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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 69)

dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeuixi (ura 
sprünglich in der Karmeliterinnenkirche zu lnns- 
bruck) reiht sich eine weitere (irisailleskizze aus 
der Prager Nationalgalerie ein, die ein bindendes 
(ilied vorstellt. Zu Bencschsrknalyse von Sigrisrs lne 
spiratizmsqtiellen in Maulbertschs „Nlartvritim des 
hljudas Thacldäus" (Wien, Schottenstift)7) und in 
der Albertina-Zeichntmg zu „Die Alten Römer" 
(oder einer anderen, verschollenen Fassung der 
dortigen „tigura serpentinata" des Kriegers, der in 
Sigrists Wiener Laurentiusskizze fast wörtlich über- 
nommen wurde) ist kaum etwas hinzuzufügen. ln der 
Prager Studie aber ist die innere Spannung stark ab- 
geschwächt. Durch die Änderung derGebärde und der 
Position des Nlärtvrers verliert sich das Kraftspiel 
der sich überkreuzenden Diagonalen, die den Auf- 
bau der Wiener Skizze bestimmen. Die Maulbertsche 
Figur des Schergen mit der Lanze, die dort den 
Kompositionskern bildet, ist weggelassen und (las 
Ganze verliert dadurch seinen festen, fast zusammen? 
geballten Halt. Trotz derselben handschriftlichen 
Vortragsweise werden die Gestalten massiver und 
untersetzter. Diese Abwendung vom manieristisch 
gedehnten linrmkanzun Nlaulbertschs zurück zu der 
plastischen Auffassung Trogers mündet aber zu- 
letzt in die inhaltlich verwitterte anekdotische Ror 
kokoschilderung des lnnsbrucker Bildes, wo kom- 
positionell vereinzelte verschrumpfte Figuren mit 
auffallend breiten und leeren Gesichtern unbeteiligt 
die vorgeschriebene Rolle spielen. 
Die unsichere Raumanordnung solcher formlosen 
Figuren mit stereotypen breitbackigen Köpfen, die 
inhaltslose (ienreauffassung und mechanische Pinsel- 
führung charakterisieren auch die kleinen mytho- 
logischen Pendants auf Kupfer f! Oriwm" T01] und 
Bnrrlmx wir Ariadne (lnv. Nr. O 237, Öl, Kupfer, 
25,3X18cm; () 239, 25,5Xl8 cm), die vielleicht am 
besten die Situation ausdriicken, in die Sigrists 
erschlaffende Kunstkräfte endgültig endeten. An 
das geschmeidige, leicht verdauliche Schilden des 
Vaters knüpften Sigrists Sühne an, von denen 
bisher nur von julmnn Mgrirf (1756 7-1807) etwas 
mehr als der bloße Name bekannt ist. lhm xvurden 
zuletzt auch die unsicheren und schwachen Genre" 
szenen aus einem Modesalon zugeschrieben (lnv. 
Nr. O 174, Öl, Kupfer, 16,8X18,6 cm; lnv. Nr. 
O 175, 16,9Xl8,6 cm; Widmung Dr.  lloser 
1843)?!) 
Wenn auch also die Prager Bilder Franz Sigrists 
nur Nebensächliches zur Charakteristik seines an? 
fanglich vielversprechenden, zuletzt aber versiegen- 
den Kunstschaiiens beitragen, spiegelt sich in ihnen 
nicht nur ein malerisches Geschick, sondern auch 
die gesamte künstlerische Problematik der stilistisch 
desorientierten Endphase des Splitbarocks in Östen 
reich.
	        
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