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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 74)

Nachrichten aus dem Kunstleben und Kunsthandel 
EIN HAUPTWERK AUS DER JUGEND- 
ZEIT OSKAR KOKOSCHKAS IM 
MUSEUM DER BILDENDEN KÜNSTE 
lN BUDAPEST 
Die bedeutendste Neuerwerbung der 
letzten Jahre. die von der Abteilung 
für Moderne Ausländische Kunst des 
Museums der Bildenden Künste in 
Budapest getätigt wurde. ist das Ge- 
mälde "Veronika" von Oskar Ko- 
koschka (Abb. 1}. 
Das Material der Sammlung kutminiert 
in einer schönen Folge französischer 
Meister des 19. Jahrhunderts 7 zwei 
l-lauptwerke aus der Frühzeit Courbets 
und Manets befinden sich darunter. ..Die 
Kdmpfenden" von Courbei und ..Dame 
mit Fächer" von Manet 7 und in der 
österreichischen Sammlung. die vor 
allem die Biedermeier-Meister in großer 
Mannigfaltigkeit vorführt. Die öster- 
reichische Malerei der späteren Zeit 
wird durch zwei Bildnisse von Anton 
Romako vertreten. 
Als wertvollste Schöpfung krönt diese 
Reihe Kokoschkas ..Veronika". die in 
dem für die Entwicklung des Künstlers 
entscheidenden Jahre 1911 entstand 
und würdig ist. seinen seltsam erschau- 
ten biblischen Kompositionen dieser 
Zeit. der ..Verkündigung" und der 
nt-leimsuchung Mariae". zur Seite ge- 
stellt zu werden. 
Das Ölgemälde (119 cm x 80 cm) wurde 
bisher in den Oeuvre-Katalogen (E. 
Hoffmann. London. 1942 Nr. 44 7 
H. M. Wingler. Salzburg 1951. Nr. S4) 
als unbekannten Aufenthalts angeführt. 
Von seinem Geschick wissen wir nur 
so viel. daß es zuerst im Besitz Dr. Rei- 
chels in Wien war und von dort wahr- 
scheinlich zu Frigyes Schmidt nach 
Budapest gelangte. Von diesem kaufte 
es Vilmos Szilard auf einer Auktion 
des Ernst-Museums im Jahre 1934. aus 
dessen Besitz es in den des Museums 
der Bildenden Künste in Budapest 
überging. 
Das von Schmerz erfüllte Antlitz 
Veronikas leuchtet in eigenartiger 
Schönheit mit fahlen weißen und grauen 
Reflexen aus der Leinwand hervor. 
l-linter ihrem zu Stein erstarrten Ge- 
sicht zeichnet sich scharf ein Talen- 
schädel ab. In langgliederigen, lila- 
farbenen. steifen Händen hült sie mit 
unbewußt mütterlicher Bewegung das 
Schweißtuch. An dem zipfelig nieder- 
PERSONALIA 
13. Jänner: Akad. Maler Prof Oswald Grill 
verstarb im 86. Lebensjahr. Grill war vor- 
wiegend als Landschaftsmaler talig. Ergehortc 
dem Künstlerhaus 5a Jahre an und war 
Träger des Goldenen Ehrenzeichens der 
Republik Österreich sowie des Goldenen 
Lorbccrs das Künstlerhauses. 
Anfang Februar verstarb in Wien der akad. 
Maler Prof. Herbert Schütz im 60. Lebensjahr. 
Schütz lebte während der Nazizeit in Pa- 
lästina und wurde von Bundesminister 
Dr. Hurdes nach Osterreich zurückberufen. 
Er trat als Porträtist und Freskant hervor. 
11. Februar: Akad. Bildhauer und Maler 
Prof. Theodor lgler wurde 80 Jahre alt Er 
schuf Großplastiken für Wiener Gemeinde- 
wohnanlagen und Plastiken an der Perch- 
toldsdorfer Kirche. 
Z3. Februar: Prof. Ing. Friedrich Treubcl. 
Kupfcrstecher und Maler. vollendete das 
so. Lebensjahr. Ursprünglich Ofhzier. dann 
Bartkbeamter. wandte er sich erst spat den 
arapnisri-ien Künsten 1ii_ und wurde Schulcr 
 
hängenden Teil des Tuches erscheint 
in dicken. schwarzen Linien. mit rot 
niedersickernden Blutstreifen 7 wie 
das Haupt eines naiv gemalten mittel- 
alterlichen Kruzifixes 7 das Antlitz 
Christi, mit seinen blau umränderten 
Augen ein brutales Sinnbild des Leidens. 
