ROM: PORTRÄT-STENOGRAMME VON ANTON WATZL
Das Österreichische Kulturinstitut in Rom beherbergte. als der Linzer Maler Anton Watzl seine Porträtzeichnungen ausstellte.
36 prominente Gäste des kulturellen Österreich. deren Gegenwart der graphischen Virtuosität dieses Künstlers zu danken
war.
Für die spontane und sichere Art der Darstellung kann zu Recht der Begriff eines "Porträt-Stenogramms" angewendet werden.
was vor allem durch jene von Georg Saiko. Dr. Hanns Kreczi. Burgschauspieler Günther H. L. Haenel. Dr. Walter Koschatzky.
Dr. Wilhelm Mrazek, Dr. Viktor Matejka. Friedrich Welz. Dr. Bruno Grimschitz. Dr. Siegfried Freiberg. Dr. Adele Kaindl
und Prof. Herbert Lange. der auch das Vorwort zum Katalog verfaßt hatte, bestätigt wird. In diesem Vorwort tindet sich die
wesentliche Feststellung. daß Anton Watzls Porträtzeichnungen ..als Zeugnisse freier schöpferischer Kunstousübung zu werten
und nicht vom Verewigungstrieb der Angebildeten beeinflußt sind" (Abb. 3. 4).
Die Ausstellung fand gebührende Anerkennung bei dem sich immer mehr ausweitenden Kreis der Freunde österreichischer
Kunst in Rom. wovon auch das Echo in der italienischen Presse Zeugnis ablegte. So schreibt Claudia Refice in der angesehenen
kulturellen Wochenschrift "La Fiera Letteraria". daß sich Watzl an die besten künstlerischen Traditionen österreichischer
Graphik anschließt und ebenso durch die Unmittelbarkeit seiner Interpretation überrascht wie durch seine präzise und
elegante Darstellung.
Der Kunstkritiker des "Giarnale d'Italia". Bruno Morini. weist vor allem auf den originellen Einfall hin. ausschließlich die
Kulturschaffenden seines Landes zu porträtieren. ..Das geschieht auch oft durch das Einbeziehen der Hände. die um nichts
weniger als das Antlitz eines Menschen imstande sind. seinen Charaker festzuhalten." Morini hebt auch die kräftige Zeichnung
hervor, „die sich in wissender Synthese mit einer eindringenden psychologischen Erfassung des Darzustellenden vereinigt".
Zettl
"WIENER SECESSlON" UND „GALERIE IM GRIECHENBEISL" IN ROM
Das gesteigerte Interesse Italiens an österreichischer Kunst hält nach wie vor an. Beim ..Maggio Musicale" in Florenz erregt
Kokoschkas Bühnenbild derzeit höchstes Aufsehen. ln Rorn zeigt die ..Galleria Numero" im Austausch mit der Wiener ..Galerie
im Griechenbeisl" eine Ausstellung, die anschließend auch nach Mailand gehen wird. Johann Fruhmann ist dabei mit einer
Serie strukturdhnlichen. aber chromatisch differenzierten Gemälden vertreten. Jede Aggression ist aus ihnen ausgemerzt. An
ihrem lyrischen Reiz hat sich unter anderem selbst der Futurist Antonio Marasco überaus begeistert. Christa Hauer setzt durch
kräftigen Farbauftrag und in der Farbgebung die Reihe barocker vitaler österreichischer Malerei fort. Mario Declevas Gemälde
sind von getragener Feierlichkeit und führen in sakrale Bereiche abstrakter Kunst.
Zu gleicher Zeit und ebenfalls in Rom stellt die ,.Galleria Penelope" Zeichnungen der Wiener Secession zur Schau. die bei
Kritikern. Sammlern und Künstlern viel Beachtung ündet. Der italienische Rundfunk brachte bereits drei Sendungen darüber.
und auch im Fernsehen gab es einen ausführlichen Bericht. Im ..Osservatore Romano". dem Organ des Vatikan. würdigte aus
diesem Anlaß der bedeutende Kunstkritiker Professor Andrea Lazzarini den Beitrag der Wiener Secession zur modernen
Kunst und hob vor allem auch die erlesene Auswahl der graphischen Blätter hervor. unter denen ebenso Werke von Klimt.
Schiele. Kubin. Jungnickel. Kokoschka. Boeckl. Meissner und Wotruba zu sehen sind wie solche von Eckert, Eisler. Hrdlicka.
Klima. Kreuzberger. Matulla, Moldovan, Staudacher. Szeni. Tahedl und Yppen.
Durch die zahlreichen Kontakte. die der gegenwärtige Präsident der Wiener Secession in Rom anlüßlich seiner Anwesenheit
knüpfen kannte. ist diese Ausstellung. die anschließend auch in Turin gezeigt werden wird. gleichsam der Auftakt zu größeren
Manifestationen. welche teils in Italien. teils auf dem Boden der in Bölde wieder instand gesetzten Wiener Secession erfolgen
werden. Zettl
Beni Ferenczy
Müdchenknpi
Beni Ferenczy
Engelsfiguren
Jknvon W011i,
Professor Franz Theodor Csokor.
