Buchbesprechungen
Die Kronen des Hauses Öster-
reich. eine Serie von drei Bündchen.
herausgegeben vom Verlag Herold.
Wien-München. Hermann Fillitz.
die österreichische Kaiserkrone. 48 Text-
seiten. Z4 Kunstdrucktafeln. S 46.7.
Karl Schwarzenberg. Die Sankt
Wenzels-Krone und die böhmischen In-
signiert. 68 Seiten, 24 Tafeln. 6 Text-
zeichnungen. S 68, -. und Magdu
von Barany-Oberschall. Die Sankt
Stephans-Krone und die ungarischen
lnsignien. 80 Seiten. 33 Abbildungen
auf 33 Kunstdrucktafeln. S 68.7.
Aus der Feder von drei. für diese Ar-
beiten besonders durch ihre dienstlichen
Stellungen und ihre Herkunft berufenen
Autoren wurden wissenschaftliche For-
schungsergebnisse in allgemein ver-
stündlicher Schilderung zusammenge-
faßt. lm ersten Band zeigt Willy Lorenz
in einer historischen Einleitung, wie im
österreichischen Kaisertum die Tradi-
tion des Heiligen Römischen Reiches
fortgeführt wurde. Hermann Fillitz be-
schreibt dann ausführlich Entstehung
und Aussehen des österreichischen Kron-
schatzes und behandelt auch die inter-
essante Tatsache. daß diese österreichi-
schen Kroninsignien wohl staatsrecht-
lich wichtige Zeichen mit starker Sym-
bolkraft waren. jedoch nie in Funktion
traten. da keiner der vier österreichi-
schen Kaiser sich krönen ließ, Fürst
Schwarzenberg und Magda von Ba-
ranv-Oberschall behandeln in ihren
Ausführungen das Werden des böhmi-
schen Königlums. die Mystik der heili-
gen ungarischen Stephanskrone und
machen sodann den Leser mit den viel-
fältigen historischen und kunstgeschicht-
lichen Problemen der Kroninsignien
bekannt. Genau werden auch das böh-
mische Krönungszeremoniell und die
ungarische Krönungsordnung geschil-
dert. sowie in zwei Listen die Herrscher
dieser beiden Länder aufgezählt. Das
reiche Abbildungsmaterial aller drei
Bände lößt das behandelte Thema be-
sonders anschaulich und lebendig wer-
den und das Literaturverzeichnis wird
jeden speziell Interessierten. angeregt
durch die drei Bündchen. zu weiteren
Studien dieses Komplexes altösterreichi-
scher Geschichte führen. Die drei Büch-
lein sollten unbedingt aufeinander fol-
gend gelesen werden. sie ergänzen sich
blendend und machen uns nicht nur mit
nationalen Schützen vertraut. sondern
erinnern uns auch an die verlorene
übernationale Einheit des mitteleuro-
päischen Raumes,
Stümpfl
Bruno Grimschitz. Ernst Huber. Residenz
verlag. Salzburg 1961. E8 Bildtafeln. darunter
einige farbige. 15 Textseiten. Ganzleinen.
Ernst Huber. der vor zwei Jahren wahrend
einer glanzvollen Ausstellung in der Wiener
seeession plotzlich und gänzlich unerwartet
verstarb. gehört zu den wenigen ernslzu-
nehmenden Künstlern. denen die Ausein-
andersetzung mit der gegenstandiiehen well
nie zum Problem wurde. Sein werk belegt
die alte These. daß so viele Möglichkeiten
der umweltdarsteltung existieren. als es
Temperamente und Persönlichkeiten gibt.
Hubers Werk war in reiehem Maß der Dai.
slellung der niederösterreichischen heimat-
lichen Landschaft geweiht, aber auch die
intensive tieisetdligkeii (USA. Nordafrika)
fand ihren Niederschlag in beglückerlden
Bildern, die stets einen ganz unverkennbar
parabolischen sinn sauren lassen. winter-
landschaflen tagen dem Künstler ganz be-
sonders. e tn der vorliegenden. reich be-
btlderten Publikation setzt Bruno Grimschitz
dem frühverstorbenen Freund in Gestalt
einer biographischen Einführung ein oenk.
mal: Karl Heinz waggert schrieb ein-
begleitende warte.
