Kurt Ammann ist gewift einer unserer
ehrlichsten jungen Künstler. ln eiserner
Selbstzucht ringt er um Probleme der
Form. Dabei hat er sich einer be-
stimmten Technik verschrieben. Seine
Blätter, alle vom gleichen Format, sind
Monotypien und in vielen Schichten
farbig lasiert. Es gibt in ihnen keine
Effekthascherei und keinen Bluff. man
spürt nur die immer wieder neue Aus-
einandersetzung mit bestimmten For-
men. Dem entspricht auch die absolute
Redlichkeit im Technischen. Es ist der
Ehrgeiz des Künstlers, dem Werk nicht
ansehen zu lassen, ,.wie es gemacht
wurde". Die feine Oberfläche jedes
Blattes verrät nichts vorn Werdegang,
es gibt da nichts lmprovisiertes oder
Unvollendetes. Wie bei den alten
Meistern tritt Technik und Material
hinter die künstlerische Aussage zurück.
Die Unikatgraphiken Kurt Ammanns
zeigen meist menschliche, mitunter auch
kristallinische Formen, die in wohl-
tuenden Proportionen die Bildfläche
füllen. Trotz ihres nicht besonders
großen Formates wirken sie monu-
mental und einige zeigen überraschend
plastische Wirkung. Den besonderen
Reiz der Blätter macht ihre Farbigkeit
aus. Jedes Blatt hat nur zwei Farben,
die sorgfältig aufeinander abgestimmt
sind. Sie erscheinen aber in unglaub-
lich vielen und reizvollen Tönungen,
da bis zu sieben Lasurschichten über-
einanderliegen und jede der beiden
Farben in alle nur möglichen, diffu-
zilen Schattierungen abwandeln.
Das Besondere der Ammannschen Gra-
phiken besteht darin. daß der monu-
mentalen Form ein ebenso schlichter
Farbenzweiklang entspricht. der durch
seine subtilen Nuancen den Bildern eine
zusätzliche. höchst lebendige Spannung
verleiht. in unseren Schwarz-Weiß-
Abbildungen geht von diesem Reiz
allerdings sehr viel verloren.
Ammann will seine Werke selbst spre-
chen lassen und sie bedürfen keiner
Erklärung. Das ist um sa höher anzu-
schlagen, als Ammann auch Dichter
ist. Als es ihm in seinem Quartier an
Platz zum Malen gebrach, machte sich
sein Schaffensdrang in Warten Luft.
Er schrieb viele Gedichte, tief empfun-
dene und fein gestaltete Lyrik. Das zeigt
wieder die unbedingte Ehrlichkeit des
jungen Mannes: beide Künste sind
reinlich geschieden. Jede arbeitet nur
mit ihren eigenen Mitteln, der Künstler
gestattet sich keine billigen Anleihen
beim.anderen Fach. Bild und Wort.
beide sind gültige Aussageweisen, und
er weiß mit beiden auf die ihnen
gemäße Weise vieles zu sagen.
Kurt Ammann wird sich gewiß noch
weiter entwickeln, vielleicht auch wie-
der einmal eine andere Technik. einen
anderen Stil finden. Aber die gestal-
tenden Prinzipien seiner Kunst werden
immer die gleichen bleiben. Sie lassen
uns noch viel von ihm erwarten.
KURT AMMANN. geb. Z6. 9. 1931 in Eggenburg, NÖ., Seit 1935 in Wien. Studium
an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Diplom: Akad. Graphiker und
Maler. Arbeitsbereiche: Graphik (Radierung. Holzschnitt. Federzeichnung, Aquarell.
Mischtechnik. Malerei (Öl, Tempera, Dispersion).
Ausstellungen: Erste Kollektive im April1962 in der Kleinen Galerie in der Neu-
deggergasse. Beteiligt an Ausstellungen des Künstlerhauses Wien und des Landes-
verbandes niederösterreichischer Kunstvereine. Zweite Kollektive geplant für
November 1963 im ..lnternationalen Künstler-Club" im Palais Palffy (Eröffnung
am 5. November).
Arbeiten im Besitze des Bundesministeriums für Unterricht. der graphischen Samm-
lung Albertina. des niederösterreichischen Landesmuseums. des Kulturamtes der
Stadt Wien. der Sammlung Prös. Mautner Markhof, des Stiftes Klosterneuburg,
der Stadtgemeinde Klosterneuburg und Privater.
Kurl Ammunn. Figuren. 1963. Mischiechnik, 37 x 50 cm