ARNULF NEUWIRTH
Der Expressionist
Ferdinand Stransky
Wie die byzantinischen Goldgründe Klimts im Werke Hundertwassers ihre ganz legitime Fortsetzung
finden, so wohl auch scheint die österreichische Spielart jenes Expressionismus, dem Kokaschka unc
Gerstl sich zuwandten, in der Malerei Ferdinand Stranskys neue Triebe anzusetzen, organisch weiter-
zuwachsen. Ein Preis der Stadt Wien und eine Ausstellung in der Österreichischen Galerie haben in'
vergangenen Jahre von neuem diesen beachtlichen Maler in Erinnerung gebracht. Stransky,
leidenschaftlicher. heftiger Expressianist. ist kein Manager seiner eigenen Person: Rotations-
presse und Wochenschau durch spektakuläre Reklameaktionen in Bewegung zu setzen. liegt nicht in
seiner Natur. Er vertraut der mit Weisheit Spreu von Weizen sondernden Zeit mehr als noch sc
verführerisch angeleuchteten und aufgebauschten Augenblickswerten und arbeitet in der Stille weiter.
Der 1904 in Viehhofen bei St. Pölten geborene Ferdinand Stransky ist Autodidakt. Er besuchte zwar
die Restaurierklassen der Professoren Maurer und Eigenberger am Schillerplatz. doch hat die Wiener
Kunstakademie nicht wesentlich seine Entwicklung als Maler bestimmt. Stransky legt Wert darauf. hin-
zuweisen. daß sein väterlicher Freund Eduard Bernhard (der. wie er selber, Mitglied der Künstlergruppe
..Der Kreis" ist), ihn mit aller Entschiedenheit auf die großen stilbildenden Werte des deutscher
Expressionismus aufmerksam gemacht hat. Stransky ist schon im ersten wesentlichen seiner Bilder. der
,.Niederösterreichischen Landschaft" von 1925 Expressionist gewesen. Förderndes Verständnis hat er
in den Jahren vor 1938 durch den bedeutenden österreichischen Kunsthistoriker Hans Tietze und nach
1945 durch die Museumsdirektoren Benesch, Feuchtmüller. Glück und Novolny erfahren. Die
Beteiligung an Ausstellungen in Sao Paula, Tokio. Paris. London und Amsterdam hat den Namen
Stransky auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt gemacht.