Ernst Koller
56
.,Europeort Glas 181 Seiten. über 100
großformatige Abbildungen. zweisprachig:
englisch-deutsch. Formal DIN A 4. Heraus-
geber und Schriftleiter: Fritz Müller. Er-
schienen im ..Sprechsaal-Verlag". coburg.
Preis DM 10.-,
Für den im Juli stattgefundenen Vl. inter-
nationalen Glaskongreß in Washington er-
schien diese Publikation. die neben techni-
schen Beiträgen über neueste Forschungs-
ergebnisse auch eine Reihe van historischen
Aufsatzen namhafter Gelehrter über Ge-
brauchs- und Hohlglas enthält. Was zustande
kam. ist ein repräsentativer Querschnitt der
europäischen Glasproduklion. der durch
besonders gutes Abbildungsmaterial anschau-
lich aemacht wird. Auch die Gestaltung und
der Druck ist hervorragend gelungen und
verleiht der Publikation ein zusätzliches Ge-
wicht. Alle. denen die Glaskunst ein Anliegen
ist. der sammler. der Formgeber. der interes-
sierte Laie und der Fachmann. werden aus
dieser Publikation wertvolle Anregungen
schöpfen.
Kurtwaisetsehlager.Meisterwerkeder
österreichischen Barockmalerei in der
Alten Galerie am Landesmuseum Joan-
neum in Graz (Joannea Publikationen des
steiermarklsehen Landesmuseums Joanneum.
Bd. 1). 21a s.. 100 Taf.. davon 20 tartsig.
Anton Schrott s. Ca.. wien. 1961.
Das 150iührige Bestehen des Grazer Joan-
neums war der Anloß zu dieser Schrift Kurt
woisetsehlagers. in der er die eestande der
Alten Galerie an deutscher und österreichi-
scher Barockmalerel in Form eines Catalogue
raisanne darbietet. obwohl der Hauptbe-
stand erst in den letzten so lahren zusammen-
getragen wurde. so sind doch nicht weniger
als 3a bedeutende Künstler vertreten die der
toanneumsgalerie einen hervorragenden
Platz unter den privaten und artentlirhen
Barockgalerien sichern. Neben den Tatet-
bildern nehmen die Entwürfe und skizzen
einen breiten Raum ein; mit 47 Arbeiten
rangiert auch hier das laanneum in der
Spitzengruppe. Den größten gesehtessenen
Bestand bilden die Werke van Martin Johann
SCttmldt. dem sogenannten Kremserschmldt.
Alle Schaffensperioden kdnnen an den
2a Bildern der sammtung vorzüglich studiert
werden.
Diese inustergitttige Publikation ist vom Ver-
lag hervorragend ausgestattet worden, Die
10 Farbbilder wurden direkt nach den
originalen hergestellt und vermitteln in ihrer
wohlbedachlen Auswahl gleichzeitig auch
einen exzellenten Uherblick über den wandet
dertarbigen Auffassung im Laufe des ts. Jahr-
hunderls, Mrctzek
Erich Klatt, Die Konstruktion alter
Möbel, Form und Technik im Wandel
der Stilarten.1B5 Abbildungen. zahlreiche
Werkzeichnungen. 191 Seiten. Julius Hoff-
mann Verlag. Stuttgart 1961.
In der reichen Literatur zur Geschichte der
Motbelkunst wird man zumeist vergeblich
eine eingehendere Behandlung der in den
einzelnen Ländern und Epochen unterschied-
lich gehandhablen Techniken des Möbelbaus
suchen. Das Hauptgewicht wird stets auf die
Darlegung der stilistischen Entwicklung. auf
die Kenntnis der zeitgemäßen Formen und
ornamente gelegt. und doch kann mit den
dabei erarbeiteten Kriterien bei weitem nicht
immer das Auslangen getunden werden.
wenn es um die Beantwortung der Fragen
nach Dotierung. Lokalisierung und der Echt-
heit eines Möbels geht. Mit der Herausgabe
des Buches "Konstruktion alter Möbel"
wurde daher ein höchst wertvoller Beitrag
geliefert. weil hier ein bisher viel zuwenlg
berücksichtigter Fragenkomplex in den Blick-
punkt des Interesses gerückt wurde. Sammler
und Liebhaber alter Möbel finden in diesem
tnstruktiven und vorbildlich ausgestatteten
Werk einen Leitfaden. um sich die wichtigsten
Kenntnisse über die wechselnden Konstruk-
tionsmethoden beim Möbelbou von der
Ramanik bis zum Beginn des 19. Jh. anzu-
eignen. Während die übersichtlich ange-
ordneten und erläuterten Werkzeichnungen
den Zusammenbau der einzelnen Möbel-
typert - Truhen. Schränke. Kommoden.
