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Franz Anton limtelli,
Putzo als Milwrvu.
Munchcxl, Slg. m. liauml.
größere Schihlmarke der Ncndcckvr
bzw. Nymphcnburgcr Manufaktur,
H. 11,5 m.
.4 llurian
Rauvier hat von Anspielungen ge-
sprochen. Das ist ein weiteres
Schlüsselwort zum Verständnis
der Ästhetik und Ethik des Ro-
koko.
Der barocken Illusion und Rhe-
torik, ihrem großen Format und
Apparat setzt das Rokoko die
sparsame Allusion entgegen, die
an wenig Ausgesprochenem oder
Gezeigtem vieles ahnen läßt. In
dem gegenständlichen Ornament
des Rokoko 7 am schönsten
vielleicht ei Hoppenhaupt 7
dichten ähnlich wie in dem in-
panischen Kurzgedicht der „Hai-
kus" 7 zwei, drei gegenständ-
liche Motive, indem sie nur bild-
lich „genannt" werden, ein klei-
il 7191111111}!
Die zentralen Themen, um welche
die Phantasie des Rokoko dauernd
kreist, zeigen sich in den Figuren-
kreisen Bustellis mit erstaunlicher
Klarheit.
ln seinen „GötterFigurln" be-
mächtigen sich die Amoretten des
Olymps und spielen mit seinen
Symbolen. Das ist ein Gedanke,
der schon an der Schwelle des
Rokoko, vor dem Beginn der
„Regence" programmatisch auf-
getreten war: das Deckengemälde
des Hauptsaals der „Chancel1erie"
von 1708, also eines Staatsge-
bäudes, zeigte, wie die „amours"
die großen Götter aus dem Olymp
verjagen. Es muß an diesem Orte
ähnlich revolutionär gewirkt ha-
ben wie die Aufführung von
Beaumarchais' „Hochzeit des Fi-
garo" vor dem Versailler Hof
1784.
Die Serie der „Hächelmänner"
mit ihren Figuren aus dem All-
tagsleben ist mehr als nur ein
pikanter Kontrast zu der höri-
schen Sphäre, auf dessen reich
gedeckten Tafeln sie ihre Rollen
spielen dürfen. Die hörische Ge-
sellschaft selbst hatte sie mit den
Verkleidungen ihrer „XVirtschaf-
ten" hoffahig gemacht, in typisch
rokokohaftem Changieren zwi-
schen zwei Sphären.
nes Naturpoem: idyllisch, buko-
lisch, exotisch, galant. S0 auch
in der Welt des Porzellans.
Die Bildersprache des Rokoko 7
neben dem Porzellan ist hier vor
allem die Vignette zu nennen 7
arbeitet oft mit einem Minimum,
in fast einem Nichts an Handlung,
das der Ahnung viel offen läßt.
Ein kleines Thema auf engstem
Raum durchgeführt: einige Ak-
korde, die angeschlagen werden,
sich auflösen und variiert wieder
verbinden, genügen. Hier kommt
ein Moment echter Lyrik 7 in
dem luräzisen Sinn wie Emil
Staiger in seiner Puetik das Lyri-
sche bestimmt hat in die bil-
dende Kunst des Rokoko.
Auch die chinesische Serie ist mehr
als eine groteske Kuriosität. Sie
ist ein Klang aus einer Wunsch-
welt, in der sich die höchste
Verfeinerung des sinnlichen Ge-
nusses und der „Höflichkeit" mit
einer Weisheit ohne Transzen-
denz, einer Philosophie ohne Me-
taphysik verbindet.
Mit der Comedie italienne endlich
ist eine bis dahin als niedrig an-
gesehene Form der Bühne in der
Regence um 1720 zur führenden
Bedeutung aufgestiegen 7 Wat-
teaus Gilles aus diesem Jahr ist
ein monumentales Zeugnis dafür
7 und zwar nirgendwo so ent-
schieden wie in Frankreich, selbst
nicht in ltalien.
Alles dieses fallt unter einen wei-
teren typischen Zug des Rokoko:
die Adelung der niederen Sphären.
Dazu gehört 7 und auch das
spiegelt sich in den Meisterwerken
Bustellis 7 der Aufstieg der
sinnlichen Liebe zur obersten Le-
bensrnacht.
Dazu 7 als die paradoxe Kehr-
seite 7 der Sieg des skepti-
schen „Verstandes" über die hohe,
kontemplative „Vernunft". ja,
schließlich kann man auch den
Sieg des „bellum" über das
„pulchrum" noch unter den glei-
chen Begriff ziehen.
N Franz Anton liuslelh,
("mim- Knmudieilügul.
Muncl n Qlg. m. Bäuml.
größtrt . hildmarke der Neudctkcr
hzw. Nymphr-nhnrger Manufaktur,
Fnnz Anton liustelli,
. lnlonc Kombdienrigur.
miesgewerhemuwuxu.
lrlmzrkc der Ncudeckvr
, plicnhurger Manufaktur,
Rirznurkc "I7". H. 17.4011