geblähte Kapuze und kältegeschxmllene Augen
recht hochandin wirken - auf der Schulter, aber
das bewaldete seitliche Felsenufer und der landschaft-
liche Hintergrund sind kaum skizziert und bleiben
in ihrer räumlichen Konkretheit unlokalisierbar.
Sehr interessant ist ein kleines Bild der H1. Jungfrau,
mit indianischen Zügen und typisch indianischem,
zur Befestigung der Stirnlocke bestimmtem iuwelen-
besetztem Stirnband, die in einem dem Stil nach
dem späten 17. Jahrhundert angehörenden gerad-
lehnigen Stuhl sitzt, den Spinnrocken in der linken,
den zu drehenden, mit dem Spinnwirtel beschwerten
Faden in der rechten Hand haltend, wie es die
Indianerinnen tun; es gibt keinen „Raum", keine
„Perspektive" und keinen Hintergrund, das Bild ist
eingeschlossen von einer Girlande peruanischer
Hochlandsblüten. Ein etwa dem späteren 17. Jahr-
hundert angehörendes Brustbild eines Heiligen in
brauner Kutte 4wahrscheinlich des hl. Franziskus - ,
das unmittelbar aus Lima stammt, aber wohl dem
Strahlungsgebiet der Cuzqueüer Malerei zuzurechnen
ist, läßt durch seine die organischen Strukturabsätze
von Gesicht und Hals überbetonende Darstellung
das in der Devotionsmalerei des Anden-Hochlandes
nicht seltene Vorbild einer Graphik und durch die
deutliche Schrägstellung der Augen mit den lang-
gezogenen Lidern einen gewissen indianischen
Einschlag erkennen; die jeder Andeutung eines
räumlichen Hintergrundes entbehrende Bildstruktur
4 charakterisiert durch den streng pyramidalen
Aufbau der Büste und die starre Symmetrie der
Kapuzenfalten 4 zeigt eine stille, der schweigenden
lnnenwendung des Blickes entsprechende Monu-
mentalität, die eine der europäischen Hochrenais-
sance- wie Barnck-Bewegtheit gänzlich fremde, aus
indianischer Würde-Vorstellung geborene Geistig-
keit offenbart. Besonders bemerkenswert ist eine auf
Holz gemalte, dem 18. Jahrhundert zugeschriebene
Hl. Jungfrau mit dem Kinde, die eine 7 wohl durch
eine Reproduktion vermittelte - Bearbeitung der
in Wien befindlichen Dürerschen Madonna „mit der
Birne" darstellt, wobei aber nicht nur der Diirersche
blonde Frauentypus ins Dunkle verschoben, sondern
auch der von dem Kinde gehaltene Gegenstand, die
„Birne", in eine Rose verwandelt und damit sym-
bolisch vertieft erscheint5). Und damit auch die
Spiegelung feudaler Lebensform in der religiösen
Sphäre nicht fehle, finden wir auf einem Bilde den
thronenden Christusknaben in dem weiten gesticktem
Glockenrock der Mitte des 18. Jahrhunderts, vor
einem kulissenartig geschlossenen Gewebehinter-
grund mit Inka-Ornamenten. Eine Welt, für die es
weder eine Renaissance noch eine Aufklärung ge-
geben hat, für die aber indianisches und spanisches
Mittelalter eine lebendige Realität bedeuten und in
der, trotz der feudalen Kastentrennung und der
Versklavung der Indianer, ein starker Kultureinfluß
der letzteren besteht, spricht zu uns.
Nicht unwesentlich anders - stärker theologisch,
mystisch, Vdämonologisch, stärker intellektuell orien-
tiert, weniger indianisch beeinflußt - ist die geistige
Atmosphäre, die aus der Gruppe kolurnbianischer
Bilder zu uns spricht; nicht zufälligerweise erscheint
hier der „Autor", der Bildschöpfer, als historisch
faßbare Größe wie im Abendland seit der Renais-
sancezeit. Ein wunderbarer Erzengel Michael - der
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