erleben: kleinformatige Seelandschaf-
ten und die damals entstandenen
Figurendarstellungen. Vor allem in der
Schönberg-Gruppe ist die Bildfläche
mit pastos aufgequetschter. zügig auf-
getragener Farbe bedeckt; dem Malakt
ist ein Möglichstes an lntensitüt der An-
schauung und Mitbeteiligung abver-
langt. Hinter dem scheinbar Entwurf-
haften dieser Bildform steht jedoch die
entschlossene Absicht ihres Urhebers.
sich tl'l eben dieser Weise auszusagen.
steht das dringliche Verlangen, sich zu
vehemenler Selbstverwirklichung in ein
solches Diktat des lebendigen Lebens
zu begeben.
Gerstl, der den Umgang mit Malern
mied. erteilte Arnold Schönberg Mal-
unterricht. Der Maler Schönberg traf
vor allem mit seinen "Visionen". diesen
imaginären Konterfeien absonderlicher
Eingebung, etwa in die Richtung Gerstls.
Beide Male ist es die ähnliche, eine
animistische, erlebte und erlittene Far-
bigkeit, von der aus sich das Gemeint-
sein der Bilder aufschließt. Doch gibt
es entscheidende Merkmale. die die
Malerei Gerstls vom so halluzinativen
Expressionismus Schönbergs unterschei-
den. Gerstl hat bis in sein letztes impe-
tuoses Ausführen hinein Lichtphöno-
mene bildnerisch wahrgenommen.
Gerstls lntensivmalerei ist keine eigent-
liche Seelenschilderung in der Weise
der aufkommenden Ausdruckskunst:
sondern eine bestürzende. eine in-
brünstige Lichtmalerei, die - sehr im
Sinn des Impressionismus das Litera-
risch-lnhaltliche unterlassen hat. das
dann der Expressionismus so begierig
und ausdrücklich beanspruchte.
Aus alledem wird der Gegensatz Gerstl-
Klimt verständlicher. Gerstls malerische
Malerei behauptete das Gegenteil der
aneinanderfügenden Addition kleiner
Stückformen im Malmosaik: ein auf-
regend-zügiges, aktualisiertes Bilden
stand einem statuarischen. formalisier-
ten entgegen. das Ungestüme dem
Gleichgewichtigen und in sich Maßgeb-
lichen.
Wie Klimt seine Malerei nach 1911 in
bedeutsamer Weise veränderte und
mehr und mehr die improvisatorischen.
Gerstl-ähnlichen Zeichnungen als der
mutmaßlich betrüchtlichere Teil im
Gesamtwerk anerkannt werden. scheint
es. als hätte Gerstl mit dem Zeichner
gegen den Maler Klimt recht behalten.
1905 hatten sich die Spannungen inner-
halb der Secession in einem Maß ver-
schärft, daß die schließliche Aufspaltung
nicht zu vermeiden war. Während das
eine Lager unter Josef Engelhart an
einer etwa impressionistischen Malweise
festhielt, hatte sich die Klimt-Gruppe in
stilistischer Neuerung von ihren An-
fängen des Jahres 1897 weit und weiter
entfernt. Die von Hermann Bahr schon
1899 vorausgesagte Secession der ersten.
echten, wahren Secession aus der in
Mode gekommenen, uneigentlichen.
war Tatsache geworden.
Mit Gustav Klimt verließen Hoffmann.
Moll, Moser. Roller und Wagner die
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