dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeuixi (ura
sprünglich in der Karmeliterinnenkirche zu lnns-
bruck) reiht sich eine weitere (irisailleskizze aus
der Prager Nationalgalerie ein, die ein bindendes
(ilied vorstellt. Zu Bencschsrknalyse von Sigrisrs lne
spiratizmsqtiellen in Maulbertschs „Nlartvritim des
hljudas Thacldäus" (Wien, Schottenstift)7) und in
der Albertina-Zeichntmg zu „Die Alten Römer"
(oder einer anderen, verschollenen Fassung der
dortigen „tigura serpentinata" des Kriegers, der in
Sigrists Wiener Laurentiusskizze fast wörtlich über-
nommen wurde) ist kaum etwas hinzuzufügen. ln der
Prager Studie aber ist die innere Spannung stark ab-
geschwächt. Durch die Änderung derGebärde und der
Position des Nlärtvrers verliert sich das Kraftspiel
der sich überkreuzenden Diagonalen, die den Auf-
bau der Wiener Skizze bestimmen. Die Maulbertsche
Figur des Schergen mit der Lanze, die dort den
Kompositionskern bildet, ist weggelassen und (las
Ganze verliert dadurch seinen festen, fast zusammen?
geballten Halt. Trotz derselben handschriftlichen
Vortragsweise werden die Gestalten massiver und
untersetzter. Diese Abwendung vom manieristisch
gedehnten linrmkanzun Nlaulbertschs zurück zu der
plastischen Auffassung Trogers mündet aber zu-
letzt in die inhaltlich verwitterte anekdotische Ror
kokoschilderung des lnnsbrucker Bildes, wo kom-
positionell vereinzelte verschrumpfte Figuren mit
auffallend breiten und leeren Gesichtern unbeteiligt
die vorgeschriebene Rolle spielen.
Die unsichere Raumanordnung solcher formlosen
Figuren mit stereotypen breitbackigen Köpfen, die
inhaltslose (ienreauffassung und mechanische Pinsel-
führung charakterisieren auch die kleinen mytho-
logischen Pendants auf Kupfer f! Oriwm" T01] und
Bnrrlmx wir Ariadne (lnv. Nr. O 237, Öl, Kupfer,
25,3X18cm; () 239, 25,5Xl8 cm), die vielleicht am
besten die Situation ausdriicken, in die Sigrists
erschlaffende Kunstkräfte endgültig endeten. An
das geschmeidige, leicht verdauliche Schilden des
Vaters knüpften Sigrists Sühne an, von denen
bisher nur von julmnn Mgrirf (1756 7-1807) etwas
mehr als der bloße Name bekannt ist. lhm xvurden
zuletzt auch die unsicheren und schwachen Genre"
szenen aus einem Modesalon zugeschrieben (lnv.
Nr. O 174, Öl, Kupfer, 16,8X18,6 cm; lnv. Nr.
O 175, 16,9Xl8,6 cm; Widmung Dr. lloser
1843)?!)
Wenn auch also die Prager Bilder Franz Sigrists
nur Nebensächliches zur Charakteristik seines an?
fanglich vielversprechenden, zuletzt aber versiegen-
den Kunstschaiiens beitragen, spiegelt sich in ihnen
nicht nur ein malerisches Geschick, sondern auch
die gesamte künstlerische Problematik der stilistisch
desorientierten Endphase des Splitbarocks in Östen
reich.