Zeichnung,196?.
Anlon W091].
Frau Seklionsrul Dr, Adele Kuändl.
Federzeichnung. 1962
Franz Regler,
Winterwuld. 1953
Franz Regler,
Gemalte Skulpluren. 1962
I5
l 6
ERNST H. BUSCHBECK
ZUM GEDENKEN
Ein tragischer Unglücksfall. der umgeben
war von beinahe romantischen Begleitum-
sidnden. riß am 13.Mai diese: Jahres den
ehemaligen Direktor des Kunsthistorischen
Museums aus dem Leben e In ienern lande.
dem von den Anfängen seiner Wissenschaft
lichen Betätigung an seine Liebe gehört
hatte. in Portugal.
Buschbeck. der im 75. Lebensiahr stand. war
flüth Absolvierung seiner Studien an der
Universität Wien von 1921 bis 1924 am
Bundesministerium für Unterricht 'in "einer
Abteilung tätig. die sich mit der Reorganisa-
tion des österreichischen Musealwesens be-
faßte. 1924 kam er ans Kunsthistorische
Museum. an dem er f abgesehen von der
durch die freiwillige Emigration 1938 1945
bedingten Unterbrechung bis zu seiner
Emeritierung tätig war. seit Kriegsende dis
Leiter dß Instituts. In seiner Eigenschaft
als Museumsmann verfaßte Buschbeck unter
anderem einen ausführlichen Führer durch
die Sammlungen. Nach dem Kriege or-
ganisierte er die Ausstellung "Kunstschätze
aus Wien". die in aller Welt gezeigt wurde
und neben karitativen Aufgaben auch den
Zweck hatte. Österreich nach den Jdiiren
der Nazibarbarei wieder in die Kulturwelt
einzuführen. Die Wiederaufstellung des den
romanischen Schulen gewidmeten Galerie-
teiles ist sein Werk.
Mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst
war Buschbecks Tätigkeit als Museumsmann
jedoch noch längst nicht abgeschlossen. Seit
1955 war er mit der Zusammenstellung und
Aufstellung der Salzburger Residenz alerie
betaßt. Daß die Privatsammlungen zernin
und Schönborn-Buchheim große Teile ihrer
Bestände diesem Institut als Dauerleihgabe
zur Verfügung stellten. ist in vieler Hinsicht
dem Wirken Buschbecks zu verdanken. Die
derzeitige " gung der Residenzgalerie
geht zur Ganze auf ihn zurück. Darüber
hinaus leitete er zwei Ausstellungen der
Residenzgalerie. die der Malerei der Ro-
mantik urid der Darstellung der Alpen in
der bildenden Kunst gewidmet waren. Auch
volksbildrierisch trat Buschbeck gerade in
Salzburg hervor. Noch im April diess
Jahrs hatte er im Rahmen der kunslwissen-
schaftlichen Veranstaltungsreihe der Salz-
burger Volkshochschule einen Vortrag ge-
halten. bei dem er 7 abgesehen von dem
sachlichen Gehalt e durch das Feuer und
den Schwung seiner Diktion zu verblüffen
vermochte.
Ernst H. Buschbeck war der Typ ds Kavar
liers altösterreichischer Schule vom Scheitel
bis zur Sohle. Charme. jugendlicher Elan
und unbegrenzte BegeisterungsVhigkeit kenn-
zeichneten seine Persönlichkeit, wohl eine
der liebeniwertesten unter der Kuhsthistori-
kerschaft Österreichs
K.
AUSSTELLUNGEN IN ALLER WELT:
Hannover: Die Kestner-Gesellschaft zeigte
ab 25. April rund 30 Gemälde und 40 Aqua-
relle des amerikanischen Malers Sam
Francis. Dr. Wieland Schmied. der öster-
reichische Leiter der Gesellschaft. hat die
Arbeiten aus Privat- und Galeriebesitz in
Deutschland. aber auch aus Paris. London.
Mailand. Genf. Zürich. Bern und Basel
zusammengetragen. Sam Francis. einer der
Hauptmeister des "Action painting". ist seit
195D in Paris ansassig. hat aber auch in
New York, Kalifornien. Tokio und Bern
Ateliers. Der heute Vierzigiührige wird
gerne in einem Atemzug mit Jacksan Pollock
oder Riaoelle genannt.
Essen, Villa Hügel: Am 3. Mai wurde die
wichtige Ausstellung "Kopiische Kunst 7
Christentum am Nil" eröffnet. Sie urnfaßt
zahlreiche bedeutende Kunstwerke und
Denkmäler des christlichen kulturellen
Lebens ebs nachantiker Zeit in Agypten.
Nubien und Äthiopien.
oitenbdeti, Klingxpor-Mllseum: Vom 15. Mdi
bis Z3. Juni fand eine große Gedächtnis-
Ausstellung für den unlängst verstorbenen
genialen Maler und Zeichner Josef Hegen-
barth statt.
