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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 75)

barocke Stift in neuem Glanz präsentieren. 
Zugleich aber war zum erstenmal die Mög- 
lichkeit geboten, einen Großteil des Kunst- 
besitzes öffentlich zur Schau zu stellen. Die 
sehr wertvolle Sammlung von gotischen 
Tafelbildern und Plastiken wurde gemeinsam 
vom Bundesdenkmalarnt (Dr. Kortan), vom 
Niederösterreichischen Landesmuseum (Felix 
Pischinger) und von der Meisterschule für 
Restaurierung an der Akademie für bildende 
Kunst in Wien (Assistent Koller) konser- 
viert. 
Neben der Wiederherstellung der ursprüng- 
lichen Schönheit waren zahlreiche wertvolle 
Entdeckungen der Lohn dieses Vorhabens. 
S0 wurden an den Rückseiten von Tafeln 
unter einfarbigen Anstrichen gotische Male- 
reien entdeckt, unter den Reliefs Vorzeich- 
nungen in Kohle aufgefunden und wertvolle 
alte Fassungen ans Tageslicht gebracht. Die 
kulturgeschichtlich bemerkenswerte „Barock- 
galerie" im Bildersaal wurde vom Bundes- 
denkmalamt restauriert und weitgehend be- 
stimmt. Mit den XViederherstellungen waren 
die wissenschaftlichen Forschungen verbun- 
den, die Hofrat Dr. Fritz Dworschak für die 
gotischen Tafeln, Univ.-Prof. Dr. Bruno 
Grimschitz für die barocken Pläne, Oberarchiv- 
rat Dr. Franz Stundner für das Urkundenma- 
terial, Dr. Heinrich L. Werneck für die Stifts- 
geschichte, Frau Dr. Dora Heinz und Doz. 
DDr. Gerhard Egger für das Kunsthandwerk 
sowie Oberstaatsbibliothekar Dr. Franz Unter- 
kircher für die illuminierten Handschriften 
leisteten. Dazu kommen noch die denkmal- 
pflegerischen Arbeiten von Oberstaatskonser- 
vator Dr. Josef Zykan, von Landeskonservator 
für Niederösterreich Dr. Franz Eppel und von 
Prof. Dr. Walliser, die manche neue Erkennt- 
nisse brachten. Dr. Franz Ielampl bearbeitete die 
reiche prähistorische Sammlung. 
Das Niederösterreichische Landesmuseum, dem 
die Gestaltung der Kunstsammlung über- 
tragen war, konnte nach einer Serie erfolg- 
reicher Sonderausstellungen nun in die zweite 
Etappe seiner Vorhaben eintreten und mit 
der Reihe ständig eingerichteter Kunst- 
sammlungen beginnen. Sie sollen dem großen 
Interesse, das den Sonderveranstaltungen ent- 
gegengebracht wurde, auch weiterhin zur 
Verfügung stehen. Daß es dabei Wieder ge- 
lang, einen neuen Ausstellungsstil zu fin- 
den, ist das Verdienst von Herrn Baurat 
DipL-Ing. Wilhelm Zotti vom Gebiets- 
bauamt III (St. Pölten), in dessen Händen die 
Adaptierungen des Bauwerkes und die Ein- 
richtung der Schausammlung lag. Besonders 
beachtenswert ist es auch, claß man die goti- 
schen Tafelbilder nicht ästhetisch getrennt, 
sondern wieder zu dem ursprünglichen Ver- 
band der Flügeln vereint hat. Dabei sind 
romantische Effekte, wie etwa Verbindungen 
von nicht zusammengehörenden Tafeln und 
Plastiken, streng vermieden worden. Die Neu- 
aufstellung vermeidet auch bewußt den muse- 
alen Charakter, sie verfolgt die bisher in Melk 
und Altenburg erfolgreich angestrebte Ein- 
heit von Schauraum und Ausstellung, die auf 
eine Isolierung des Kunstwerkes und seine 
unmittelbare moderne Präsentation absicht- 
lich verzichtet. Es geht hier um einen stift- 
lichen Kunstbesitz, der sich in dem ihm 
gemäßen Rahmen darbietet. 
Zuletzt sei erwähnt, daß diese beispielhafte 
Wiedererweckung der Kunstschätze des Stiftes 
Herzogenburg ohne die Tatkraft des zu diesem 
Zweck gegründeten Vereines unmöglich ge- 
wesen wäre.
	        
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