BRUNO THOMAS
Ergbergog Karl II. von Xieierlßzark als ilflägezz der Wuffenxrlazzziedekuvzst
Waffen anzufertigen, die Kunstwerke sind, ist
in Europas Mittelalter und Neuzeit das Vor-
recht begnadeter Meister, die vom Handwerk
zur Künstlerschaft aufsteigen.
Waffen zu bestellen und zu besitzen, die man
als Werke der Kunstfertigkeit, als Äußerungen
freier Schöpferkraft bezeichnen kann, ist
das Vorrecht von feinfühlig veranlagten Ken-
nern aus den höchsten Kreisen, deren Mittel
es ihnen erlauben, zu Mäzenen der Waffen-
schrniedekunst zu werden.
Harnische wurden von Plattnern geschlagen,
die kunstgewerbliche Spezialisten aller Art
zur Verzierung ihrer Stahlplastiken um sich
Scharten: Maler, Ätzer, (iraveure, Gießer,
Vergoldet, Tauschierer, Treibarbeiter, Gold-
schmiede. Schwerter und Dolche, Degen und
Säbel, Hirschfänger und Jagdmesser beschäf-
tigten Klingenschmiede, Schwertfeger, Eisen-
schneider, Giirtler und wiederum Kunst-
handwerker aller Richtungen. Festliche Stan-
genwaffen, das sind Spieße und Kusen, Helm-
barten und Partisanen, wurden kunstvoll ge-
schmiedet und geätzt. Armbrust und zu-
gehörige Winde gaben dem Armbruster und
dem Werkzeugschmied Arbeit. Die Hand-
feuerwaffe, d. h. Gewehr und Pistole, ist das
höchst komplizierte Gemeinschaftswerk von
Laufschrnied, Schloßschmied und Schäfter.
Nur ganz selten werden alle nötigen Schaffens-
vorgänge von einer einzigen Persönlichkeit
ausgeführt. Meist sind drei, vier, fünf, sechs
Meister an einer FeuerwaHe beteiligt. Ihre
Eisenteile sind kunstvoll im Relief geschnitten,
ziscliert, platiert und graviert, gebläut, ver-
goldet. Das llolz ist geheizt, geschnitzt, ein-
gelegt mit Silber und Elfenbein, mit Bein
und Perlmutter.
S0 geht der Herrscher und Feldherr nicht nur
ins Feld und ins Gefecht. So präsentiert sich
der Fürst, umgeben von seinen Angehörigen,
seinen Würdenträgern und Gästen, seinen
Knappen und (iarden vor den Damen auf
dem Balkon und vor dem Volk, das er be-
eindrucken will - so zeigt er sich im Turnier,
auf dem Schießstand, so reitet und jagt er.
So erscheint er zur Hochzeit, zum Reichstag,
zum politischen Treffen, zur Parade, zum
festlichen Einzug, der „jnyeuse entree", wobei
sein Pferd genau so aufwendig geschmückt
und angetan war wie er selbst.
Die Fachliteratur kennt und nennt die großen
Elegants ihrer Zeit, die Vorbilder im Tragen
der erlesensten Harnische, die großen Reiter
und Fechter, Turnierritter und Jäger und
Schützen. Van weiß sehr wohl, daß Kaiser
Maximilian J., genannt der Letzte Ritter,
einen unerhörten Reichtum schöner Waffen
aller Art von deutscher und italienischer
Herkunft, von gotischem wie von Renaissance-
Stilcharakter hinterlassen hat. Niemand wett-
eiferte so sehr, es ihm gleichzutun, wie sein
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