Florlnz: Im Palauo Stroxzi wurde vom
23. Mdrz bis Z9. April die "Mostra Mercato
Nazionale d'Arte cantemporanea" abge-
halten. eine vom einschlägigen Handel
aufgezogene Veranstaltung. die nicht riur
alle bedeutenden lienischen Künstler
unserer Zeit (de Chirico. Casorati. Burri,
Morandi. Guidi. Guttuso. Capogrossi. de
Pisis. AfrO. cdrnpigii u. d. m.). sondern auch
Ausländer aus aller Welt in Hauptwerken
herausbrachle. Die Zeitschrift "Arte figura-
iivd" brdeiite in ihrer MärzlApril-Nummer
ein nahezu vollständiges Freisverzeichnis der
angebotenen Werke. Die niedrigsten Werte
lagen um Lire 15.000,-. das teuerste Bild
war ein Z20x129cm großes unbetiteltes
Gemälde des Amerikaners Kline. für das
Lire 23.OO0.000.4 verlangt wurden.
Im Anschluß an diese Veranstaltung war im
Palazzo Strozzi die Ausstellung "Premio del
Fiorino. pittura contemporanea" (bts14. Mai)
zu sehen.
Turin: Im Palano Belle Arti wurde die
1. Biennale d'arte e delfarredamento vom
B.-Z6. April abgehalten.
Kopenhagen: Hier fand vom 7.-15. April
eine Ausstellung von Gemälden. Skulpturen
und Graphiken zeitgenössischer dänischer
Künstler statt.
Euen: Das Falkwang-Musaum zeigte im
April Werke ostcßiatischer Kunst aus Berliner
Museen. Es handelt sich um Restbestände
eines Gesamtkomplexes. der nach NWDR
vom 18. 4. 1963 den Krieg im Berliner
Bergungsbunker zwar heil überstanden
hatte. dann aber nach der Sowjetunion
verbracht worden war. wo er sich noch immer
befinden soll.
München: Im Haus der Kunst wurde Mitte
April eine Ausstellung "Französische Malerei
der Gegenwart" er ffnet. Absicht war. in
enger Zusammenarbei "mit tdsi allen Pariser
Frivatgalerien einen Uberblick über das
Schaffen der "Ecole de Paris" in den letzten
20 idnren zu geben. Neben den großen.
altert Namen und anscheinend sehr viel
Unbedeutendem dominiert die gegenständ-
liche Malerei. vor allem vertreten durch
das "Paradepferd" Bernard Buffet. Brianchon.
Fontana Rosa. Yves Brayer u. a. m. Die ab-
strakten Maler kommen zahlenmäßig
schlecht davon. am bedeutendsten war
Hartung mit Arbeiten aus der Zeit van
1951 bis 1957 vertreten. Nach Ansicht von
Erhard Göpel ("Frankfurter Allgemeine
Zeitung". 17.4.19 ) bestimmen die Maler
des "Salon du Ma die Situation in Paris.
..in deren Bildern die aus der Natur gezo-
genen Anregungen durch abstrakte Form-
voistellungen hindurchwachsen".
Dresden: Rainer Berndt berichtete in "Die
Zeit" über die "Fünfte Deutsche Kunstaus-
stellutig". die im Albertinum. im Jahanneum
und in der Stadthalle abgehalten wurde.
Ihr Tenor war hundertprozentig sozialistisch-
realistisch: sozialkritische Tendenzen mischten
sich mit aktivistischen Bemühungen. Eine
Auswahl von Bildtiteln kann ohne weiteres
als Illustration des Gebatenen dienen: "Noch
kein Bart und schon Vater". "Schweine-
müsterei Pionier". ..Hier darfste dich mal
ausarbeiten. Franzl" m Geiste Lumum as
r- Vorwärts Afrikal". ..Die preisgek
Kuh". "Lehrling in der Schweineaufzucht
Köln: Die Galerie Zwirner zeigte Mitte
April einen Abend lang Malereien von
Affen. lnsgßamt 32 Tiere waren von dem
Tierpsychologen Destriond Morris für sein
Buch . ' logie der Kunst" getestet worden.
Das Faz Affen kennen zwar weder "Ding"
noch ..Abbild". sind aber in der Lage. "eine
Welt auf sich zuzuordnen". sie können sogar
Erfahrungen und gestalterische Routine
sammeln. ClUf die gegebenen Kompositians-
flachen achten und 7 man höre und slaune -
zum richtigen Zeitpunkt aufhören zu malen.
dann nämlich. wenn des Affen Meinung
nach eine "gewisse Balance des Strich-
gefüges" erreicht ist. Außerdem laßen sich
malende Affen während ihrer Arbeit um
keinen Preis der Welt. nicht einmal durch
Vorhaltung delikater Leckerbissen. von ihrem
Tun ablenken.
Arbeiten eines der Hauplmeister unter den
malenden Affen namens Congo wurden
sogar von Julian Huxley. Herbert Read und
Pablo Picasso angekauft. (Nach: Frankfurter
Allgemeine Zeitung. 18. 4.1963.)
Berlin: Bis Mitte Juli ist im Qferstichkabinertt
eine Ausstellung "Antwerpener Zeichner um
Rubens" zu sehen.
Käller
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