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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 67)

s Aus dem Modell der Palastanlage 
von Perscpolis: Palast des Darms 
(522- Itss v. Chr.) 
ocieiieiiiessieingeiußes.s. 4 Jh. v. Chr. 
Blick In den Saal mit Islamischer Keramik 
KUNSTSCHÄTZE AUS IRAN 
,.DESSIN - TEXTIL - RAUM" 
Zu den Ausstellungen „Kunslsthnlze aus Iran" (Abb. 5-7; und Jusef SCfIUII. 
"Dessirl-Textil-Raum" im Österreichischen Museum {in Gngewdllifl! Kunst. Wien 
Das ausstellungsmäßige Hauptereignis 
des Berichtsabschnittes war „Kunst- 
schätze aus Iran" im Österreichischen 
Museum für angewandte Kunst (16.1. - 
31. 3. 1963). auf die ..Alte und moderne 
Kunst" in Heft 64165 bereits ausführlich 
Bezug nahm. Hervorgehoben sei die 
vorbildliche Präsentation durch Arch. 
Prof. Norbert Schlesinger: durch reich- 
liche Anwendung von Mcllinobahnen 
wurde gewissermaßen eine ..Archi- 
tektur in der Architektur" geschaffen. 
iin alleinigen Interesse eines maximalen 
Sichtbarmachens der Exponate. Im 
Dienste der gleichen Sache standen auch 
die hervorragenden Vollsichtvitrinen. 
Besonders lobenswert ist die klar arti- 
kulierte Anordnung der Exponate. Die 
zeitlichen Zäsuren wurden durch kluge 
Einordnung in die räumlichen Gegeben- 
heiten des Museumsbaues eindringlich 
hervorgehoben. Alles in allem eine 
Ausstellung, die rein von der Präsen- 
tation her frei von allen Manierismen 
war und nur ein Ziel kannte - den 
Dienst an der Sache selbst. Köller 
MONA LISA: 
ZAUBER OHNE ENDE 
Der Zauber. den ..La Gioconda" ausübt 
und sie zum berühmtesten Gemälde 
aller Zeiten stempelte. ist nicht viel 
junger als das Bild selbst. Aus einem 
Bericht von Frantz Vossen in der ..Süd- 
deutschen Zeitung" vom 13. 12. 1962 
erfahren wir. dall bereits 1625 ein 
Skandal drohte. als Ludwig XIII. den 
Plan faßte. das Bild an den Herzog von 
Birmingham zu verschenken: damals 
mußten einflußreiche Höflinge dem 
Herrscher vorhalten. er ..entäußere sich 
des schönsten Bildes, das sich in (seinem) 
Reich befindet..." 
1911 wurde das Bild aus dem Louvre 
gestohlen, 2 Jahre später konnte es 
in Florenz wieder beigebracht werden; 
der Dieb war ein nationaler Fanatiker, 
der das Werk wieder in sein Entstehungs- 
land bringen wollte. 1958 gab es ein 
Attentat auf das Gemälde. der Schaden 
war jedoch nur gering. Hier handelte 
es sich um die spontane Reaktion eines 
seelisch Labilen -- "sinnvolle" Motive 
für sein Handeln konnten nicht nach- 
gewiesen werden. 
Als Ende 1962 der Plan reifte. ..Mona 
Lisa" auf Amerikatournee (nach Wash- 
ington und New York) zu schicken. 
brauste ein Entrüslurigssturm sonder- 
gleichen durch Frankreich. ..Le Figaro" 
widmete der Affäre unter dem Titel 
..Die Gioconda darf den Louvre nicht 
verlassen" eine tägliche Sonderrubrik. 
Aus den Vereinigten Staaten schickte 
ein Sonderkorrespondent "Geheim- 
berichte" über die "MCICIWIHOIIOFYEHH 
französischer und amerikanischer Re- 
gierungsbeamter. die sich zur Vor- 
Der junge Wiener Künstler Josef 
Schulz, Jahrgang 1933. Assistent an der 
Hochschule für angewandte Kunst. war 
Schüler bei Professor Wimmer-Wisgrill. 
Nach seiner Ausbildungszeit widmete er 
sich der Gobelinwirkerei. Mit dieser 
Ausstellung im Säulenhof des Museums 
zeigt er eine neue Seite seiner künstle- 
rischen Bestrebungen. Es gelang ihm. 
ein Industrieunternehmen. die Wiener 
Neusiädter Teppich- und Gardinen- 
fabrik. für ein künstlerisches Experiment 
zu gewinnen, das Entwürfe umfallt. die 
in erster Linie für moderne Möbel. 
Dekor- und Vorhangstoffe bestimmt 
sind. Mit diesem Unternehmen sollte 
von österreichischer Seite ein gewisses 
Gegengewicht gegenüber den aus den 
skandinavischen Ländern stammenden 
Textilien geschaffen werden. Wie die 
ausgestellten Exponate erkennen lassen. 
ist dies künstlerisch zum größten Teil 
auch gelungen. Es ist zu hoffen. dafi 
diesem wagemutigen Experiment auch 
der wirtschaftliche Erfolg beschieden 
ISI. Wilhelm Mrazek 
 
bereitung des Transfers „gestern in 
Washington. heute in New York" 
trafen. lmmer wieder wurde auf den 
schlechten Erhaltungszustand des Ge- 
mäldes, auf Schäden in der Pappel- 
holzlafel. auf die Abtragung der Mal- 
schicht hingewiesen; der Präsident der 
Leonardo-Gesellschaft apostrophierte 
die ..Giocorida" wieder einmal als 
..Frankreichs größten Reichtum auf 
kultureller Ebene". 
