Anhänger (s, Abb. 2), 1) 1.121 der Ätzung au
2 Anhänger, Rcvcrsscitc, gcärzus M3.
du Revcrsseixe
nrcspnnsorium
Aus dieser ersten Feststellung ergab sich von selbst die zweite Frage,
von wem und von wann dieser Text stamme, um eine untere Alters-
grenze für unser Stück zu bekommen. Die Anfrage hei verschiedenen
Kennern der älteren theologischen Literatur ergab nun bald, daß die
Herkunft des Textes zwar noch unbekannt, auf jeden Fall aber sehr
viel älter ist, als unser Stück sein kann. Wie mir Herr Unixn-Prof.
Dr. Jos. A. jungmann S] von der Universität Innsbruck mitteilte,
kommt dieses Responsorium (wenngleich an einer anderen Stelle)
bereits in einem sehr alten Verzeichnis der Responsorien vor, nämlich
in einer vom Ausgang des 9. Jahrhunderts stammenden Handschrift
des Responsoriale von Compiegne (nach Migne, Patrologia Latina 78,
S. 746 Aus dem 11. Jahrhundert ist es in einem der ältesten Breviere,
dem sogenannten Portiforium of St. Wulstan (ed. Hughes, London
1958, S. 105), angeführt. Die Redewendung „genuisti qui te fecit"
geht (nach A. L. Mayer, „Mater et filia", jb. f. Liturgiewissenschaft 7,
60i82, 1927) bis auf Augustinus zurück.
Dar lllarienhilrl. Seine Entzifferung stieß auf die größten Schwierig-
keiten, erstens weil es sich offenkundig um eine ziemlich primitive
volkstümliche Wiedergabe einer in Einzelheiten vielleicht mißverstan-
denen Vorlage, vergröbert durch die Technik der Steinätzung, handelt,
zweitens weil durch die außerordentlich starke Abwetzung ein Groß-
teil des Bildes bis zur Unkenntlichkeit zerstört ist. Die Vermutung
lag nahe, daß es sich um die Wiedergabe eines sehr viel älteren volks-
tümlichen Marienbildes bzw. Wallfahrtsbildes handlqund es galt, nach
einem solchen Vorbild zu suchen.
Mit Sicherheit zu erkennen ist nur das geneigte Haupt der Madonna.
Sie trägt einen an der Stirne gefaltelten Schleier (Maphorirwn), darauf
das (auf ähnlichen Ikonendarstellungen übliche) Kreuz. Die Falten des
Schleiers machen beinahe den Eindruck einer Krone, was aber nicht
zutrifft. Über dem Kopfe, am Oberende der Darstellung, ist ein großes
Gebilde, das wohl nur als Krone aufgefaßt werden kann: ein unterer
glatter Streifen mit länglichen Rechtecken (eingesetzten Edelsteinen),
darüber ein in schrägen Zacken ausgreifender Teil. Neben dem Kopfe
und tief heruntergreifend verlaufen schräge Streifen, die auf jeden Fall
Falten eines Stoffes darstellen. Die Bereiche rechts und links vom
Kopfe könnte man noch als Stoffbespannung eines Thronsessels auf-
fassen (wir werden sehr ähnliche bei der unten zu erwähnenden Ma-
donna von Orvietn sehen). Da diese Streifen aber auch vorne quer
über die Brust der Figur gehen, liegt es naher, an die Falten eines
zarten äußeren Schleiers zu denken. Die untere Hälfte der Darstellung
ist wegen des schlechten Erhaltungszustandes kaum zu enträtseln.
Abgesehen von den schräg gegen die untere Bildmitte konvergierenden
Falten könnte man einige Streifen links unten so deuten, daß die
Figur ihre rechte Hand mit der lnneniiäche gegen vorne dem Beschauer
entgegenstreckt, also eine sehr altertümliche betende Gebärde. Der Erhal-
tungszustand ist aber viel zu schlecht, als daß diese Deutung verbindlich
wäre. Es ist nichts davon zu sehen, daß die Madonna ein Kind hält.
Das Stück wurde mehreren maßgeblichen VUissenschaftlern, Vertretern
der Kunstgeschichte, der Ikonographie, der Volkskunde usw. vor-
gelegt. Herrn Prof. Dr. O. Demus verdanke ich den Hinweis darauf,
daß das Bild sicher nicht byzantinisch ist (weil die byzantinischen
Madonnen wohl ein Maphorion mit Kreuz darauf, aber keine Kronen
tragen), sondern am ehesten an gewisse italienische Madonnen des
13. Jahrhunderts aus dem Kreise des Coppo di Marcovaldo erinnert.
Tatsächlich hat ein Vergleich mit Wiedergaben der beiden bekanntesten
Madonnen dieses Meisters bemerkenswerte Übereinstimmungen ge-
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