausführungen das Werden des böhmi- 
schen Königlums. die Mystik der heili- 
gen ungarischen Stephanskrone und 
machen sodann den Leser mit den viel- 
fältigen historischen und kunstgeschicht- 
lichen Problemen der Kroninsignien 
bekannt. Genau werden auch das böh- 
mische Krönungszeremoniell und die 
ungarische Krönungsordnung geschil- 
dert. sowie in zwei Listen die Herrscher 
dieser beiden Länder aufgezählt. Das 
reiche Abbildungsmaterial aller drei 
Bände lößt das behandelte Thema be- 
sonders anschaulich und lebendig wer- 
den und das Literaturverzeichnis wird 
jeden speziell Interessierten. angeregt 
durch die drei Bündchen. zu weiteren 
Studien dieses Komplexes altösterreichi- 
scher Geschichte führen. Die drei Büch- 
lein sollten unbedingt aufeinander fol- 
gend gelesen werden. sie ergänzen sich 
blendend und machen uns nicht nur mit 
nationalen Schützen vertraut. sondern 
erinnern uns auch an die verlorene 
übernationale Einheit des mitteleuro- 
päischen Raumes, 
Stümpfl 
Bruno Grimschitz. Ernst Huber. Residenz 
verlag. Salzburg 1961. E8 Bildtafeln. darunter 
einige farbige. 15 Textseiten. Ganzleinen. 
Ernst Huber. der vor zwei Jahren wahrend 
einer glanzvollen Ausstellung in der Wiener 
seeession plotzlich und gänzlich unerwartet 
verstarb. gehört zu den wenigen ernslzu- 
nehmenden Künstlern. denen die Ausein- 
andersetzung mit der gegenstandiiehen well 
nie zum Problem wurde. Sein werk belegt 
die alte These. daß so viele Möglichkeiten 
der umweltdarsteltung existieren. als es 
Temperamente und Persönlichkeiten gibt. 
Hubers Werk war in reiehem Maß der Dai. 
slellung der niederösterreichischen heimat- 
lichen Landschaft geweiht, aber auch die 
intensive tieisetdligkeii (USA. Nordafrika) 
fand ihren Niederschlag in beglückerlden 
Bildern, die stets einen ganz unverkennbar 
parabolischen sinn sauren lassen. winter- 
landschaflen tagen dem Künstler ganz be- 
sonders. e tn der vorliegenden. reich be- 
btlderten Publikation setzt Bruno Grimschitz 
dem frühverstorbenen Freund in Gestalt 
einer biographischen Einführung ein oenk. 
mal: Karl Heinz waggert schrieb ein- 
begleitende warte. 
Ernst Koller 
56 
.,Europeort Glas 181 Seiten. über 100 
großformatige Abbildungen. zweisprachig: 
englisch-deutsch. Formal DIN A 4. Heraus- 
geber und Schriftleiter: Fritz Müller. Er- 
schienen im ..Sprechsaal-Verlag". coburg. 
Preis DM 10.-, 
Für den im Juli stattgefundenen Vl. inter- 
nationalen Glaskongreß in Washington er- 
schien diese Publikation. die neben techni- 
schen Beiträgen über neueste Forschungs- 
ergebnisse auch eine Reihe van historischen 
Aufsatzen namhafter Gelehrter über Ge- 
brauchs- und Hohlglas enthält. Was zustande 
kam. ist ein repräsentativer Querschnitt der 
europäischen Glasproduklion. der durch 
besonders gutes Abbildungsmaterial anschau- 
lich aemacht wird. Auch die Gestaltung und 
der Druck ist hervorragend gelungen und 
verleiht der Publikation ein zusätzliches Ge- 
wicht. Alle. denen die Glaskunst ein Anliegen 
ist. der sammler. der Formgeber. der interes- 
sierte Laie und der Fachmann. werden aus 
dieser Publikation wertvolle Anregungen 
schöpfen. 