Es half nichts - Andre Malraux und 
Jacqueline Kennedy. die Initiatoren des 
Planes, blieben die Stärkeren. und am 
12. Dezember 1962 wurde ein ent- 
sprechender Regierungsbeschluß ge- 
faßt. Am 19. Dezember trat das Bild 
an Bord des Ozeandampfers .,France" 
die Reise über den Ozean an, bewacht 
von Geheimagenten, Polizisten und 
Angehörigen der amerikanischen 
Armee. Als "Akt der Höflichkeit" 
wurde das Bild von jeglicher zoll- 
technischer Behandlung ausgenommen. 
Sein Quartier an Bord war eine Luxus- 
kabine. schlafen durfte Frau Lisa 
allerdings nicht im Bett. sondern mußte 
sich mit einem hermetisch verschlossenen 
Plastikbehälter begnügen. Am 8. Jänner 
eröffnete Präsident Kennedy die Aus- 
stellung in der National Gallery, 
Washington. nach drei Wochen wurde 
die Gioconda nach New York versetzt, 
Die ersten vierzehn Washingtoner Aus- 
stellungstage brachten einen Besucher- 
strom von über 250 000 Personen. 
Die Ausstellungseröffnung selbst hatte 
vor 1200 geladenen Gästen. darunter 
auch sämtliche Kongreßabgeordneten, 
stattgefunden. Ein Galadiner mit Mal- 
raux und Kennedy als prominentesten 
Gästen war dem Staatsakt voraus- 
HISTORISCHE 
PORTRÄTGALERIE ZUR 
GESCHICHTE ÖSTERREICHS 
E. Thun berichtete in der Wiener 
Tageszeitung ..Die Presse" vom 12. 1. 
1963 über den Plan des Kunsthisto- 
rischen Museums. in vierzehn Räumen 
der Stallburg eine Parträtgalerie ein- 
zurichten. die dem Beschauer an Hand 
von Gemälden. Skulpturen. Medaillen 
und Wachsbossieruagen aus der Zeit 
vom14.biszumEndedes18.Jahrhunderts 
die wichtigsten Persönlichkeiten aus 
Österreichs Geschichte anschaulich vor- 
stellen will. ln den gleichen Sälen war 
vor dreihundert Jahren die Bilder- 
sammlung des Erzherzogs Leopold 
Wilhelm untergebracht worden. die 
den Grundstock zum Kunsthistorischen 
Museum abgab. 
Österreich folgt mit diesem Plan dem 
Beispiel vieler anderer Staaten: London 
besitzt seine National Portrait Gallery. 
Frankreich, Holland und Schweden 
verfügen über ähnliche Institutionen. 
Die Aufgliederung erfolgt nach fol- 
genden Gesichtspunkten: Burgund. 
Maximilian l. und seine Zeit. Karl V. 
und die spanische Weltmacht. Abfall 
der Niederlande. Philipp II. und lll., 
Spanien im 17. Jahrhundert. Österreichs 
Herrscher des 16. und 17. Jahrhunderts. 
Dreißigjähriger Krieg. Prinz Eugen und 
seine Zeit. das Werden Österreichs 
zur Großmacht. die Zeit Maria There- 
sias bis zu Franz I. 
Der Plan ist überaus verdienstvoll. 
seine Realisierung von höchster Be- 
deutung. Einziger Einwand: Warum 
macht man mit Franz I. Schluß? Haben 
wir die Vergangenheit von 150 Jahren 
immer noch nicht bewältigt? 
gegangen. Die Sicherheitsvorkehrungen 
zum Schutz des Bildes waren Staats- 
geheimnis erster Klasse. 7 
Bezeichnenderweise wurde am Tage 
nach der Ausstellungseröffnung von 
einem südfranzösischen Antiquitäten- 
händler in Grasse. Monsieur Hekking. 
die Echtheit des Gemäldes bestritten; 
der ..Querulant" berief sich auf Vasari. 
der eine Beschreibung des Bildes gab. 
die Einzelheiten nannte. die auf dem 
Louvre-Bild nicht zu finden sind. Doch 
wies Hekking nicht auf den Original- 
text von Vasari selbst, sondern auf 
einen Artikel aus der ..Gazette des 
Beaux-Arts" aus dem Jahre 1887 
hin. 
tvlona Lisa, sozusagen die älteste. 
faszinierendste und gefeierteste Dame. 
die Frankreich je auf diplomatischer 
Ebene vertrat. hat ihre Mission nicht 
erfüllt 7 die Ereignisse im Jänner 
vertieften die Kluft zwischen Frankreich 
und den Vereinigten Staaten. und Lisa 
mußte untätig zusehen. Eines aber ist 
ihr gelungen: Mehr Menschen als je 
zuvor wissen jetzt in den Vereinigten 
Staaten, daß es so etwas wie eine 
National Gallerv und ein Metropolitan 
Museum gibt; sollte Österreich nicht 
erwägen. zum Zwecke der Erzielung 
eines ähnlichen Ergebnisses Leonardos 
berühmtestes Bild nach Wien zu holen? 
Denn nur die Mona Lisa und kein 
anderes Kunstwerk auf Erden kann die 
Lethargie der Massen in Fragen bilden- 
der Kunst wenigstens vorübergehend 
beseitigen. Ob zu Recht oder Unrecht 
und aus welchen inneren Gründen - 
diese Frage wird nie. nie beantwortet 
werden können. 
Köller 
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