barocke Stift in neuem Glanz präsentieren.
Zugleich aber war zum erstenmal die Mög-
lichkeit geboten, einen Großteil des Kunst-
besitzes öffentlich zur Schau zu stellen. Die
sehr wertvolle Sammlung von gotischen
Tafelbildern und Plastiken wurde gemeinsam
vom Bundesdenkmalarnt (Dr. Kortan), vom
Niederösterreichischen Landesmuseum (Felix
Pischinger) und von der Meisterschule für
Restaurierung an der Akademie für bildende
Kunst in Wien (Assistent Koller) konser-
viert.
Neben der Wiederherstellung der ursprüng-
lichen Schönheit waren zahlreiche wertvolle
Entdeckungen der Lohn dieses Vorhabens.
S0 wurden an den Rückseiten von Tafeln
unter einfarbigen Anstrichen gotische Male-
reien entdeckt, unter den Reliefs Vorzeich-
nungen in Kohle aufgefunden und wertvolle
alte Fassungen ans Tageslicht gebracht. Die
kulturgeschichtlich bemerkenswerte „Barock-
galerie" im Bildersaal wurde vom Bundes-
denkmalamt restauriert und weitgehend be-
stimmt. Mit den XViederherstellungen waren
die wissenschaftlichen Forschungen verbun-
den, die Hofrat Dr. Fritz Dworschak für die
gotischen Tafeln, Univ.-Prof. Dr. Bruno
Grimschitz für die barocken Pläne, Oberarchiv-
rat Dr. Franz Stundner für das Urkundenma-
terial, Dr. Heinrich L. Werneck für die Stifts-
geschichte, Frau Dr. Dora Heinz und Doz.
DDr. Gerhard Egger für das Kunsthandwerk
sowie Oberstaatsbibliothekar Dr. Franz Unter-
kircher für die illuminierten Handschriften
leisteten. Dazu kommen noch die denkmal-
pflegerischen Arbeiten von Oberstaatskonser-
vator Dr. Josef Zykan, von Landeskonservator
für Niederösterreich Dr. Franz Eppel und von
Prof. Dr. Walliser, die manche neue Erkennt-
nisse brachten. Dr. Franz Ielampl bearbeitete die
reiche prähistorische Sammlung.
Das Niederösterreichische Landesmuseum, dem
die Gestaltung der Kunstsammlung über-
tragen war, konnte nach einer Serie erfolg-
reicher Sonderausstellungen nun in die zweite
Etappe seiner Vorhaben eintreten und mit
der Reihe ständig eingerichteter Kunst-
sammlungen beginnen. Sie sollen dem großen
Interesse, das den Sonderveranstaltungen ent-
gegengebracht wurde, auch weiterhin zur
Verfügung stehen. Daß es dabei Wieder ge-
lang, einen neuen Ausstellungsstil zu fin-
den, ist das Verdienst von Herrn Baurat
DipL-Ing. Wilhelm Zotti vom Gebiets-
bauamt III (St. Pölten), in dessen Händen die
Adaptierungen des Bauwerkes und die Ein-
richtung der Schausammlung lag. Besonders
beachtenswert ist es auch, claß man die goti-
schen Tafelbilder nicht ästhetisch getrennt,
sondern wieder zu dem ursprünglichen Ver-
band der Flügeln vereint hat. Dabei sind
romantische Effekte, wie etwa Verbindungen
von nicht zusammengehörenden Tafeln und
Plastiken, streng vermieden worden. Die Neu-
aufstellung vermeidet auch bewußt den muse-
alen Charakter, sie verfolgt die bisher in Melk
und Altenburg erfolgreich angestrebte Ein-
heit von Schauraum und Ausstellung, die auf
eine Isolierung des Kunstwerkes und seine
unmittelbare moderne Präsentation absicht-
lich verzichtet. Es geht hier um einen stift-
lichen Kunstbesitz, der sich in dem ihm
gemäßen Rahmen darbietet.
Zuletzt sei erwähnt, daß diese beispielhafte
Wiedererweckung der Kunstschätze des Stiftes
Herzogenburg ohne die Tatkraft des zu diesem
Zweck gegründeten Vereines unmöglich ge-
wesen wäre.