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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 69)

fand und schon seinerzeit als Skizze zu einem unbekannten Bild ver- 
öffentlicht wurde. Sie ist auch für die Datierung des Werkes wichtig 
und bestätigt den direkten Anteil des Meisters an der Entstehung des 
Bildes. Dieser Anteil ist auch anderweitig durch die Analyse der Pinsel- 
fiihrung des Malers bewiesen, die an den bedeutendsten Gestalten des 
Bildes zur Geltung kommt. Die Anbetung beleuchtet von neuem die 
enge Beziehung zwischen dem Schaffen Veroneses und Bassanos, die 
in diesem Falle nicht angezweifelt werden kann und so offensichtlich 
ist, daß es sogar zu einer unrichtigen Bestimmung des Werkes in einem 
der neueren Inventare der Galerie kam. Es ist vorauszusetzen, daß 
das Bild unter entscheidender Teilnahme von Veroneses Sohn Car- 
letto entstand, welcher übrigens in Bassanos Werkstatt mitwirkte. 
Aus der Spätzeit Veroneses stammt ein kleineres Bild der heiligen 
Katharina, das ganz eigenhändig durchgeführt ist und daher auf 
besonders anziehende Weise die Kunst des Malers anschaulich 
macht. 
jampa Tinlerelta ist mit seinem frühen Bild der Ebehrerberin vor 
Chrixlu: (aus der Zeit um 1545) vertreten. Es ist als wertvolles Ent- 
wicklungsdokument interessant, das das Schaffen des jungen Künstlers 
erläutert. Außerordentlich souverän dargestellt ist die Geißelung aus 
den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts, eines der wertvollsten 
Bilder der neuentdeckten Kollektion, das es uns möglich macht, einen 
Maler zu verstehen und zu schätzen, dessen Größe wir bisher in unseren 
Sammlungen nicht kennenlernen konnten. Darüber hinaus handelt 
es sich um ein Werk, dessen Stil sehr wichtig ist. Tintorettos Bild 
mit seiner kühn gelösten Farb- und Lichtkomposition gestattet es 
anscheinend, jene These in der gegenwärtigen italienischen Fach- 
literatur (R. Longhi) zu vertiefen, die besagt, daß Tintoretto bedeutsam 
auf die Bildung der Hell-Dunkel-Konzeption Caravaggios einwirkte. 
Die Gesamtkomposition des Werkes Tintorettos hat leider dadurch 
gelitten, daß das ursprünglich quadratische Bild an den Seiten ab- 
geschnitten xvurde, so daß links der Kopf des Henkers und rechts 
ein Teil der Gestalt mit dem Turban fehlt. 
Im Zusammenhang mit der Entdeckung dieses reifen Wlerkes Tinto- 
rettos ist um so mehr zu begrüßen, daß auf der Burg auch ein Bild 
erhalten blieb, das zweifellos von Tintorettos Sohn Dameniea stammt 
und die Dornenkränung (eine Variante der bekannten Komposition in 
der Galleria Capitolina in Rom) darstellt. Dieses Bild zeigt, wie die 
Kunst dieses großen venezianischen Meisters die weitere Entwicklung 
beeinl-lußte. Die Wirkung Tintorettos kann übrigens auch an dem 
großen Gemälde von Palrna Gioeane (dem Jüngeren) beobachtet werden, 
das das mythologische Thema Die Tötung der Kinder Ninher behandelt 
und ein typisches Beispiel jener monumentalen venezianischen Malerei 
dieser Art im 16. Jahrhundert ist, mit der die Räume des Dogen- 
palastes geschmückt wurden. Zur näheren Erklärung der Art und 
Weise der Identifizierung und Arbeitsmethode kann gesagt werden, 
daß ein Bild dieses Suiets und solcher Ausmaße im Inventar der Bilder- 
galerie des Erzherzogs Leopold Wilhelm in Brüssel verzeichnet ist, 
und es kann auch mit Sicherheit nach einem Stich im Theatrum Pic- 
torium, einer Sammlung graphischer Reproduktionen in Buchform 
(aus dem Jahre 1660), die die italienischen Bilder der Sammlung des 
Erzherzogs festhält, bestimmt werden. Auf diese Weise ließ sich auch 
die Herkunft anderer Bilder feststellen, und dies ist in manchen Fällen 
auch bedeutsam für die Lösung der Frage nach dem Autor des Bildes. 
Während das Gemälde Palnla Veerbio: (des Älteren) schon vor län- 
gerer Zeit von der Burg in die Nationalgalerie gelangte, blieb ein 
anderes merkwürdiges Stück aus etwa derselben Periode unbeachtet. 
Es handelt sich um Cljrixlu: {Winken Älaria und Älarlba, ein Bild, das 
mit Sicherheit Rocco Marconi zugeschrieben werden kann (in der 
Leningrader Eremitage gibt es eine künstlerisch schwächere, dafür 
aber signierte Variante). Dieses Gemälde erinnert uns nicht nur an 
die Kunst G. Bellinis, sondern auch an die Anfänge Tizians. Man kann 
nur bedauern, daß auf der Prager Burg keines der hervorragenden 
Werke dieses Malers übrigblieb, obwohl hier einst solche wie das 
riesige Gemälde Ecce homo und Danae und noch weitere Werke 
hingen, die sich gegenwärtig in Wien beünden. Das kleine, aber an- 
mutige Bild der Ilrladanna mit dem Kind, das wir als Werk des weiteren 
Tiziankreire: betrachten können, führt uns in seiner Farbgestaltung 
wenigstens die Schönheit des tiefen und intensiven Kolorits des Mei- 
sters vor Augen. Mit einem typischen und wertvollen Werk ist der 
Zeitgenosse Tizians und Tintorettos Andrea Srlaiauone, ein ausdrucks- 
voller Vertreter des venezianischen Manierismus, vertreten, in dessen 
spätes Schaffen man mit Sicherheit als sehr wertvolles Beispiel die 
Heilige Familie rnil jalzanner dem Täufer einreihen kann.
	        
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