Betten. Tische und Sltzmübel - im Ablauf
der Zeit und der Stile anschaulich machen.
unterrichtet die Einführung in knapper und
übersichtlicher Form über die Entwicklung
und ständige Vervollkommnung der Arbeits-
weise, der Holzverbindungen und über die
Verbsserung der Werkzeuge. mit deren
Hilfe eben die in den Werkzeichnurtgen dar-
gelegte zunehmende Zweckmäßigkeit der
Konstruktion und die dem Zeitgeschmack ent-
sprechende künstlerische Ausstattung ge-
währleistet wurde. So ist das Buch dank seines
reichen Abbildungsmaterials für alle. die
sich mit der kunsthistorischen Beurteilung.
mit der Konservierung und Restaurierung von
alten Möbeln zu befassen haben, ein unerlüß-
licher Arbeilsbehelf. Windisch-Graelz
Profile. Hans Nugelmüller. 190371953.
Forum Stadlpark, Graz. Der erste Band
der vom Grazer ..Forum Stadtpark" heraus-
gegebenen Publikatiortsrelhe ist von Dr. Kurt
Woisetschläger vel-taßt. Er ist einem fast
unbekannten Maler gewidmet. der als
Dilettant begann. um als Konner von Rang
im Alter von tiiiiizig Jahren eine Karriere
zu beenden, die sich, unbeachtet von der
Öffentlichkeit, ganz im stillen vollzog, Die
Einteilung des werkskataloges in die Unter-
abschnitt: "Frühe Werke" (etwa 192571938).
..Kriegsjahre" (1939-1945). ..Entwieklung
der zeichnerischen und malerischen Form"
(194671948). "Vereinfachung. Farbigkeit. Ab-
strakti " (1949 1950) und schließlich "Spöt-
werke" (195171951) veranschaulicht den
Werdeaanq des Künstlers vortrefflich: nach
exoressianistisrhen Antangen kommt eine
streng naturgebundene Stufe. in der die
Erscheinungswell erobert und das handwerk-
liche Können ausgebaut wird. Im Zeichen
von Vergeistigunq. Monumentaltslerung.
svmbolisierung und Ausbildung "reiner"
Formen endet ein Lebenswerk. das liebens-
und schötzeriswel-i ist ob seiner Feinheit und
Zurückhaltung. Koller
La Toison d'Or. clna s .lcs d'Art
et Historie. cxeasitisn au Musäe com-
munal des Beaux-Arls. Bruges. catalogue.
14. 7.-31.9.19o2
Am 14.Juli wurde in Brügge die unter dem
Protektorat des Konigs der Belgier stehende
Ausstellung über den Orden vom Goldenen
Vließ vom Ordenssouverün und Chef des
Hauses Österreich feierlich eröffnet. Seit
über 500 Jahren verbindet der Orden v'm
GoldenenVlieB die Namen der ersten Familien
Eurooas. und in der historischen Einleitung
zum Ausstellungskatalog präzisiert Vicomte
Terlinden. daß die Souveränität über den
Orden nicht an ein Territorium gebunden
ist. sondern religids-riilerliehen Charakter
hat. Durch Erbschaft vom Hause Burgund
kam das Goldene Vlieli an das Haus Oster-
reich und verblieb bei dessen spanischer
Linie. Nach deren Aus erben war der recht-
mäßige Ordenssouvef im österreichischen
Zweig des Hauses Habsburg und wurde
und wird von diesem auch heute noch gemäß
seinem ursprünglichen slatut als religiöse
Ordensgemeinschaft mit persönlicher ein-
dung an den souverain autgetant. Die
spanischen Könige verliehen das Vließ
konfessionell ungebunden als höchste staat-
ltche Auszeielinung. vielfach an Angehorige
von Herrscherfamilien. selbst nichtchrist-
licher Religionen.