Die in Rot gebettete Gestalt derVeranika 
schwebt in einem imaginären Raum; 
wie wenn sich um sie in einem Gewirr 
blauer. gelber und schwarzer Farben 
ein Zelt wölbte. das aus einem Netz 
von schillernden. weißen Reflexen ge- 
webt ist. 
In diesem malerischen Werk von reicher 
Ausdruckskraft sind die tief psycho- 
logischen Beobachtungen des Künst- 
lers in allgemein gültiger Art heraus- 
kristallisiert, Veronikas stummes Ge- 
sicht und ihre sprechenden Hände 
drücken eine unendliche Skala von 
Gefühlsreflexen aus. 
ist gleichzeitig auch Maria. die Madonna 
des Leidensweges. die ihr Kind verloren 
hat. 
Außer diesem reichen Meisterwerk 
nennt das Museum der Bildenden Künste 
in Budapest noch zwei weitere Werke 
Oskar Kokoschkas von geringerer Be- 
deutung sein eigen: eine ..Manie" be- 
titelte Zeichnung aus dem Jahre 1912 
und einen Entwurf zu seinem Plakat 
..Der Sturm". 
Eva Kovdcs 
am 2. Morz 1964 nach langerer Krankheit. 
der er 7 erst S7 Jahre alt 7 mit eisernem 
Willen zu widerstehen versuchte. ln Breslau i 
geboren. trai er nach seiner Prarnatiari inn 
Jahr 1931 in den Museurnsdienst seiner Vater- 
stadt. Der Liebe zu seiner Heimat entsprang 
wahl auch die zunehmende Hinwendung zur 
volkskundlichen Forschung. die nach dem 
Krieg in zahlreichen Publikationen über 
Bauernstuben, bäuerliche Töpferei und 
Toxtilkunst ihren Niederschlag fand. Diese 
Veröffentlichungen waren während der karg 
bemessenen Freizeit entstanden, denn neben 
der ihm übertragenen Betreuung der riesigen 
Volkskunstsomrnlung oblag ihm seit 1945 der 
Wiederaufbau ds Germanischen Museums. 
In dieser Aufgabe konnte er sein großes 
Geschick im Organisieren und Verhandeln 
erweisen 7 er war die Seele des Wieder- 
aufbaues. wo sowohl die unendliche Klein- . 
arbeit wie aiirii das Abstecken dei- großen 
LlrtlCft in seiner Person zusammentrafert. 
ein Lehrauftrag an der universitat Erlangen 
verschaffte iiirn die willkommene Gelegen- 
neit. der akadernisenengiiaend sein Arbeits- 
Diese Veronika i 
JOSEF HOFFMANN-AUSSTELLUNG 
IN ROM 
Eine vielbeachtete 
Wiener Architektur 
Einaudi 
In der Galerie des Verlages Einaudi in 
Rom wurde eine Ausstellung von Josef 
Hoffmann eröffnet. die über Vermitt- 
lung des Österreichischen Kulturinstitu- 
tes zustande kommen konnte. 
Die exponierten Werke umfassen zum 
größten Teil Entwürfe für die Wiener 
Werkstätte. in denen Hoffmann - wie 
Filiberto Menna in seinem Katalog- 
vorwort schreibt 7 seine Herkunft von 
der ..großen dekorativen Lektion 
Klimts" beweist: aber es werden auch 
Bezüge zu gewissen Resultaten der 
Graphiken von Paul Klee offenbar: 
dies besonders in Bleistiftzeichnungen 
Hoffmanns aus den Jahren 1915 und 
Diskussion über 
in der Libreria 
i 1919. Das architektonische Werk wird 
durch eine Reihe von Großphotos van 
Hoffmanns Villenbauten in Wien und 
vom Palais Stoclet in Brüssel dokumen- 
tiert. Durch photographische Wieder- 
i gaben von kunstgewerblichen Gegen- 
ständen nach Entwürfen des Künstlers 
wird diese vielbeachtete Schau vervoll- 
ständigt. 
In einer öffentlichen Diskussion an- 
lüßlich der Eröffnung dieser Ausstellung 
befaßte sich Prof. Paota Portoghesi. 
einer der bedeutendsten Theoretiker 
auf dem Gebiete der Architektur. den 
NEW YORKER WELTAUSSTELLUNG: 
ÖSTERRElCH-PAVILLON ALS KUNST- 
ZENTRUM Ein vorläufiger Bericht 
Vorn Erbauer des Österreich-Pavillons 
der New Yorker Weltausstellung. die 
am 22. April eröffnet wurde und nicht 
weniger als zwei Jahre dauern soll, 
erfuhren wir Anfang März. daß neben 
der großen Edelstahlplastik von Wander 
Bertoni noch weitere sechs Figuren 
prominenter österreichischer Bildhauer 
im Bereich des Pavillons aufgestellt 
werden sollen. 
