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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 71)

die proxrinziellen Ausläufer der byzantinischen Kunst sich immer 
wieder der archaischen, der primitiven Sakralkunst nähern; so wie ja 
auch die Kunst der ägyptischen Hochkultur in Nubien einen durchaus 
barbarischen Zweig ausgebildet hatte. Immer aber bleibt der Unter- 
schied gewahrt zwischen dem abendländischen Mönch, der etwa in 
der karolingischcn Renaissance die antiken Vorlagen imitieren mußte, 
während er von Haus aus - wenn ich so sagen darf 7 germanische 
und nomadischc Tiergeflecht-Fibeln geschaffen hätte - und zwischen 
dem byzantinischen Künstler, der in der ununterbrochenen stilistischen 
und vor allem auch technischen Überlieferung weiterarbeitete. In 
der ununterbrochenen Überlieferung! Denn in der Reichshauptstadt 
lebte ja im Schatten von Kaiserpalast und Patriarchalkirche das Kultur- 
volk, in dessen Mitte der Zusammenhang gewahrt oder auch durch 
Stilrenaissancen verjüngt wurde. lmmer blieb daher der byzantinischen 
Kunst der Charakter eines iiberreifen, eines überzivilisierten Stils 
erhalten, aufgebaut auf dem grandiosen Realismus der taghellen grie- 
chischen Kunst. Die Stilisierung aber, welche den Unterschied zwischen 
antikem und byzantinischem Stil ausmacht, den Unterschied zwischen 
den Mosaiken im Langhaus und im Chor der Maria-Schnee-Basilika 
in Rom, diese Stilisierung wird durch Weglassen, sozusagen durch 
gewolltes Vergessen des schon Gekonnten erreicht. Doch es war 
eben gekonnt geweseni das realistische, ja illusionistische Darstellen 
der Antike. 
Dabei hat der Zusammenhang zwischen den Ikonen und den Toten- 
bildnissen, wie man sie im Fayum fand, eine besondere Bewandtnis. 
Diese Porträts sind bekannt durch ihre packende illusionistische 
lichkeitsnähe, durch ihre Lebenskraft. Diese Wirkung ist g: 
um den Geist des Verstorbenen zu verewigen, zu bannen; u 
einen neuen Leib zu bieten, muß das Grabbildnis sein volllea 
Ebenbild sein. Ein vollkommenes Ebenbild! 7 Es wird alsr 
die Augenblicksansicht festgehalten. Hier handelt es sich nic 
Realistik im Sinne etwa eines Menzel oder Meissonnier, sond 
wird der Inbegriff, das Urbild des Dargestellten wiedergegeben. 
Auffassung herrscht stärkstens in der Ikonenkunst. Um es no 
zu unterstreichen: derlkonenmaler, ebenso wie sein Vater, der Fa 
Porträtist, ebenso wie sein Großvater, der griechische Bildn 
schaifen Idealtypen 7 ja, aber sie schaden sie nicht „aus der 
des Gemüts", sondern auf Grund höchst lebendiger Naturbeobac 
Am nächsten kommt ihnen im Abendland der virtuose Porträt 
Rokokozeit in Italien und England, der ebenfalls mit kalligrapl 
Technik illusirmistische, aber idealisierte, einem Schönheitskanor 
glichene Bildnisse schuf; ja auch noch ein Werner gehört h 
mit seinen photographiseh-plastischen, aber verschönten Fv 
bildnissen, die den Monarchen in Amtsstube und Ahnensaal ver 
wärtigen, re-präsentieren sollten. Himmelweit ist der Ikone 
daher von der Typik der romanischen und der frühgotischen 
diker und Miniaroren entfernt, die ihre ebenfalls unverkenr 
ebenfalls kraftgeladenen, aber vorerst ornamentalen Löwen, 
und Könige in abstrakten Formen, mit unplastischem Kolor 
stellten. 
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Evangclicnburh. im. 
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