von eleganter Sicherheit. Diese spezifische Fähigkeit
des 19. Jahrhunderts, die Leichtigkeit des Schaffens,
die zu gefälliger Harmonie befähigt, war außer in
Paris so vollendet besonders in Wien zu Enden.
ln Paris hatte übrigens auch die Kaiserin liugenie,
schon seit der Mitte der fünfziger jahre, das Louis-
seize als Neo-grec wiederbelebt, das mutatis mutandis
Hasenauers Kunst nicht fremd war. Das nüchterne
Ausgehen von geometrischen Grundformen wurde
dabei beschränkt. Dieser Raum der Villa hat in
llasenauers Schaffen seine Parallelen in drei Salons
im zweiten Obergeschoß des früheren Palais Lützow
an der ehemaligen Giselastraße, heute
FJementar-Versicherungs AG, Bösendorferstraße 13.
Diese Räume sind samt dem noblen Stiegenhaus
noch erhalten; Detailzeichnungen dazu befinden sich
in der Albertina und in der Hausverwaltung des
Burgtheaters.
Kontrastreichet und von Grandezza ist die Deko-
ration im oberen Mittelsaal, dessen Panneaux
farbige Arabeskenstickerci zeigen, die vielleicht
vom Groteskensaal im Belvedere beeinflußt ist, wie
die Surporten in einem der Salons im Palais Lützow,
die aber gemalt sind. Der ovale Nlittelspiegel des
Plafonds (Abb. 7) ist wieder xrfällig in geradlinige
Felder eingebettet; insofern diese vom Oval zu den
abgeschrägten Ecken des Raumes vermitteln müssen,
ergeben sich bei ihnen interessante trapezähnliche
Formen. ln ihnen zeigt sich ein Füllornament, wie
es Hasenaucr auch bei den mit Sernper ausgeführten
Bauten -- Hofmuseen, Neue Burg, Burgtheater 7
verwendet. Es sind dünne, zierliche Arabesken, in
zartem Relief wenig vom (irund abgehoben. An
Anglo-
Stelle der Arabesken tritt häuüg das Motiv zerknit-
terter, flattemder Bandendigungen, meist gespalten
auslaufend. Dieses preziös kokette Motiv hat
Hasenauer rnit in Wien damals beispielloser Vorliebe
verwendet, aber nicht eingeführt.
Mit dem Schlafzimmer der Kaiserin betreten wir
die Makart-Welt (Abb. 4). Der Raum hat ein Bild-
programm, das Darstellungen aus Shakespeares
„Sommernachtstraum" bringt. Dieser Gegenstand
ist jedenfalls von der Kaiserin gewählt worden; der
„Sommetnachtstraum" gehörte zu ihrer innersten
Welt; ein Bild von Titania und ihrem eselsköpiigen
Liebhaber hing in jedem ihrer Schlösser. „Es ist
der Eselskopf unserer Illusionen, den wir unab-
lässig liebkosen", sagte sie und meinte diejenigen
Illusionen, die sich auf die Realität des Lebens
beziehen. Die Darstellung dieser Täuschung in
Titania ist in diesem Schlafzimmer das Hauptbild,
es war über dem Kamin angeordnet. Durch seinen
Kontrast zu der ldeenwelt der Kaiserin, in welcher
diese die Kausalität solcher falschen Illusionen durch
Schaffung einer eigenen Welt überwand, hebt das
Titaniabild diese Welt der Kaiserin noch mehr
hervor. Die übrigen zwei Wandbilder zeigten die
beiden anderen Liebespaare des „Sommernachts-
traums". In der Frieszone sind Zettel und seine
drolligen Genossen (Abb. 13, 14), am Plafond in
vier Rundmedaillons (Abb. 15) Puck rnit seines-
gleichen und im Mittelbild der Wagen Oberons und
Titanias dargestellt. Kurz nach der Vollendung des
Raumes gab Albert Ilg eine begeisterte Schilderung
davon 4).
Laut einer Aufstellung Hasenauers vom 12. Mai 1889