MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 71)

stration im üblichenSinnwerdemsonderneinvisionüres Erlebnis, ausgedrücktdurcheinanderes künstlerische 
dium.TraklsWortbilder werden in graphischen Blättern zusammengeballt zu einem erstaunlichen Zeugnis de 
fühlens und Nachempfindens. Diese schwierige Aufgabe brachte eine im Werk Fronius' neueformale Gestal 
Schmerzvoller. kantiger. spitzer streben die Striche über das Blatt. lösen sich und bohren sich ins Dunkel 
Schon die Illustrationen zur bibliophilen Ausgabe des „Saul" von Max Zweig, ein Moppenwerhdas im 
Deutsch-Verlag erschienen ist. zeigten dieses Neue im Formaten und steigerten die Kraft des Visionäre 
alle bedeutenden Illustrationen Fronius' besitzen. Es ist müftig. darauf hinzuweisen, wie großartig der Künst 
vermag, Dichtung in Bilder umzusetzen, wie groß sein Einfühlungsvermögen und sein Spürsinn sind unt 
trotz der notwendig dienenden Rolle des lllustrators eigen-tümliche und eigengültige Werke entstehen. Fr 
zeichnet nicht die Handlung, begleitet mit seinen Bildern nicht nur den lnhalt. sondern gibt in seinen lllt 
tionen immer ein Bild von der besonderen Atmosphäre einer Dichtung, die seine eigene Phantasie anreg 
oft nach langer Zeit eruptiv Bilder zutage treten lüßt. So stehen eigene Visionen neben den Visionen der Di 
auf einer Ebene mit der Dichtung; wohl nachschöpfend, aber auch ausdeulend und mit eigensten graphii 
Mitteln neu gestallend. Bei den Illustrationen zu Hofrnannsthals .,Erlebnis des Marschalls von Bossompii 
spürt man stärker den französischen Esprit. die Eigenheit der HofmannsthaVschen Empfindung. (Auch 
monnstltul hat ja diese Erzählung übernommen und durch eigenes Erleben bereichert und zu einem kostt 
Neuen gestaltet. Ganz ähnlich ist der Schaffensprozeß des lllustrotors Fronius.) 
Ebenfalls in diesem Jahr sind die lllustrationen zu "Zuversicht" von Adalbert Stifter entstanden (Scherpe-V 
Krefeld). Das Werk enthült eines jener visionären Dichterbtldnisse. die Fronius seit Anbeginn weit übel 
bloßen Illustrator hinausheben. Die Galerie seiner "imaginären Porträts" hat sich um einige treftliche Gest 
erweitert; so manche davon ist für ein Theaterprogrammheft entstanden (Anouilh. Mauriac, Ostrot 
Nestroy u. a.). Das zeigt so recht. daß kein Auftrag gering bemessen wird. daß es Fronius nicht um alltüg 
lltustrationsarbeit geht, sondern immer um das künstlerische Werk, trotz aller Auftragskunst, die l 
für vieles ist. 
 
 
38 
Daneben entstehen selbstverständlich Zyklen ohne Auftrag, weil ein Werk, das ihn besonders ergriffen 
plötzlich eruptiv zutage treten muß. Zu den bedeutendsten dieser nicht erschienenen lllustrationszyklen gi 
„Die Festung" (,.ll Deserto dei Tartari") von Dino Buzzati. Eine besondere Meisterleistung ist der in die 
spöhende Festungskommandcint. der sein ganzes Leben darauf wartet, daß sich etwas ereignet. Poes , 
rüterisches Herz" hat ebenso zu einem packenden Bilderzyklus angeregt, voll unheimlicher Stimmung 
prachtvoller Charakterisierung. (Es wäre an der Zeit, die Begegnung mit diesen Werken in einer 
Stellung auch in Österreich zu ermöglichen und sich nicht nur mit den in Büchern, Zeitschriften und Pragra 
heften reich erschienenen Werken zufrieden zu geben.) 
Die Zahl der Bücher wuchs in den letzten Jahren beträchtlich. Neben den bibliophilen Ausgaben, die n 
wenigen Exemplaren verlegt werden und die ihren Wert vor allem durch die Graphiken von Hans Fri 
erhalten (Borchardt, „Buch Joram", Trojanus Presse. Frankfurt, 7 Vetrographien, 265 signierte Exempl 
stehen Bücher, die eine ungeheure Breitenwirkung erreichen (Gogols „Nase" in der Piper-Bücherei 
17000 Auflage, oder Droste-Hülshoffs „Judenbuche"in der lnselbücherei: Bergengruens Novellenbuc 
derHerder-Buchgemeinde). lnsgesamtsind es über 40 Publikationen, Mappenwerke und illustrierte Bücher. l 
kommt eine Vielzahl von Theaterprogrammhetten. Die Bilder in den Programmheften offenbaren dasW 
eines Theaterstückes, das Innerste einer dichterischen Gestalt meist auf einen Blick, Die Graphiken we 
auf ganz verschiedene Arten gezeichnet. Schwerstrichig, dunkel Zeigt sich das Geschehen der Tragödie 
dünnen, leichten Federstrichen wird die spielerisch-heitere Komödienwelt charakterisiert. (Im Hans Deu 
Verlag erschien eine Sammlung von 100 Arbeiten, die für Theaterprogrammhefte geschaffen wurden.) 
Noch eine andere Welt der künstlerischen Gestaltung erlebt man. wenn man sich die Mühe nimmt, das At 
im Perchtoldsdorfer Heim zu besuchen, wo Fronius seit zwei Jahren wohnt: der allgemein bekannte Grapt 
frönt im stillen der Farbe. Gerade im letzten Jahr hat sich die Farbe auf seinen Gemälden befreit und 
das malerische Werk als etwas ganz anderes ebenbürtig neben die Graphik treten. Zunächst setzte Fr: 
oft die Welt seiner Graphik in dunkle. schwere Farbakkorde um. Ein Bild, das die Österreichische Ga 
vor kurzem erworben hat. zeugt ein Lieblingslhema. mit dem sich Fronius immer wieder beschäftigt hat" 
Byzanz zur Zeit Justinians. Theodoras Aufstieg aus dem Zirkus. Den Künstler fesseln immer wieder die E 
zeiten der Geschichte. die zerfallenden Reiche, die in Schuld Verstrickten und die Dichter des Dunklen. I 
gerade das malerische Werk der letzten Zeit (entscheidend dürfte eine Reise in die Provence gewesen 
ist mit Licht und Farbe erfüllt. Hier schafft vor allem die Landschaft ein Gegengewicht zur unruhigen Mensc 
und Figurenwelt der Graphik. Auch diese Bilder, die vorläufig nur wenigen begeisterten Sammlern bek 
sind, haben noch vieles zu geben. Hoffentlich nützt Wien die Nähe eines Künstlers, der in Europa bek: 
in Ausstellungen und Publikationen des Auslandes gewürdigt wird und in seinen Graphiken und Bildern 
reichhaltige Welt für unsere Augen erschaffen hat, in die hineinzuschauen sich lohnt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.