vor einer wirkungsvollen Sinnfälligkeit im drama-
tischen Ausdruck.
Dcr Unterschied zur Theatralik des Barock liegt
zum Teil in dem im 19. Jahrhundert größeren
Bestreben nach sinnfälliger Wirkung, die, auf sich
selbst beruhend, sich selbst narzißhaft zu genießen
scheint. Hiermit hängt ein Streben nach Harmonie
zusammen, die z. B. Semper über alles stellte und
die jede Dynamik im „moderncn" Sinne nur
bedingungsweise zulassen konnte, das Fragmen-
tarische und lliißliche aber ausschließen mußte.
Nach Hasenauer und Makart nun die Rahlschulc.
Am 3. Dezember 1884 wird in den Akten die
ligurale Malerei erwähnt, die August liiisenmenger
gegenwärtig ausführe. Es waren die Wand- und
Plafondmalereien des Turnzimmers der Kaiserin
(Abb. 9, 10, 11), die der bevorzugte Gehilfe Rahls i11
enkaustischer Technik malte. Gleichzeitig arbeitete
der l-lofdekorationsmaler Adolph Falkcnstein an
der architektonischen Umrahmungsmalerei im glei"
chen Raum. Am 16. November 1885 meldete Eisen-
menger die Gesamtvollendung seiner Arbeiten.
Die gewöhnlich als „klassi2istisch" bezeichnete
Richtung hielt sich in Europa im allgemeinen nicht
lange über die Jahrhundertmitte, ausgenommen in
Wien. Als einer späten Ausprägung des Antikischen
kommt diesem Turnzimmer besondere Bedeu-
tung zu.
Aus den Akten wie auch aus der Beschreibung von
Beetzri) geht hervor, daß nahezu alle bedeutenden
Künstler Wiens an der Villa beteiligt waren. Aus
Platzmangel müssen wir uns hier versagen, darauf
näher einzugehen. Die wichtigsten Namen sind
unter den Malern Franz Matsch, Gebrüder Klimt,
julius Berger, Hugo Charlemont, Eduard Charle-
mont, Rudolf Karl Huber; unter den Bildhauern
Rudolf Weyr, Viktor Tilgner, johannes Benk -
dessen Klytia in einem Nebenraum des Burgr
theaters ihrer Wiederaufstellung harrt - , Kammer-
medailleur Anton ScharH.
Das Inventar, soweit es nicht neuangefertigt war,
stammte teilweise aus dem Besitz der Kaiserin
Maria Anna, Gemahlin Ferdinands l., und aus dem
Achilleion auf Korfu.
Die vorstehende Untersuchung mußte sich angesichts
der Devastation der Villa in der Nachkriegszeit zum
Teil auf Abbildungen stützen. Die wandfeste Aus-
stattung, gerade die einmalig wertvollen Aus-
malungen nach Makart und die Eisenmengers, sind
staunenswert gut erhalten, allerdings wären Sofort-
maßnahmen vor allem bezüglich der Plafonds
unumgänglich. Vor allem die Mittelsäle sind durch
Feuchtigkeit seit jeher gefährdet; im unteren mußte
man schon 1884 eine teilweise doppelte Schichte
Asphalt auftragen.
Das einzige Denkmal kaiserlicher Privatwohnkultur
der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts in Östere
reich 7 die Neue Burg hat ja keine Wohnraum-
ausstattung mehr erhalten - steht seit 1945 als
Halbruine im Lainzer Tiergarten. Hier wirkten die
ersten Künstler Wiens in dem großen Maßstab
zusammen, der ihnen sonst oft versagt war; hier
konnte sich das Lebensgefühl der Epoche ausr
drücken, das Theodor Billroth, der Wiener Arzt
und Musiker, in die Worte faßtc: „Vor mir sehe ich
eine Republik des Verstandes und des materiell
Praktischen, wir aber leben in einem goldenen
Zeitalter."
Da Wien schon seit Jahrzehnten in der unbefanr
genen Stellung zur Kunst der Ringstraßenzeit, die
sich hier von der besten Seite zeigte, seiner Zeit
voraus war, bleibt zu hoflen, daß die Hermesvilla, lwiir-rriiu.
. . , t , vorliegender
wie schon in den zwanziger Jahren durch den ivlieii Il im Hr-rrri
iwrrrrrrir-ri Dr. 11 hypiiv.
(Jsievrrirhn-i-hiw Summ-
111111111, Humi lilgkilieli!
lxiriegsgeschädigtenfonds, der Öffentlichkeit als
österreichisches Kunst! und Kulturdenkmal, das „mmh„„w„k,„,e,_,_,_
- . - - - ' - .- -- 1 wie HUHII Inyeniein
in seiner Art einzigartig 1st, wieder zuganglich Lima wnummx d"
Xmdz 11 zu ergeben-
gemacht wird, um so mehr, als Teile des Inventars
im Historischen Museum der Stadt Wien vorhanden
sind und durch Bestände Österreichischen
Äluseums für angewandte Kunst ergänzt werden
können.
man Danke iwlrmiilrn.
des
.111: dem stimmt-r.
vgcnwiil ligcl" Zustand
Kaiserin. S;
15 Ausschnitt am den l)ct'k1'11f1't'xkr11 im hrlilafzinimer dui
narlirstiatiiii. Ausgeführt von vcncliictlt-iirii Künstlern der llahlscliulu.
ANMhRKUNG N:
1) (Jcncnldirektmn der Ab. Pnvah und Fannlicnilvmlx. 3m, 11 (Hcrmesx 111i). (Mtcrruiclustht-s staats-
artluv. l-urmn ausschließliche Quelle zur Enlxtcliungsgescluclile, CHWPII ÄCXHU anderic .. gegeben.
z) Arcliilcklurzcithnungcn. lVlJppU s, Unlsrlilag u.
1)Wilheln1 11m1, vr- Hciincsxilla m 1.111117 XVlQli-Lcipli}; 101-1.
4)Albcrl llg, im kantrlicbe V1ll.1 1m Tiugaileil. In: Mitteilungen dcx K. k. (Ystciicirhisclirn
Museums für Kunst und llltlllklrlc. Neue Folge, I. 12180 71x37, Nr. 211, 21, S.4l)liI'..4l7rl'.
31.11.0.