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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 68)

AUSSTELLUNGEN IN EUROPA UND ÜBERSEE 
F. A, Bustelli ist vor zweihundert Jahren, am 18. April 1763, in München gestorben. Anläßlich der Wiederkehr des Todesiahres 
soll durch eine umfangreiche Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums ins Gedächtnis gerufen werden, daß Bustelli der 
bedeutendste Pcrzellanmodelleur des 18. Jahrhunderts war. Sein Lebenswerk, durch das der Ruhm der Nymphenburger 
Porzellanmanufaktur begründet wurde. kann dank zahlreicher Leihgaben aus Museen und Privatsamrnlungen des ln- und 
Auslandes erstmals vollständig sowohl in bemalten wie auch in unbemalten Figuren und Gruppen gezeigt werden. Zum ersten 
Male werden auch sämtliche Komödienfiguren Bustellis in (etwa vierzig) alt bemalten Beispielen an einem Ort zu sehen sein. 
Die Ausstellung dauert vom 20. Juni bis 8. September 1963. 
In Kassel findet 1964 die dritte Ausstellung der "Documenta" statt (lunieOktober). Die Schau versucht, eine an „höchster 
Qualität orientierte Ausstellung zeitgenössischer Malerei und Skulptur" zu sein, sie will „Antwort auf die Frage geben. welchen 
Beitrag das 20, Jahrhundert zur Weltkunst geleistet" hat. Die Veranstaltung ist in vier Abteilungen gegliedert: Im Mittelpunkt 
der ersten steht die EXpOSlllOh der großen Gruppenbilder, die Picasso in den letzten Jahren geschaffen hat. die zweite Abteilung 
steht unter dem Motto „Kunst und Raum", die dritte soll der mittleren und jüngeren Generation und die vierte dem Thema 
„Kunst 1964" gewidmet sein. 
Angewandte Kunst Europas seit 1945. Dies ist der Titel einer Ausstellung. die vom 31. Mai bis 28. Juli im Museum für Kunst 
und Gewerbe, Hamburg. veranstaltet wird. Sie will einen Überblick über dekorative Kunst, Kunsthandwerk. Buchkunst. 
Gebrauchsgraphik und Photographie der Jahre seit Kriegsende geben. Es erscheint ein Katalog, der die einzelnen Gruppen 
der Ausstellung kommentiert und Kurzbiographien der Künstler. Entwerfer und Photographen enthält. 
Köln. Wallraf-Richartz-Museum: Kunstschätze aus Thailand. Diese Schau. ähnlich wie die im Berichtsmonat in Wien zu sehen 
gewesene Iran-Ausstellung oder die zur gleichen Zeit in Bonn abgehaltene PakistanvAusstellung. ist, aus deutscher Sicht her 
gesehen, eine kulturpolitische Manifestation. Sie umfaßt etwa 400 Exponate der Zeit vom 6. Jh. n. Chr. bis zur Gegenwart. 
Objekte aus Bronze, Stein, Gold und Keramik; einige Stücke sind Besitz des regierenden Herrschers. Siamesische Kunst ist 
selbstverständlich in allererster Linie buddhistische Kunst, ihre Wurzeln sind daher in Indien zu suchen. Ein besonderer Hang 
zum Grazilen. verfeinerten. in der Spätzeit auch zum Nur-Dekorativen, aber auch zum Fratzenhaft-Dämonischen zeichnet 
sie aus. Dem europäischen Kunstemptinden steht sie zum Teil näher als die elementarere indische Kunst. 
Die Ausstellung gelangte Mitte April von Köln nach Offenbach. um dann nach München, Den Haag. London. Paris. Zürich 
und Rom weitergereicht zu werden. Sicher wäre es erfreulich und begrüßenswert. sie auch in Wien zu sehen. 
Eine international orientierte Frühlatirsausstellung . .. findet leider nicht in Wien, sondern in Hannover statt. Der dortige 
Kunstverein hat nicht weniger als 22 ausländische Künstler zur Teilnahme eingeladen. so Giacomo Manzü. Sam Francis, Bale 
sadella Afro, Karel Appel. Pierre Alechinsky. Antonio Corpora, Alberto Giacometti, Joan Mirö, Serge Poliakaff. William Scott. 
Victor Vasarely, Emilio Vedova und Arnoldo Pomodoro. Fritz Hundertwasser vertritt Österreich. 
Den beiden großen Wiener Künstlervereinigungen (GBK. Künstlerhaus, Secession) sei das Beispiel von Hannover als nach- 
ahmenswertes Vorbild empfohlen. Man erreicht durch die reichliche Herbeiziehung auswärtiger Künstler ein hervorragend 
geeignetes Vergleichsniveau. durchbricht die Grenzen des Provinzialismus und zwingt die Künstlervereinigungen der Einge- 
ladenen sozusagen auf moralischem Weg zu entsprechenden Gegenleistungen. Und auch auf dem Gebiete der bildenden Kunst 
von heute bedeutet erhöhte Umlaufgeschwindigkeit wenn schon nicht alles, so doch sehr viel! 
