zlen Flanken des Chronosofens wachsen herrnenartig zwei über-
znd manieristisch geformte Mädchenköpfe mit schlangenartig
genen llälsen aus Rocaillewerk heraus 28). Wer würde vermuten,
ich dies Motiv über die Vermittlung von Marot'schen Ornament-
n39) auf die griechische Rankengöttin zurückverfolgen läßt, die
s auf unteritalischen Vasen des 4. Jahrhunderts vor Christus
uweisen ist? Als merkwürdiges frappierendes Beispiel für die
auch in Jahrzehnten nicht ändernde künstlerische Handschrift
Bildhauers bietet sich der Vergleich dieser bizarren weiblichen
asiegeschölufe mit jener eigenartigen ebenfalls ganz manieristisch
faßten Gestalt B. Straubs in Polling an, die über 20 Jahre später,
entstanden ist. Es ist die iiberlebensgroße aus Holz geschnitzte
der Kaiserin Kunigunde, die dort zusammen mit ihrem Gatten,
r Heinrich ll., als die Stifter dieses Klosters dargestellt ist-l").
hwierig es ist, für den prachtvollen Chronos des gleichen Ofens
ühl ein adäquates Vetgleichsbeispiel im Werk Straubs zu finden,
rd man doch i abgesehen vom lnhaltlichen i sofort die formal
idenden und stilistisch evidenten Ähnlichkeiten sehen, die sich
hen diesem in Ton modellierten (jntt der Zeit und dem aus dem
.en Material hergestellten Buzzetto für den sitzenden Gottvater
iszug des Hnchaltares von München-Berg am Laim (um l766[67)
en31). Bei der Einordnung dieser Chronosfigur in das Wlerk
JS kommt uns der Zufall zu Hilfe in Gestalt einer sehr schönen,
T mnnugrammierten Wlerkzeichnung. Sie ist der farhig lavierte
Entwurf Straubs für einen nicht mehr vorhandenen SL-Johann-
Nepomuk-Brunnen, der sich seit dem Jahre 1751 vor dem Jesuiten-
kloster in der Neuhauserstraßc in München befand. Für ihn schnitzte
der Bildhauer eine später von dem Maler Anton Zächenberger farbig
gefaßte Figurengruppe aus Eichenholz 31). Dieser bärtige, nackte
Flußgott i die Personifikation der „M0ldau", der den Heiligen ähnlich
wie Äneas seinen Vater Anchises auf den Schultern trägt i ist im
Gesamtmotiv, in den sehr gelangten Proportionen wie in der Haltung,
in der Bewegung und im Typus unverkennbar das genau zehn Jahre
später entstandene Gegenstück zu dem Chronos in Brühl. Für die
Beurteilung des künstlerischen Oeuvres von Straub sind diese Figuren
insofern wichtig, weil bei ihnen nun plötzlich wieder Anregungen
starker in den Vordergrund treten, die et von der Kunst Donners in
Wien empfing.
So ist es denn nicht verwunderlich, daß es auch vun den tigürlichen
Teilen des Bellonaofens in Brühl direkte stilistische Beziehungen zum
Werk Straubs gibt. Das gilt zunächst für die sitzende Kriegsgöttin
im Vergleich zu einer iiberlebensgroßen gleichnamigen Figur aus
Stuck, die i um 1736[37 ausgeführt - sich einst im Vestibül des
von Fr. Cuvillies zwischen 1733-1737 erbauten Holnsteinpalais in
München befand. Heute ist sie im benachbarten Palais Portia (jetzt
Bayer. Vereinsbank) 33). Es handelt sich hier um ein bisher völlig
übersehenes sehr qualitätvolles Werk Straubs, das für die Münchener
Plastik des 18. Jahrhunderts von nicht zu unterschätzender Bedeutung