Überhaupt ist auf dem breiten Gebiet des Kunsthandwerks das Museum kostbar bereichert worden: Eine Meißner-Platte aus dem Service für Kurfürst
Clemens August mit umbrierten Blumen und Insekten von 1741; eine Jagdgruppe aus der Frühzeit der Ansbacher Porzellanmanufaktur. erworben
mittels einer Geldstiftung von Dr. Oskar Reinhart, Winterthur. zum Gedenken an die Amtszeit von Professor Grote; repräsentative Stücke der Fried-
berger, Gögginger, Nürnberger und Schleswiger Fayencen; aus Mitteln des Fördererkreises des Museums wurde ein in Silber gegossener und ver-
goldeter Jagdpokal, Dresden um 1720. gekauft. Die freiplastische Gruppe auf seinem Deckel ist so vollendet gearbeitet, daß es naheliegt. dieses Werk
der Dinglinger-Werkstatt zuzuschreiben. Ein Meisterwerk des Breslauer Gold- und Silberschmiedehandwerks kam mit einer großen Deckelterrine ins
Germanische Museum. Ihre glatten polierten Rundungen kontrastieren mit den durchbrochenen und ziselierten Rocaillen, auf denen das Gefäß steht.
Ein Breslauer Deckelpokal bezeugt die hohe Stufe dieses Handwerks in dieser Stadt schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts.
Die bedeutsame Abteilung der wissenschaftlichen Instrumente erhielt eine Goldwaage von 1497 als Depositum der Harsdorfschen Familienstiftung
und als weiteren Zugang eine Crux horologa. Die Gemäldeabteilung erwarb ein Sebastian Stoßkopf zugeschriebenes Stilleben und außerdem zum
Jahresende noch zwei weitere bedeutende Stücke: das Porträt eines Goldschmiedes von Hans Mielich und eine Landschaft von Ferdinand Olivier. in
der die Legende von Kaiser Rudolf l. dargestellt ist, wonach er noch als Graf von Habsburg einem Priester, der das Allerheiligste trug, sein Pferd
angeboten habe. Mit diesem Romantikerbild, dessen legendäre Szene so charakteristisch für die Einstellung des 19. Jahrhunderts zum Mittelalter ist.
wird gleichzeitig auf eine Entscheidung in der gesamten Erwerbungspolitik des Museums zugesteuert; denn von wenigen Ausnahmen abgesehen, ge-
hörte die Kunst des 19. Jahrhunderts bislang nicht zum Programm der Sammlungen.
Auch die kulturhistorische Aufgabe des Germanischen Nationalmuseums ist 1962 nicht vernachlässigt worden. Zahlreiche Gegenstände des täglichen
Lebens aus früherer Zeit kamen ins Haus, besonders auch aus dem sich immer mehr verkleinernden bäuerlichen Bereich. dessen landschaftlich ge-
bundene Eigenarten sich zunehmend verwischen und abschwächen. Modelle von Bauernhüusern. die in einer eigenen Modellschreinerei nach den ge-
nauen Handwerksregeln gebaut werden, sollen die Mannigfaltigkeit einer versinkenden Kultur im Abbild bewahren. 7 Die Neuanschaffungen des
Jahres 1962 geben im kleinen einen übersichtlichen Eindruck von den ungemein vielseitigen Beständen und Aufgaben des Germanischen National-
museums.
l Dürer. Hündesiudien
GemÄ e "Der zwölfjährige Chrislus
an Sch I gelehrlen",
nöhle Pinseheichnung. 15C6
nd Olivier. Der Graf von Habsburg.
Birnbuumholz. 33 x 50 crn
ielich. Biidnis
menunddreißigjöhrigen Mannes,
Lindenhclt. 34.7 x 66.5 Crm 1551
Inl
prinzen Friedrich August von Sachsen.
rgßldeh Höhe SO cm. Dresden. um 1720
nd Jägerin,
1er Porxellnrl. 1764I66
11 und David Roenigen,
iekrelür. reich iniorsierh
Neuwied. 176S_177O