Ferdinand Hodler als Zeichner. Ausstellung im Helmhaus, Zürich. Hodler hat etwa 4000 Zeichnungen hinterlassen, von denen 
über 3000 bereits im Auftrag des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft von dem Genfer Kunsthistoriker Jura Brüsch- 
weiter durchgesehen wurden. Der lunge Gelehrte wählte aus dieser Riesenzahl zunächst 250 Blätter aus, die Anfang dieses 
Jahres im Musee Rath in Genf gezeigt wurden. Mitte März kam die Ausstellung, bereichert um 27 Nummern, nach Zürich, 
einbegleitet von einem vorzüglichen, von Brüschweiler verfaßten Katalog, der nicht nur fast alle Exponate bildlich wiedergibt, 
sondern auch entsprechend dokumentiert und kommentiert. Ein wichtiges Nachschlagebuch für die Hodler-Forschung kommen- 
der Jahre wurde so geschaffen. 
Kantonales Kunstmuseum. Lausanne: Erster Internationaler Salon der Galerie ..Pilotes", 20. Juni bis 22, September 1963. 
20 führende Kunstgalerien aus aller Herren Ländern stellen im Sommer in LausanneWerke zeitgenössischer Künstler aus,die 
nach dem Erachten der Beteiligten seit 1945 eine große Rolle als Wegbahner der modernen Kunst gespielt haben. Die gezeigten 
Werke sollen die ,.besten und ausdrucksvollsten unserer Zeit" sein. wie aus der unscharf und schwülstig formulierten Presse- 
aussendung hervorgeht. Ländermäßig verteilen sich die Exponate auf Deutschland, England, Frankreich. Italien, Japan. 
Schweden, die Schweiz und die USA. Die Auswahl erfolgte nach "langen und geduldigen Nachforschungen". 
Spanische Malerei. Unter diesem Titel wurde Anfang März im Musee des Arts Decoratifs in Paris eine großangelegte Ausstellung 
eröffnet. die es sich zur Aufgabe gesetzt hat. einen Gesamtüberblick über die spanische Malerei vom 14. Jahrhundert bis zu 
Goya zu geben. Sämtliche 130 Exponate stammen aus französischem Besitz und wurden im wesentlichen aus Provinzmuseen 
(Lille. Rauen. Besancon. Montpellier, Castres) herbeigeholt. Während die großen populären Meister (Velazquez. Greco) etwas 
zu kurz kamen. überraschte die Fülle von sakralen Gemälden aus der Frühzeit und von der Hand Goyas. 
An dieser Stelle sei ein Wort von Ramön del Valleelnclan erwähnt, der meinte. das tragische Lebensgefühl Spaniens lasse sich 
nur in systematischer Deformation wiedergeben, da doch Spanien selbst nichts anderes sei als eine groteske Deformation der 
europäischen Zivilisation. 
Da wird sich Salvador Dali aber freuen! 
Die 7. Biennale für Plastik im Freien im Middelheimpark. Antwerpen. Die Reihe der Biennalen für moderne Plastik in Ant- 
werpen wird fortgesetzt und die diesjährige Ausstellung wird vom 8. Juni bis 30. September stattfinden. 
Eine Abteilung der Ausstellung wird der Skulptur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gewidmet sein, während aus 
sechs anderen europäischen Ländern ein einzelner Künstler eingeladen wird. Selbstverständlich soll auch die ständige Kollektion 
des Freiluftmuseums Middelheim den Besuchern der Biennale gezeigt werden. Weiter ist noch vorgesehen, daß eine Photo- 
montage in einem Pavillon die Beziehungen zwischen Skulptur und Architektur darstellen wird. 
London, Arts Council: Lucien Pissarro. Lucien Pissarro war Sohn des berühmteren Camille Pissarro, eines der Väter des 
Impressionismus. 1863 geboren, wanderte er schon im Alter von 27 Jahren nach London aus, wohl vor allem, um sich der 
Gefahr einer übermächtigen Beeinflussung durch seinen Vater und dessen Freundeskreis zu entziehen. 1916 erwarb er die 
englische Staatsbürgerschaft, 1944 starb er in einem Dorf in Somerset, In London war er befreundet mit einigen Angehörigen 
der Camden Town Group, der auch Sickert und Steer angehörten. Als Maler, Holzschneider und Buchillustrator hat er Großes 
geleistet (Abb. 11). 
Ausstellungsleben in den Vereinigten Staaten von Amerika, Wie ,.Alte und moderne Kunst" von den Veranstaltern unmittelbar 
erfuhr, wurde im Ringling Museum of Art in Sarasota, Florida, vom 23. Februar bis 24. März eine Ausstellung vorwiegend 
französischer romantischer. impressionistischer und nachimpressionistischer Malerei mit Werken aus der im Art Institute of 
Chicago aufbewahrten Sammlung Patter Palmer abgehalten. Diese Ausstellung gilt als die bedeutendste ihrer Art in Florida. 
Folgende Künstler waren mit Hauptwerken vertreten: Bonnard. Boudin. Cezanne (mit 4 Bildern), Corot, Degas (2 Bilder), 
Delacroix. Dufy. Guys. Manet, Matisse. Monet (8 Bilder), H. S. Moore, Picasso (6 Bilder). Pissarro. Raffaelli. Seurat, Signac. 
Sisley, Toulouse-Lautrec. Whistler und Anders Zorn. Zwei Drittel der gezeigten Werke waren bisher noch nie oder nur sehr 
selten öffentlich ausgestellt gewesen, einige von ihnen sind noch unpubliziert. Unsere Bildauswahl versucht. der Bedeutung der 
 

	        
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