 
Kurtwaisetsehlager.Meisterwerkeder 
österreichischen Barockmalerei in der 
Alten Galerie am Landesmuseum Joan- 
neum in Graz (Joannea Publikationen des 
steiermarklsehen Landesmuseums Joanneum. 
Bd. 1). 21a s.. 100 Taf.. davon 20 tartsig. 
Anton Schrott s. Ca.. wien. 1961. 
Das 150iührige Bestehen des Grazer Joan- 
neums war der Anloß zu dieser Schrift Kurt 
woisetsehlagers. in der er die eestande der 
Alten Galerie an deutscher und österreichi- 
scher Barockmalerel in Form eines Catalogue 
raisanne darbietet. obwohl der Hauptbe- 
stand erst in den letzten so lahren zusammen- 
getragen wurde. so sind doch nicht weniger 
als 3a bedeutende Künstler vertreten die der 
toanneumsgalerie einen hervorragenden 
Platz unter den privaten und artentlirhen 
Barockgalerien sichern. Neben den Tatet- 
bildern nehmen die Entwürfe und skizzen 
einen breiten Raum ein; mit 47 Arbeiten 
rangiert auch hier das laanneum in der 
Spitzengruppe. Den größten gesehtessenen 
Bestand bilden die Werke van Martin Johann 
SCttmldt. dem sogenannten Kremserschmldt. 
Alle Schaffensperioden kdnnen an den 
2a Bildern der sammtung vorzüglich studiert 
werden. 
Diese inustergitttige Publikation ist vom Ver- 
lag hervorragend ausgestattet worden, Die 
10 Farbbilder wurden direkt nach den 
originalen hergestellt und vermitteln in ihrer 
wohlbedachlen Auswahl gleichzeitig auch 
einen exzellenten Uherblick über den wandet 
dertarbigen Auffassung im Laufe des ts. Jahr- 
hunderls, Mrctzek 
Erich Klatt, Die Konstruktion alter 
Möbel, Form und Technik im Wandel 
der Stilarten.1B5 Abbildungen. zahlreiche 
Werkzeichnungen. 191 Seiten. Julius Hoff- 
mann Verlag. Stuttgart 1961. 
In der reichen Literatur zur Geschichte der 
Motbelkunst wird man zumeist vergeblich 
eine eingehendere Behandlung der in den 
einzelnen Ländern und Epochen unterschied- 
lich gehandhablen Techniken des Möbelbaus 
suchen. Das Hauptgewicht wird stets auf die 
Darlegung der stilistischen Entwicklung. auf 
die Kenntnis der zeitgemäßen Formen und 
ornamente gelegt. und doch kann mit den 
dabei erarbeiteten Kriterien bei weitem nicht 
immer das Auslangen getunden werden. 
wenn es um die Beantwortung der Fragen 
nach Dotierung. Lokalisierung und der Echt- 
heit eines Möbels geht. Mit der Herausgabe 
des Buches "Konstruktion alter Möbel" 
wurde daher ein höchst wertvoller Beitrag 
geliefert. weil hier ein bisher viel zuwenlg 
berücksichtigter Fragenkomplex in den Blick- 
punkt des Interesses gerückt wurde. Sammler 
und Liebhaber alter Möbel finden in diesem 
tnstruktiven und vorbildlich ausgestatteten 
Werk einen Leitfaden. um sich die wichtigsten 
Kenntnisse über die wechselnden Konstruk- 
tionsmethoden beim Möbelbou von der 
Ramanik bis zum Beginn des 19. Jh. anzu- 
eignen. Während die übersichtlich ange- 
ordneten und erläuterten Werkzeichnungen 
den Zusammenbau der einzelnen Möbel- 
typert - Truhen. Schränke. Kommoden. 