Die Stahlplastik Bertonis. die den 
schlichten Titel ..Figur" trägt. ist mit 
ihrer Höhe von 18 Metern die höchste 
derartige Schöpfung der Welt: in un- 
mittelbarer Nachbarschaft zur kühnen. 
ganz neuartigen und durchaus experi- 
mentellen l-lolzkonstruktion des Pavil- 
Ions bildet sie mit ihrem stählernen 
Schimmer und der kristallinischen Klar- 
heit ihrer knappen Formen einen interes- 
santen und höchst eindrucksvollen Kon- 
trast sowahl in materialmäßiger als 
auch in proportioneller Hinsicht zu 
Peichls zukunftweisendem Bau (Abbil- 
dung 2). 
In dem praktisch unverbauten Erd- 
geschoß 7 der Bau hangt konstruktiv 
und optisch an drei A-förmigen 
Streben. 7 werden die sechs Skulpturen 
aufgestellt: links eine Eisentigur von 
Rudolf Hoflehner (Höhe 180cm). an- 
schließend eine Steinplastik von Pill- 
hofer (160cm). eine Bronzefigur von 
Avramidis (235 cm). eine Bronzefigur 
von Wotruba (240 cm), eine Steinfigur 
von Andreas Urteil (185 cm) und ganz 
rechts außen eine Steinskulptur von 
Leinfellner (180 cm). 
ttalien gegenwdrtig besitzt 
Einfluß der Wiener Architek 
Zeit der Secession auf eine I 
scher Bauten, die nach 1920 
sind. Der bekannte Kunsts 
Dr. Filiberta Menna. welcl 
profunder Kenner der Wi 
um 1900 erwies. befaftte sii 
Problem. ob der Architekt i 
schlechthin gelten kann. um 
Gemeinsamkeit, aber auch 
sützlichkeit in den Auffass 
beiden großen österreichisc 
tekten Josef Hoffmann und 
auf. Der Wiener Architekt 
Karl Mang. der anläßlich 
trages am ÖStSFFEIChlSCht 
institut. über die Architektc 
um die Jahrhundertwende. 
gekommen war. gab ein 
Überblick über den Beitrag 
zur Baukunst unserer Zeit. 
Die Ausstellung der Zeichr 
Josef Hoffmann wird im A 
Rom vom Museum für zeit 
Kunstin Genua Libernommer 
tn der Galerie des Verlag 
wird in diesem Jahr noch e 
österreichische Ausstellung 
Robert Musil gewidmet 
dessen Roman ..Der Mann c 
schaften" in einer kritische 
von drei Bänden in dieseir 
italienischer Sprache erschie 
Dr. li 
Sämtliche Skulpturen sind 
Kulturamtes der Stadt Wien. 
Ein Raurnwürfel im Unteri 
er ist aus Beton. hat keine t 
Funktionen und dient zur 
der technischen Betriebsa 
7 wird mit einem Mosaik g 
das von dem hochbegabten. 
Maler Fruhmann entworfen 
technische Herstellung des t 
sorgte die Firma D. Swaro 
in Wattens (Abb. 3). 
Die Wände der oberen A 
halle dienen der Fremdt 
werbung: sie sind mit Phot 
einer österreichischen Som 
einer Winteransicht. einer X 
einer Snlzburger Ansicht g 
Die von der österreichist 
schaft beigestellten Expona 
unter Plexiglaskuppeln sc 
Von besonderer Wichtigki 
sogenannte .,VlP-Roam" (Vl 
irnportant person"). Er 
Empfang ernsthafter tnteres 
zur Abwicklung von wirti 
Anbahnungsgesprächen. Ha 
dieser ..Herzkammer" dei 
werden vier Aquarelle voi 
wasser sein. der in Am 
Höhepunkt seines Ruhmes i 
hat. Zwei gotische Mador 
werden zu Hunctertwasse 
aquarellen in eigenartigen 
stehen. 
Peichl begab sich Mitte März 
York. um die Endarbeiten a 
zu überwachen. Auch die si 
mentalskulpturen waren 
Zeitpunkt bereits verschifft. 
E
	        
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