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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 69)

3 Panlo Veroncsc und Atelier. lJic Anlwium: der HIHCI). Natli 15H!) 
4 Paulo Veronesc und Atelier. Die Anbetung der Hirten. Detail. Nai h 15W! 
5 
Paolo Veronesc, DIC lll. Katharina, Dcuil. Nath 1:180 
wurde die Sammlung auf der Burg durch immer häuligerc Abtransporte 
ausgewählter Werke nach Wien dezimiert. Zu Beginn wurden die 
weggeführten Werke durch andere ersetzt 7 damit die Dekoration 
nicht leide - , jedoch das waren nicht mehr so wertvolle Werke. Dies 
geschah z. B. in den zwanziger und dreißiger Jahren des 18. Jahr- 
hunderts. 1723 wurden Werke der großen italienischen, (klinischen und 
deutschen Meister weggeschafft, darunter herrliche Bilder von Tizian 
und Rubens, Veronese und Van Dyck. Anstelle dieser insgesamt 
46 Gemälde wurden nach einiger Zeit, im Jahre 1732, 44 andere Bildet 
nach Prag gesandt. Später war dies jedoch nicht mehr der Fall, und die 
Sammlungen wurden rücksichtslos ausgeschlachtet. 
Zur Zeit der Kriegsereignisse und Verwaltungsreformen der vierziger 
Jahre des 18. Jahrhunderts, zur Zeit des großen Umbaus unter Maria 
Theresia ging 7 nach der alten Feststellung des Archivars  Moravek 7 
das lntcresse an der Bildergalerie fast völlig verloren. Das Amt des 
Schatzmeisters, der sich bis dahin um die Bilder gekümmert hatte, 
wurde aufgehoben, und die einzelnen Werke wurden zu einem bloßen 
Bestandteil des dekorativen Inventars, das schließlich und endlich auch 
verkauft werden konnte. 
Der Dresdner Maler und Galerieinspektor  (i. Riedel, der aus 
Böhmen stammte und die hiesigen Verhältnisse gut kannte, erwarb 
hier auf diese Weise im Jahre 1742 für die neugeschaifenen Samm- 
lungen Augusts lll. ohne größere Schwierigkeiten 84 Bilder und 
folgenden Jahre weitere 23 (iemälde. Nicht lange darauf 
gelang Placido Gialdi, der in Prag unter einem Decknamen auftrat 
und vorgab, die Bilder für Holland zu besorgen, der Ankauf weiterer 
69 Werke für Dresden. Darunter betanden sich (lemiiltle von Rubens 
und Tintoretto, Werke von Schiavonc und Veronese, eine schone 
Bilderreihe von D. Fetti, mit einem Wort Bilder, die noch heute in 
Dresden zu den bemerkenswertesten und anziehendstexi Stücken ge- 
hören. Wir möchten betonen, dall dies zur gleichen Zeit geschah, in 
der 268 bedeutende Bilder - in erster Linie der berühmte Vermeer i 
aus Wallensteins Sammlung in Duchcov (Dux) f nach Dresden gee 
langten. 
im 
Die herrlichen Sammlungen auf der Burg wurden ständig kleiner. 
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden immer mehr Werke nach Wien 
geschafft, und dies dauerte auch im 19. Jahrhundert an, als aus Prag 
neben anderen Bildern auch das wunderbare Porträt der lnfantin Maria 
Theresia von Velasqtlez abgesandt wurde. Die Örlientlichkeit wußtc 
nichts von alledem und wenn auch 7 es mußte doch scheinen, daß 
es sich ohnedies nur um Reste handle. Denn die berüchtigte Ver- 
steigerung der Sammlungen auf der Burg, zu der es im Jahre 1782 unter 
Josef ll. kam, wurde allgemein als letzter Nagel in den Sarg der ehemaligen 
alten ( ialerie betrachtet. Damals entstand der Eindruck, daß Prag wirklich 
alles verloren hatte. Gleichzeitig muß aufeine weitere wichtige Tatsache 
aufmerksam gemacht werden, ohne die es nicht miüglich ist zu erklären, 
warum iene verhältnismäßig umfangreicheGalerie, die nach allen Abtrans- 
porten und Verkäufen noch in Prag geblieben war, in Vergessenheit 
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