Betten. Tische und Sltzmübel - im Ablauf 
der Zeit und der Stile anschaulich machen. 
unterrichtet die Einführung in knapper und 
übersichtlicher Form über die Entwicklung 
und ständige Vervollkommnung der Arbeits- 
weise, der Holzverbindungen und über die 
Verbsserung der Werkzeuge. mit deren 
Hilfe eben die in den Werkzeichnurtgen dar- 
gelegte zunehmende Zweckmäßigkeit der 
Konstruktion und die dem Zeitgeschmack ent- 
sprechende künstlerische Ausstattung ge- 
währleistet wurde. So ist das Buch dank seines 
reichen Abbildungsmaterials für alle. die 
sich mit der kunsthistorischen Beurteilung. 
mit der Konservierung und Restaurierung von 
alten Möbeln zu befassen haben, ein unerlüß- 
licher Arbeilsbehelf. Windisch-Graelz 
Profile. Hans Nugelmüller. 190371953. 
Forum Stadlpark, Graz. Der erste Band 
der vom Grazer ..Forum Stadtpark" heraus- 
gegebenen Publikatiortsrelhe ist von Dr. Kurt 
Woisetschläger vel-taßt. Er ist einem fast 
unbekannten Maler gewidmet. der als 
Dilettant begann. um als Konner von Rang 
im Alter von tiiiiizig Jahren eine Karriere 
zu beenden, die sich, unbeachtet von der 
Öffentlichkeit, ganz im stillen vollzog, Die 
Einteilung des werkskataloges in die Unter- 
abschnitt: "Frühe Werke" (etwa 192571938). 
..Kriegsjahre" (1939-1945). ..Entwieklung 
der zeichnerischen und malerischen Form" 
(194671948). "Vereinfachung. Farbigkeit. Ab- 
strakti " (1949 1950) und schließlich "Spöt- 
werke" (195171951) veranschaulicht den 
Werdeaanq des Künstlers vortrefflich: nach 
exoressianistisrhen Antangen kommt eine 
streng naturgebundene Stufe. in der die 
Erscheinungswell erobert und das handwerk- 
liche Können ausgebaut wird. Im Zeichen 
von Vergeistigunq. Monumentaltslerung. 
svmbolisierung und Ausbildung "reiner" 
Formen endet ein Lebenswerk. das liebens- 
und schötzeriswel-i ist ob seiner Feinheit und 
Zurückhaltung. Koller 
 
La Toison d'Or. clna s .lcs d'Art 
et Historie. cxeasitisn au Musäe com- 
munal des Beaux-Arls. Bruges. catalogue. 
14. 7.-31.9.19o2 
Am 14.Juli wurde in Brügge die unter dem 
Protektorat des Konigs der Belgier stehende 
Ausstellung über den Orden vom Goldenen 
Vließ vom Ordenssouverün und Chef des 
Hauses Österreich feierlich eröffnet. Seit 
über 500 Jahren verbindet der Orden v'm 
GoldenenVlieB die Namen der ersten Familien 
Eurooas. und in der historischen Einleitung 
zum Ausstellungskatalog präzisiert Vicomte 
Terlinden. daß die Souveränität über den 
Orden nicht an ein Territorium gebunden 
ist. sondern religids-riilerliehen Charakter 
hat. Durch Erbschaft vom Hause Burgund 
kam das Goldene Vlieli an das Haus Oster- 
reich und verblieb bei dessen spanischer 
Linie. Nach deren Aus erben war der recht- 
mäßige Ordenssouvef im österreichischen 
Zweig des Hauses Habsburg und wurde 
und wird von diesem auch heute noch gemäß 
seinem ursprünglichen slatut als religiöse 
Ordensgemeinschaft mit persönlicher ein- 
dung an den souverain autgetant. Die 
spanischen Könige verliehen das Vließ 
konfessionell ungebunden als höchste staat- 
ltche Auszeielinung. vielfach an Angehorige 
von Herrscherfamilien. selbst nichtchrist- 
licher Religionen. 
Die Brügger Ausstellung zerfallt deutlich in 
drei Teile. namlich in den ersten. 216 Ex- 
ponate umfassenden Abschnitt bis zum Tode 
des letzten spanischen Habsburgers. und die 
111 Objekte des zweiten und drilteh Teiles. 
welche sich getrennt mit dem österreichischen 
und spanischen Vlleß befassen. Besonders 
reich mit hochwertigsten Objekten ist der 
erste Teil beschtckt. dessen Eindruck noch 
erhöht wird durch den ihn umgebenden 
ursprünglichen. historischen Rahmen des 
Ordens. Liegen doch Maria von Österreich- 
Burgund. durch welche das Goldene Vlleß 
cln das Haus Habsburg kam. und deren 
Vater Karl der Kühne in Brügge begraben. 
