64
Christo geschrieben und ungemein werthvoll, da die bisher bekannten
ältesten Handschriften des Thukydides erst aus dem ll. Jahrh. n. Chr.
stammen. Mehrere Stellen des Fragmentes sind für die Kritik von Wich-
tigkeit, indem sie noch unbekannte Varianten und zwei interessante Inter-
linearglosseme bieten.
Die glückliche Auffindung eines lateinischen Papyrus 'aus dem
5. bis 6. Jahrh. n. Chr. eröffnet nunmehr eine siebente Sprachengruppe
der Faijümer Urkunden. Hochwichtig sind die griechischen Evangelien-
Fragmente des 4. Jahrhs., welche einen Text bieten, der an Reinheit
selbst den des gleichzeitigen Codex Siuaiticus übertrifft. Eine besondere
Specialität bilden die Zauberpapyrus. Diese zeigen einen eigenthüm-
lichen Synkretismus der deistischen Vorstellungen der Aegypter, Hebräer
und Griechen.
Auf die Aufzählung einzelner wichtiger Papyrus (wir nennen z. B.
eine Bürgschaftsurkunde aus dem ersten Jahre des Kaisers Anastasius),
müssen wir bei ihrer Menge verzichten; es seien nur noch die große Anzahl
datirter griechischer Stücke vom Jahre 203 bis 69g n. Chr. und weiter
die arabisch-griechischen bis zum Jahre 909 n. Chr. bemerkt. Unter den
letzteren fand Prof. Karabacek als weitere Belege für das auch in der
islamitischen Epoche fortgesetzte literarische Streben in Faijüm bisher
18 Fragmente von Traditionen, darunter eine, welche die nahezu
gleichzeitige Aufzeichnung zweier Spott- und Lobverse des berühmten
salyrischen Dichters am Chalifenhofe zu Damascus, Dscherir (T 728),
enthält, und zwar in ihrer ursprünglichen Fassung, bevor sie in das große
"Buch der Gesängen des lsfahani (879-967 n. Chr.) überging. Die
Papyrus dieser Gruppe enthalten ebenfalls ein überreicbes wissenschaft-
liches Arbeitsmaterial, so neben politischen Documenten z. B. aus der
Regierungszeit des Cbalifen l-Iarun al-Raschid, und neben revolutionären
Flugschriften auch Privaturkunden und weitverzweigte Correspondenzen,
die selbst bis nach Mekka reichen. Das jüngst datirte Stück vom Jahre
909 n. Chr. ist ein großer wohlerhaltener Ehescheidungsbrief für die
Tochter eines Mönches, interessant wegen des Scheidungsgrundes und der
juristischen Fassung des Wortlautes. Wohl sind bisher schon an 1500
Papyrus, zur Hälfte vollständig erhaltene Urkunden, geordnet und bestimmt,
-- an sich ein reicher Schatz, und doch ist dies nur ein verschwindender
Theil dessen, was noch zu bewältigen ist. So mag denn auch die Hoff-
nung berechtigt sein, dass bei fortschreitender Arbeit, über die wir
gelegentlich berichten wollen, sich neue, für die Wissenschaft gleich
bedeutsame Funde ergeben werden.
Fortsequng auf der Beilage.