und durch seine magistrale (iliedcrungskunst
in den alten Raumgrenzen ein vollkommen
neues Raumgebilde eingespannt. Auch an
der Stiftskirche von Altenburg wird Joseph
Munggenasts überlegene Meisterschaft, durch
geringe Veränderungen eines alten Bestandes
völlig persönliche Raurngestaltcn und Raum-
wirkungen zu formen, mit aller Eindringlich-
keit olTenbar. Darin folgt er seinem Lehrer
Prandtauer.
Die Pläne Joseph Munggenasts für den Umbau
der Stiftskirche von Herzogenburg sind wohl
erst gegen das Ende der dreißiger Jahre des
18. Jahrhunderts entstanden. Sie sind von dem
Baumeister kaum in größeren Abständen ge-
zeichnet worden, es sei denn, daß der vierte
und fünfte Grundriß in ihrer zeitlichen Ent-
stehung von den ersten drei Plänen etwas
abrücken. Munggenast starb arn 3. Mai 1741
in St. Pölten. Sein Sohn Franz übernahm die
Aufgabe, den Stiftsbau mit der Errichtung
einer neuen Kirche abzuschließen.
Das Stiftsarchiv verwahrt auch von Franz
Munggenast fünf Pläne für den Neubau der
Stiftskirche. Zwei davon sind monogramrniert.
Sie tragen am Rande die Buchstaben F. M.
Auf allen fünf Zeichnungen (und nur auf
ihnen) erscheint ein breiter Maßstab, der es
erlaubt, auch kleine Maßeinheiten ablesen zu
können. Von den Blättern Joseph Mung-
genasts sind sie nicht durch die Zeichen-
technik, sondern durch kräftigere und leuch-
tendere Farben der Lavierung abgehoben.
Drei Entwürfe sind von demselben Format
wie die Pläne Joseph Munggenasts, etwa
70:35 cm groß, die beiden anderen, ein Grund-
riß und ein Querschnitt durch den Kuppel-
raum, sind eineinhalb und einen Meter lang.
Der wohl früheste Entwurf Franz Mung-
genasts, der auch sein Monogramm trägt
(Stiftsarchiv Nr. 20), hält noch an einer lang-
hausanlage fest, ja er verstärkt die Langs-
richtung durch die Fortführung der Langhatis-
wände nach Osten, so daß das alte Qucrhaus
völlig ausscheidet. hiunggenast rundet das
Langhaus im Osten ab und führt es in den
Mönchschor über, der neuerlich abgerundet
in den Chorraum mit vier Säulen vor seiner
Wand übergeht, so daß sich die Raumfolgp
stufenförmig zum Altarchorabschluß verengt.
Das Langhaus mit seiner dreiteiligen llaupt-
raumgruppe erscheint vom Vorjoch, über das
auf zwei Säulenpaaren die Orgelempore vor-
gezogen ist, durch die tief in den Raum
tretenden Pfeiler abgesondert. Der Mittelraum
mit zwei großen Seitenaltären ist von einer
Ovalkuppel, die seitlichen Räume sind von
gestreckten Platzlgexivölben überdeckt. Über
die Pläne seines Vaters hinaus schließt Franz
Munggenast sein Raumgebilde einheitlicher
und flüssiger zusammen. Die Raumkurve,
vom Vorioch zur Mittelkuppel emporsteigend,
klingt stufenweise fallend in dem Altarraum
aus.
Der zweite Entwurf, der wieder das Mono-
gramm Franz Munggenasts trägt (Stifts-
archiv Nr. 48), wendet sich entschieden von
einer Langhausanlage ab und gibt eine kreuz-
förmige Kuppelkirche. lhre Gestalt ist von
der Stiftskirche in Altenburg abhängig und
weist in ihrer Grundform über diese zurück
auf die Wiener Peterskirche. Der tiefovale
Hauptraum ist breiter, die Seitenarme sind
mächtiger als in Alrenburg. Auch der Chor-
raum, nicht beeintlußt von gotischen Grund-
lagen, schließt sich enger an das räumliche
Zentrum, auf das von Westen her der platzl-
gewölbte Vorraum führt. Auch der Altar-
raum erscheint von cinrtn Flztzlgewölb:
eingedeckt. Vor den alten Term tret:n wuch-
tige Pfeilervorlagen, mit Doprclsijulen, di:
mit übereck gestellten Wandvorlagen eine
bewegte, konkav geschwungene Fassade for-
mieren. Es erscheint bedauerlich, daß uiit:r
den Grundrissen sich keine Aufxisse für den
geplanten Umbau finden. Der dritte Entwurf
(Stiftsarchiv Nr. 50), der die Gestalt (intr
kreuzförrnigen Kuppelkirche wieder aufnimmt,
zeigt den Hauptraum mit einer Kr" kuppcl
eingedeckt, die von zwei kleineren kreis-
förmigen Kuppeln in der Längsachs: und
von Tonnen in den Seitcnarmen gerahmt
wird. Die Orgelempore des Vorjoches ruht
auf vier Säulenpaaren, der Altarraum setzt
sich VOm Nlfänchschor wie auf dem ersten
Plan 7 stufenförmig ab. Die Mauern sind
in den Ecken des Achsenkreuzes stark aus-
gerundet, so daß der Außenumriß der Kirche
zu einer fließenden Gesamtkurve zusammen-
geschlossen erscheint, während im Innenraum
in den Pfeilerstirnen die Ovalkurve des zweiten
Entwurfes verlassen ist. Die schrägen Vor-
lagen vor der Westwand des Turmes hat
Munggenast zu kleinen rahmenden Pfeilern
mit Doppelsäulen reduziert. Der vierte Plan
Franz Munggenasts (Stiftsarchiv Nr. 4) gibt
bereits den Grundriß des ausgeführten Baues.
Die dreiteilige Hauptraumgruppe mit ganz
seicht gewordenen Querarmen ist nach Westen
gerückt, so daß sie nur ein Gang von dem
Turm trennt. Nach außen sind die Wände
nicht mehr rund verschlilfen, alle Baukuben
sind klar betont. Die querovale Kuppel des
Hauptraumes, die in den anschließenden Lang-
hausabschnitten von Platzlgewiölben gerahmt
wird, erscheint mit einer Laterne eingezeichnet.
Sie, die auch ein Querschnitt zeigt, ist am
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