JOSEF M. GREBER
Da: Z_yli11r1'e1'l1111'rz111
der 1"'1'z111 von .Yl1i11_
11:15h einem Iiuflrnrf Gaetlwx
azrxgefiilxrl
: Freundschaft zwischen Goethe und
von Stein, der Frau des herzog-
Iberstallmeisters in Weimar, bahnte
ts 1775 an und währte etwa 14 Jahre.
war zwar sieben Jahre älter als
ind Mutter von ebensovielen Kin-
ir dennoch zog sie ihn an wie keine
rau zuvor in seinem Leben. Er ver-
mit grenzenloser Begeisterung, sie,
befangene Lebhaftigkeit und Sicher-
geFielen, deren vornehme Erschei-
entzückte.
ing in Charlottens Haus ein und aus,
t oft zu Gast, war Freund und Er-
ir Kinder und hatte vor allem mit
iherrn von Stein ein gutes Ein-
:n. Die tiefe Verbundenheit zwischen
ind Charlotte von Stein kam nicht
irem regen Briefwechsel, wohl dem
i dieser Art in der europäischen
zum Ausdruck, sondern auch in
eichen Geschenken, die hinüber und
wechselten. Meist waren es kleine,
: Dinge, Obst und Gemüse aus dem
m Stern, Wildbret von der fürst-
igd, Bänder, Bücher, Bilder und
1776 wollte Goethe seine Freundin
irtstag mit einem Schlitten über-
Dieses Geschenk erschien ihr aber
auffällig; es hätte die Leute zu sehr
nacht. Sie nahm es deshalb nicht an.
var darüber enttäuscht. Dann ver-
ehrere Jahre, bis er Charlotte aber-
mals ein größeres Geschenk antrug. Das
geschah 1779. Diesmal sollte es ihr zum
Namenstag überreicht werden und etwas ganz
Persönliches darstellen. Da Charlotte gerne
zeichnete und schrieb, hatte sich Goethe für
sie einen Schreibtisch ausgedacht, ein Ge-
brauchsmöbel also, an dem sie täglich arbeiten
und mit dem sie stets in Gedanken an ihn
umgehen konnte. Der Schreibtisch bot ihr
zugleich die Möglichkeit, Zeichnungen, Tage-
bücher, kleine Andenken und Briefe unterzu-
bringen und sicher aufzubewahren. Ein schö-
neres und sinnigeres Unterpfand seiner Zu-
neigung und Verehrung hätte Goethe wohl
kaum finden können.
Charlotte feierte ihren Namenstag am 5. Juli.
Zu Beginn des Jahres machte Goethe bereits
den Entwurf des Schreibtisches und traf die
Vorbereitungen zu seiner Herstellung. Es
sollte nämlich kein gewöhnliches Möbel wer-
den, so wie man es überall sehen und im
Magazin kaufen konnte. Er wählte deshalb
weder die altbekannte Form der Schreib-
kommode noch die des Klappschreibtisches
oder gar des Schreibschrankes, sondern ent-
schied sich für den neuartigen Rollschreib-
tisch (Bild 2), den er offensichtlich 1774 auf
seiner Rheinreise bei David Roentgen, dem
bekannten Neuwieder Kunstschreiner, kennen-
gelernt hattel. Roentgen war zwar nicht der
Erfinder des Rollschreibtisches, doch muß
ihm ein Verdienst an der technischen Ver-
vollkommnung der Rollenkonstruktion zu-
erkannt werden. Durch seine Vorbilder er-
langten die Rollschreibtische große Beliebtheit
und weite Verbreitung.
An Stelle der sonst üblichen Klappe hatte
der Rollschreibtisch einen gewölbten Schiebe-
deckel in Form eines starren Viertelzylinders,
der mit einer gesonderten und beweglichen,
in den Möbelkörper hineingeschobenen
Schreibplatte in Verbindung stand. Man
nannte diesen Schreibtisch darum auch Zylin-
derbureau. Grilfe zum Öffnen befanden sich
entweder an der vorne sichtbaren Kante der
Schreibplatte oder am unteren Rande der
Rolldecke. Das Besondere und Charakteri-
stische dieser neuen Konstruktion bestand in
folgendem: Zog man die Schreibplatte aus
dem Möbel heraus, dann ging gleichzeitig der
Rolldeckel von selbst in die Höhe und ver-
schwand hinter dem Schubkasteneinsatz im
lnnern des Möbels (Bild 1). Die andere Hand-
habung, den Zylinder bzw. die Rolle hochzu-
schieben, damit die Schreibplatte hervortrat,
war ebenfalls möglich, je nach Anbringung
der GriEe. Das Schließen des Schreibtisches
ging in umgekehrter Weise vor sich.
ANMERKUNGEN
i j. M. Greber, David Rocntgen, der königi. Kabinettmacher
aus Neuwied, Neuwied 1948, s. 74.
1 A. Feulner, Kunstgeschichte des MÖbClS. 2. Anm, Berlin 1927.
s. 346.
1 Karl Muthesius, Goethe und das Handwerk. Leipzig 1927.
s. a7.
- In der großen Weimarer Ausgabe von Goethes Werken ist
in einer Anmerkung zu dem nachfolgend zitierten Brief vom
so. November 1119 (Abt. iv, Uri uri. 4, s, 141:) c nnaihr
kurz aur Preller hingewiesen. Nähere Angaben fchl- - -
s Fur die bei Durchsicht der Rechnungen im (ioeth .
Archiv zu Weimar aufgewandte Muh: sei Herrn Dr, W. Vul-
pius auch an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.
r- Fritz Areus. Mcisterrisse und Möbel der Mainzer Schreiner.
Mainz was, Tafel 93.