gehenden Augenblick fest. Selbst das Stilleben
und Blumenstück fügen sich ganz diesem
Schema ein.
Auch in der österreichischen, bzw. der Wiener
Malerei des Vorrnärz läßt sich die Freude an
der wahren Landschaft und echten Natur
erkennen. Die soziale innere Umgruppierung
unter Maria Theresia und Joseph ll. harte nicht
nur zu einer Verbürgerlichung des Hofes
geführt. sondern auch eine Ymschichtung der
Käufer und Auftraggeber mit sich gebracht.
ln Zusammenhang damit steht auch, daß sich
auf Grund barocker Kompositions- und Farbe
tradition unter der Schulung der holländischen
Kunst des 17. Jahrhunderts eine Malerei
entwickelte, deren Hauptthemen aus dem
Leben der bürgerlichen Schichten, ihrer Freude
am Fest- und Alltag, Bildnis und an der Land-
schaft genommen waren. „Doch da man nicht
den eigenen Sinnen allein traute, sah man die
Natur mit den Augen der alten Holländer,
die dazu dienen mußten, neues Streben zu
rechtfertigen und somit das Sprungbrett zum
jungen Realismus bildeten K." Worin sich die
beiden Richtungen aber unterscheiden, ist die
Ehrlichkeit, mit der das 17. Jahrhundert auch
das Haßliche und Schmutzige, das Derbe, ja
sogar Obsziine, wiedergegeben hat, ohne es
zu bcschönigen. Das 19. Jahrhundert ver-
nachlässigte außerdem vorerst die starke
Tiefengliederung der Holländer, vermeidet die
„überall Wohlaufgeräunithcit und das blank-
geputzte Ordentliche vor)". So war das
17. Jahrhundert dem neuen Realismus in
koloristischer Hinsicht und der Wiedergabe
des Atmosphärischen überlegen. Das ver-
hältnismäßig geringe Interesse am lnhalt des
Vorxvurfes, die kühle Objektivität der Nieder-
länder wurde von erzählerischen Momenten,
dem betont (iefühlvnllen und Gemütlichen,
ja sogar Sentimentalen iiberwuchert. lßnd
wenn wir auch wissen, daß Waldmüller oder
(iauermann I" nach den holländischen Kleister-
werken auch der Akademiegalerie kopiert
haben, so achteten sie dabei wohl mehr auf
das technische Können und die sachliche
Objektivität der alten Meister als auf den
Schein der Wirklichkeit, haben aber doch die
Lichtmalerei der modernen Zeit maßgeblich
vorbereitet.
Diese Einblicke, die heute klar erfaßbar und
auch durch das (Jcgenüberstellen leicht beleg-
bar sind, waren zur Zeit des (ärafen Lamberg-
Sprinzenstein wohl nur in ihren Anfängen
vorhanden. Aber zu allen Zeiten sucht der
empfängliche Beschauer, vor allem aber der
Sammler, Beziehungen zwischen dem Kunst-
werk und sich selbst und seiner Zeit berzue
stellen. L'nd so hat auch (iraf Lamberg-
Sprinzenstein, weil er -- so wie heute noch
eine große Zahl von Sammlern 7 nicht
„AvantgardisW sein wollte, zusammengetra-
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