Souveräne und Ritter des Vllelles sind in 
hervorragendslen Meisterwerken der Por- 
trütkunst versammelt. Plastiken. prachtvolle 
Mengewdnder und ausgewdtitte Arbeiten der 
Goldschmiedekunst sowie Urkunden und 
Statutertbücher geben einen tiefen und 
breiten Einblick in Geschichte und Kunst- 
schaffeh aus drei Jahrhunderten. 
Die 1711 beginnende Teilung ln eine öster- 
reichische und spanische Verleihung ist mit 
Recht in der Ausstellung hervorgehoben. 
jedoch wurde diese lange und nicht minder 
wichtige Periode der Orderisgeschtchte arg 
vernachlässigt. so zeigen die Partrats der 
verschiedenen Ordenssouveräne die Dar- 
gestellten nicht im Ordetisartiat. obwohl es 
eine reiche Zahl solcher Bilder von der 
Hand bekannter Künstler gibt. Vergebens 
sucht man dann alle jene Träger des Gol- 
denen Vließes aus dem 18. und 19. Jahr- 
hundert. die nicht nur durch bedeutende 
Namen. sondern durch personliche Taten 
berühmt wurden und aus unserer Geschichte 
nicht wegzudenken sind. Kein österreichi- 
scher Staatsmann. kein kaiserlicher Feldherr 
ist zu finden. und spärlich sind die Bilder 
der Mitglieder des Kaiserhauses. Diese 
erstaunliche Tatsache beeinträchtigt nicht 
nur die Wirkung auf den vom ersten Telt 
der Austellung begeisterten Besucher, son- 
dern mindert auch den wissenschaftlichen 
wert des Kataloges. Der Katalog mit reich- 
hattigsterri Bildmaterial und sehr ausführ- 
lichem Textteil ist für weite Strecken ein 
außerordentlich nützliches Hilfsmittel jedes 
einschlägig befaßterl Historikers. Zum ersten 
Male ist durch diesen Katalog die ..Liste 
nominale" aller Ordensmilglieder seit dem 
Gründungsjahr - wenn aueti nieht ganz 
fehlerfrei m. gegliedert nach den frühen 
Verleihungen durch das Ordenskapllel und 
ab Philipp ll. nach den Verleihungen durch 
die Monarchen. der Öffentlichkeit zugänglich 
gemacht worden. Die Kurzbiographien der 
in der Ausstellung vertretenen Künstler sind 
eine praktische Bereicherung des Kataloges. 
Doch um wievlel reicher ware die Aus- 
stellung und um wieviel vollstandiger der 
Katalog. wenn nicht die Porträts der Staats- 
männer Kaunllz. Metternich und Felix 
Schwarzehberg leider ebenso fehlen würden 
wie die der Feldmarschülle Starhemberg. 
Eugen van Savoyen. Khevenhütler. Daun. 
Laudon. Liechtenstein, Carl Schwarzenberg. 
ftadetzky und Windlsch-Grätz. Mit Recht 
könnte man erwarten. in einer Ausstellung 
über den osterretchtschen Orden vom Gol- 
denen Vließ diese und noch andere pro- 
minente österreichische VtiefJ-Rtlter zu finden. 
Trotz dieser kritischen Einschränkungen ist 
die Ausstellung in Brügge eine ganz außer- 
ordentlich bemerkenswerte und erlesene 
Schau. deren Gelingen nlChl nur der großen 
Muhewaltung der Herren des Organisations- 
komitees und den Direktoren der Museen 
zu danken ist. sondern zu der auch sehr 
wesentlich das große Interesse und Traditions- 
getuhl der lokalen Behörden und der bel- 
gisehen Regierung beitrug. Stümpfl 
 

	        
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