lieferte Hans Ma kart für den Raum mehrere „Skizzenff,
für die er 5300 H. erhielt. Alle anderen an der Villa
beteiligten Naler erhielten, sogar für ihre ausge-
führten, teilweise großen Gemälde, weit weniger,
mit Ausnahme August Eisenmengers, der für die
tigurale Ausmalung eines ganzen Raumes 6000 H.
erhielt. Dieser Vergleich beweist die Schätzung
Makarts. ln der Literatur ist nur a-[n Entwurf zur
Wanddekoration bekannt, nicht skizzenhaft, als Öle
gemälde auf Leinwand ausgeführt, der von Anfang
an in einem Nebenraum des Schlafzimmers auf-
bewahrt wurde und ein Lieblingsbild der Kaiserin
war. Möglicherweise handelt es sich um den Ent-
wurf, von dem ich eine aus llasenauers Besitz
stammende Photographie (Abb. 3) im Historischen
Museum der Stadt Wien fand und der mit geringen
Veränderungen ausgeführt wurde.
Dieser Entwurf will eine untrennbare Einheit aus
gemalten Darstellungen und ebenfalls gemalter
Architektur. Letztere besteht aus (ierüstsystemen
von gedrängter räumlicher Vielschichtigkeit, instrue
mentiert ebenso gedrängt in ungewöhnlicher, phan-
tastischer Formenabwechslung mit Überschnei-
dungen und Durchbrechungen. llinter diesen mehr-
fach räumlich abgestuften Proszenien öffnet sich
eine uraldige Landschaft in einer mondhellen
Sommernacht, in der die dargestellten Szenen
spielen.
Die Malerei nimmt hier lilemente der anderen
bildenden Künste in sich auf, um universal und so
zur Schiäpfung eines Milieus befähigt zu werden,
von dem man zutiefst überzeugt war, daß es Be-
freiung und Frfüllung dem Menschen vermittle.
Gerade ein sinnverwirrender Prunk steigert hier
den Ausdruck höherer, weil umfassenderer Ein-
heit in striktem Gegensatz zu einer puristischen
Auffassung von „Reinheit" der Kunst, die zu
Isolierung der Künste voneinander führt und liine
seitigkeit statt Einheit bringt, was Makart vermeiden
wollte. Eine solche Welt, in der das Sein zum Schein
und der Schein zum Sein wird, waren auch die
Schlösser Ludwigs ll. von Bayern, der Kaiserin
Elisabeth in jeder Hinsicht besonders verwandt
war. Fline solche Welt, in der man noch einmal
die drohende Unterwerfung des Menschen unter
die Gesetze der industriellen Produktion überwand,
war auch Makarts Atelier, in dem sich die anderen
Träger dieser Konzeption vom Gesamtkunstwerk,
Richard Wagner, Gottfried Semper und Franz von
Lenbach, einmal zusamrnenfanden. Hit den Ge-
nannten stand Makart in intensivem Austausch.
Auch die Kaiserin hat Makarts Atelier besucht.
Makart war zur Schaffung eines solchen Milieus aus
verschiedenen Gründen befähigt, u. a. durch die
Homogenität seines unverwechselbaren Formemp-
rindens, das alles Dargestellte, Lebewesen, Stoffe,
atmosphärische Erscheinungen usw. vereinheite
lichte zu Trägern eines Ausdruckswertes, der,
allgemein und oberflächlich gesagt, die höhere
Wahrheit im Dramatischen sucht, das unbefangen
in menschlich schöner Darstellung sinnlich er-
scheint. Die „Farbe" und „das Dekorative", womit
man dem unbequemen Problem Makart ausweichen
wollte, sind Ausdrucksmittel wie andere auch; das
vielhewunderte „Können" empfand man als selbst-
verständlich.
Natürlich steht dieses Milieu unter dem Aspekt des
Theaters; nur der Begriff des „'l'hcatralischen" im
abwertenden Sinn war damals ebensowenig wie
jemals sonst bis auf die „lNlodernetl bekannt. Man
kannte keine unnatürliche Prüderie des Gefühles
(12
aal. Marmor-
12 Stuckdckxwratiiwn eines Wandfcltlcs im S
907). Gegen-
zernentguß von Johann Hultcrcr (1x s?
wärtigcr Zilstand
1a, 14 Ausschnitte aus den Dcckenfrcskcn im Schlafzimmer der
Kaiserin. Szenen aus dem S(mmlennrhlstraum, Ausgeführt
von verschiedenen Kunstlcm der Rahlsrhule. Gegenwänigcr
Zustand