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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 70)

KRISTIAN SOTRIFFER 
Vier Variationen über einen Maler 
Mario Decleva 
1 MOND Decleva. 
Chramallsche Symmetrie, 1962. 
Öl auf Leinen, S5 X 65 cm 
l 
Der Mensch und sein Werk sind eins. Hat sich der Mensch ein 4 bei aller heute unabcinderlichen Differen- 
ziertheit - geschlossenes Bild von der Welt und seinem Sein in ihr bewahrt. wird auch sein Werk davon 
sprechen und die Idee, aus der heraus er lebt, widerspiegeln, Hat er Geist und ist er ein Denker, wird 
auch sein Werk Geist ausstrahlen und von seiner denkerisch bestimmten Grundhaltung zeugen. Wieviel 
schöpferisch tätige Menschen aber gibt es heute. deren Tun ein Amalgam von Welt. Geist und Kontempla- 
tion bildet? Das gleichzeitig auch ein Engagement an dem, was ist, was uns an erkannten und unerkannten 
Realitäten heute umgibt. widerspiegelt? Scheint nicht der sich in einem vage erkannten neuen Grundgefühl 
der Leere und Haltlosigkeit verwickelnde und durch das Chaos neuer Einheit zustrebende Mensch vor- 
zuherrschen? Und wenn ein Künstler das eine ebenso verwirklichte wie er das andere verspürte? Wenn 
er neben dem festen Boden, den er noch unter sich fühlt. gleichzeitig auch seine Erschütterungen be- 
merkte, denen er aus seiner Stärke, seinem Glauben heraus zu begegnen wüßte? 
Sammeln sich all diese Fragen in der Person eines Künstlers. eines Malers, schlagen sie sich in seinem 
Werk nieder, Wlfd man zu Recht postulieren dürfen, daß er eines Aufmerkens und gründlichen Kennen- 
lernens wert ist. Maria Decleva und seine Arbeiten führen sie noch fort: Was ist Schönheit und was lüfit 
sich von ihr heute nach verwirklichen? Wie begegnet man rein ästhetischen Wirkungen, die als solche 
der Wirklichkeit entfremdet sind. ihr nicht mehr entsprechen können? Wie geht das Abenteuer des 
Malens aus, wenn sich der Künstler im Widerstreit zwischen ästhetischen Normen und unnarmierten 
neuen Wahrheiten zu finden sucht? Declevas Werk gibt auf die meisten dieser Fragen Antwort. Was er 
erreicht, ist: das fast vollkommene Ruhen eines Bildes in sich selbst, ein Ruhen, das von dieser in eine 
andere Welt führt (was. wenn man will. den "sakralen". besser aber transzendent-kontemplativen 
Grundzug seiner Schöpfungen ausmacht). Er erreicht dieses Element des entrückt Einheitlichen durch 
ein sehr sicheres. diszipliniertes. seiner ausgeformten persönlichen Grundhaltung entspringendes und 
durch technisches Vermögen realisiertes Vorgehen. Declevas Bildern ist eine einfache. statische. alle 
Nebensächlichkeiten isolierende Grundform eigen, deren Aufbau durch einen reich abgestuften. chroma- 
tischen und lasierend übereinandergelegten. als Bildarchitektur wirksam werdenden Farbenreichtum 
erfolgt. Linien und harte Kontraste werden vermieden. Decleva moduliert wie Cezanne und erreicht 
ein homogenes, sich in seinen Teilen gegenseitig bedingendes Ganzes. Das Unverrückbare seiner Kom- 
positionen, ihre Festigkeit und Klarheit entwickelt sich aus weichen Schattierungen und Übergängen. 
die von harten Kompositionsregeln getragen werden 7 auch in Filzstiftzeichnungen und Radierungen, 
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