Die Brügger Ausstellung zerfallt deutlich in
drei Teile. namlich in den ersten. 216 Ex-
ponate umfassenden Abschnitt bis zum Tode
des letzten spanischen Habsburgers. und die
111 Objekte des zweiten und drilteh Teiles.
welche sich getrennt mit dem österreichischen
und spanischen Vlleß befassen. Besonders
reich mit hochwertigsten Objekten ist der
erste Teil beschtckt. dessen Eindruck noch
erhöht wird durch den ihn umgebenden
ursprünglichen. historischen Rahmen des
Ordens. Liegen doch Maria von Österreich-
Burgund. durch welche das Goldene Vlleß
cln das Haus Habsburg kam. und deren
Vater Karl der Kühne in Brügge begraben.
Souveräne und Ritter des Vllelles sind in
hervorragendslen Meisterwerken der Por-
trütkunst versammelt. Plastiken. prachtvolle
Mengewdnder und ausgewdtitte Arbeiten der
Goldschmiedekunst sowie Urkunden und
Statutertbücher geben einen tiefen und
breiten Einblick in Geschichte und Kunst-
schaffeh aus drei Jahrhunderten.
Die 1711 beginnende Teilung ln eine öster-
reichische und spanische Verleihung ist mit
Recht in der Ausstellung hervorgehoben.
jedoch wurde diese lange und nicht minder
wichtige Periode der Orderisgeschtchte arg
vernachlässigt. so zeigen die Partrats der
verschiedenen Ordenssouveräne die Dar-
gestellten nicht im Ordetisartiat. obwohl es
eine reiche Zahl solcher Bilder von der
Hand bekannter Künstler gibt. Vergebens
sucht man dann alle jene Träger des Gol-
denen Vließes aus dem 18. und 19. Jahr-
hundert. die nicht nur durch bedeutende
Namen. sondern durch personliche Taten
berühmt wurden und aus unserer Geschichte
nicht wegzudenken sind. Kein österreichi-
scher Staatsmann. kein kaiserlicher Feldherr
ist zu finden. und spärlich sind die Bilder
der Mitglieder des Kaiserhauses. Diese
erstaunliche Tatsache beeinträchtigt nicht
nur die Wirkung auf den vom ersten Telt
der Austellung begeisterten Besucher, son-
dern mindert auch den wissenschaftlichen
wert des Kataloges. Der Katalog mit reich-
hattigsterri Bildmaterial und sehr ausführ-
lichem Textteil ist für weite Strecken ein
außerordentlich nützliches Hilfsmittel jedes
einschlägig befaßterl Historikers. Zum ersten
Male ist durch diesen Katalog die ..Liste
nominale" aller Ordensmilglieder seit dem
Gründungsjahr - wenn aueti nieht ganz
fehlerfrei m. gegliedert nach den frühen
Verleihungen durch das Ordenskapllel und
ab Philipp ll. nach den Verleihungen durch
die Monarchen. der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht worden. Die Kurzbiographien der
in der Ausstellung vertretenen Künstler sind
eine praktische Bereicherung des Kataloges.
Doch um wievlel reicher ware die Aus-
stellung und um wieviel vollstandiger der
Katalog. wenn nicht die Porträts der Staats-
männer Kaunllz. Metternich und Felix
Schwarzehberg leider ebenso fehlen würden
wie die der Feldmarschülle Starhemberg.
Eugen van Savoyen. Khevenhütler. Daun.
Laudon. Liechtenstein, Carl Schwarzenberg.
ftadetzky und Windlsch-Grätz. Mit Recht
könnte man erwarten. in einer Ausstellung
über den osterretchtschen Orden vom Gol-
denen Vließ diese und noch andere pro-
minente österreichische VtiefJ-Rtlter zu finden.
Trotz dieser kritischen Einschränkungen ist
die Ausstellung in Brügge eine ganz außer-
ordentlich bemerkenswerte und erlesene
Schau. deren Gelingen nlChl nur der großen
Muhewaltung der Herren des Organisations-
komitees und den Direktoren der Museen
zu danken ist. sondern zu der auch sehr
wesentlich das große Interesse und Traditions-
getuhl der lokalen Behörden und der bel-
gisehen Regierung beitrug. Stümpfl