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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 71)

 
 
zlen Flanken des Chronosofens wachsen herrnenartig zwei über- 
znd manieristisch geformte Mädchenköpfe mit schlangenartig 
genen llälsen aus Rocaillewerk heraus 28). Wer würde vermuten, 
ich dies Motiv über die Vermittlung von Marot'schen Ornament- 
n39) auf die griechische Rankengöttin zurückverfolgen läßt, die 
s auf unteritalischen Vasen des 4. Jahrhunderts vor Christus 
uweisen ist? Als merkwürdiges frappierendes Beispiel für die 
auch in Jahrzehnten nicht ändernde künstlerische Handschrift 
Bildhauers bietet sich der Vergleich dieser bizarren weiblichen 
asiegeschölufe mit jener eigenartigen ebenfalls ganz manieristisch 
faßten Gestalt  B. Straubs in Polling an, die über 20 Jahre später, 
entstanden ist. Es ist die iiberlebensgroße aus Holz geschnitzte 
der Kaiserin Kunigunde, die dort zusammen mit ihrem Gatten, 
r Heinrich ll., als die Stifter dieses Klosters dargestellt ist-l"). 
hwierig es ist, für den prachtvollen Chronos des gleichen Ofens 
ühl ein adäquates Vetgleichsbeispiel im Werk Straubs zu finden, 
rd man doch i abgesehen vom lnhaltlichen i sofort die formal 
idenden und stilistisch evidenten Ähnlichkeiten sehen, die sich 
hen diesem in Ton modellierten (jntt der Zeit und dem aus dem 
.en Material hergestellten Buzzetto für den sitzenden Gottvater 
iszug des Hnchaltares von München-Berg am Laim (um l766[67) 
en31). Bei der Einordnung dieser Chronosfigur in das Wlerk 
JS kommt uns der Zufall zu Hilfe in Gestalt einer sehr schönen, 
T mnnugrammierten Wlerkzeichnung. Sie ist der farhig lavierte 
Entwurf Straubs für einen nicht mehr vorhandenen SL-Johann- 
Nepomuk-Brunnen, der sich seit dem Jahre 1751 vor dem Jesuiten- 
kloster in der Neuhauserstraßc in München befand. Für ihn schnitzte 
der Bildhauer eine später von dem Maler Anton Zächenberger farbig 
gefaßte Figurengruppe aus Eichenholz 31). Dieser bärtige, nackte 
Flußgott i die Personifikation der „M0ldau", der den Heiligen ähnlich 
wie Äneas seinen Vater Anchises auf den Schultern trägt i ist im 
Gesamtmotiv, in den sehr gelangten Proportionen wie in der Haltung, 
in der Bewegung und im Typus unverkennbar das genau zehn Jahre 
später entstandene Gegenstück zu dem Chronos in Brühl. Für die 
Beurteilung des künstlerischen Oeuvres von Straub sind diese Figuren 
insofern wichtig, weil bei ihnen nun plötzlich wieder Anregungen 
starker in den Vordergrund treten, die et von der Kunst Donners in 
Wien empfing. 
So ist es denn nicht verwunderlich, daß es auch vun den tigürlichen 
Teilen des Bellonaofens in Brühl direkte stilistische Beziehungen zum 
Werk Straubs gibt. Das gilt zunächst für die sitzende Kriegsgöttin 
im Vergleich zu einer iiberlebensgroßen gleichnamigen Figur aus 
Stuck, die i um 1736[37 ausgeführt - sich einst im Vestibül des 
von Fr. Cuvillies zwischen 1733-1737 erbauten Holnsteinpalais in 
München befand. Heute ist sie im benachbarten Palais Portia (jetzt 
Bayer. Vereinsbank) 33). Es handelt sich hier um ein bisher völlig 
übersehenes sehr qualitätvolles Werk Straubs, das für die Münchener 
Plastik des 18. Jahrhunderts von nicht zu unterschätzender Bedeutung 
 

	        
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