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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 74)

lie dritte Möglichkeit, durch Personi- 
in der Wahrheit die Szene aufzuschlüsseln, 
s als besonders gutes Beispiel das Sol- 
tück des ]acob Duck in der Sammlung 
in (Abb. 3). isoliert und unbemerkt von 
ersonen der Handlung beugt sich rechts 
"rau vor, blickt aus dem Bild starr den 
hter an und hält ihm an einem Faden 
Ihr hin, Symbol für die abgelaufene und 
ende Zeit. Die Frau i außer der Uhr 
sie große Perlen, ebenfalls Vanitas- 
ile 7 ist für sich allein eine Vanitas- 
rie. Dazu gehören die Prunkgefäße und 
lICII Steife, die anderseits aber wieder 
real ein Teil der Beute sind, die die 
en einpacken. Erst durch die Personi- 
n der „Wahrheit" und den „Dial0g", 
ie mit dem Betrachter hält, wird die 
zur Vanitas, und das nur für den Be- 
zr, denn die PersoniFikation wendet sich 
1 ihn und wird von den Personen der 
„nicht bemerkt". Von diesem Typus „ 
nrsonißkation der Wahrheit können wir 
nur so lange sprechen, als sie deutlich aus dem 
Geschehen der Szene hervorgehoben ist, je 
mehr sie sich mit der Handlung verbindet, 
desto weiter nähern wir uns dem „reinen" 
Genre. 
Innerhalb der besprochenen Gtundtypen gibt 
es jene ; allerdings seltenen 7 Darstellungen, 
bei denen jedes Detail, jede Person in ihrer 
Tätigkeit für sich allein bereits ein Sinnbild 
bzw. Darstellung eines Moralspruches ist. 
Wohl das typischeste Beispiel innerhalb der 
ganzen holländischen Genremalerei ist hier 
Jan Steens „Verkehrte Welt" im Kunst- 
historischen Museum (Abb. 4). Es ist un- 
möglich, alle hier vereinigten Sinnbilder der 
Erotik und Verschwendung aufzuzählen. Er- 
wähnt seien die Frau rechts und neben ihr 
der Mann mit dem hohen Hut und der Ente 
auf der Schulter. Zwei beliebte Gestalten der 
zeitgenössischen Komödie; der Arzt, die aus 
der Comedia dell'arte übernommene Gestalt 
._,des Doctore, und die Kupplerin, von der es 
heißt: „Spitze Nase, spitzes Kinn, da sitzt 
der Teufel drin!" (holl. Volksweisheit). Trotz 
aller Anspielungen hat der Maler nicht auf 
den „Schlüssel" vergessen, das „Wort im 
Bild". Auf der Schiefertafel rechts lesen wir 
„ln weelde siet toe" (Im Wohlleben seht euch 
vor). Der Zeitgenosse kennt die Fortsetzung: 
„En vreest de roe" (Und fürchtet die Rute 
[: Folgen]). Diesen Spruch aber Enden wir 
unter den 351 Moralsprüchen, mit denen das 
eingangs erwähnte Emblemenbuch  de 
Brunes endet. 
Unsere Ausführungen können nur Streif- 
lichter sein. Mögen sie ein wenig zum Ver- 
ständnis der Geisteshaltung einer Zeit bei- 
tragen, deren Literatur vergessen, deren bil- 
dende Kunst aber der bedeutendste Beitrag 
Hollands zur europäischen Malerei ist. Viel- 
leicht soll man auch heute neben aller ästheti- 
schen Freude vor diesen Bildern nicht ganz 
vergessen, daß damals „nicht so sehr das 
Bild, als der Sinn, aus dem das Bild entstanden, 
zu bedenken ist". 
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