WICHTIGE AUSLANDSAUSSTELLUNGEN ÖSTERREICHISCHER KÜNSTLER
New York: Im März wurde von Mari-
borough-Gerson Gallery lnc.. einem der
vier Höuser der Marlborough-Kette.
das Werk von Fritz Wotruba in wür-
diger Form herausgebracht. Der vor-
züglich ausgestattete. reich bebilderte
Katalog zahlte 68 Werke, darunter
38 Plastiken. eine Tapisserie (gewirkt
von Fritz Riedl), ein Aquarell. sieben
Federzeichnungen. acht Bleistiflzeich-
nungen und drei Radierungen auf. Prak-
tisch alle Exponate waren abgebildet.
Die Katologeinleitung war von keinem
Geringeren als Sir Herbert Read. dem
führenden englischen Kunstkritiker, ver-
fafJt worden.
Im Schlußobsatz seiner Ausführungen
charakterisierte er Wotrubas Schaffen
mit folgenden Worten: ..Das Statua-
rische. Statische. die Masse. das Gleich-
gewicht. die Einheit - das sind nach
Wotrubas eigenen Warten seine Ideale.
Sie sind nicht notwendigerweise in-
organische Elemente. doch hat Wotruba
offensichtlich kein Empfinden für Flüssig-
keit. Unentschiedenheit. für .volupte'
im Wortsinne Matisses. Trotzdem ist
sein Werk restlos human. gleichzeitig
aber. ähnlich wie gotische Bildwerke.
ist es transzendental. worunter ich
verstehe. daß die menschlichen Ele-
mente jenen Größenordnungen unter-
lan gemacht sind. die von der Mensch-
heit seit ältester Zeit als .göttlich'
bezeichnet werden. Das ist kein frev-
lerischer Anspruch. es ist die Voraus-
setzung für Größe in der Kunst."
Die Auswahl der Werke umfaßte sümt-
liche Schaffensperioden Wotrubas. an-
gefangen von dem noch mehr oder
minder ..klassizistischen" Akt von 1930
hinweg über die einsetzende Disinte-
gration der Figur (KaL-Nr. 4. Stehende
Gestalt. 1948) bis zu ihrer Neuformie-
rung aus blockhaften Grundelementen
(um 1950). Steinsetzungen und -schich-
tungen und ihrer Reduktion auf fast
kompromililose Pfeilerhaftigkeit (Ste-
hende Figur. 1962. Kot-Nr. 39).
Man hat das Gefühl, als müsse Wotrubos
Weg in letzter Konsequenz zum Menhir.
zur monumentalen. aber völlig un-
differenzierten Steinsetzung führen;
immer noch spielt gerade bei seinen
"Stehenden" der Kontrapost, jene
große, bisher unabdingbare Errungen-
schaft der griechischen Klassik. eine
entscheidende Rolle: sie setzt sich
allerdings in unübersehbaren Wider-
spruch zur ..Kubisierung" der Körper-
elemente. wodurch der malhatte Cha-
rakter so mancher Schöpfung empfind-
lich gebrochen wird. Aber ob die
Rückkehr zum Mal. zur aus dem Neo-
lithikum stammenden Urformel echter
Bildhauerei. nunmehr. am Ende des
Jahrtausends. als das letzte Ziel der
abendländischen Gesamtentwicklung
anzusehen ist. bleibt eine ebenso be-
drüngende wie total offene Frage.
Hannover: Vom 25. Mdrz bis 3. Mai
zeigte die Kestner-Gesellschaft einen
riesigen Querschnitt durch das Gesamt-
oeuvre von Hundertwasser. Der Kata-
log alleine war etwas noch nie Da-
gewesenes. brillierte er doch durch
100 Farbreproduktionen. sozusagen je
eine für die 100 Ausstellungen. auf die
die Gesellschaft verweisen kann. Und
daß ausgerechnet Hundertwasser der
hundertste war. bedeutete eine weitere
Apotheose des Hunderters . . .
Aber der Katalog war nicht riur schön 12
und wirtschaftswunderlich luxuriös
(hatt' mers net. so tdf mers net), er
ist wohl für alle Zukunft die Basis für
die unzweifelhaft zu erwartende Hun-
dertwasser-Forschung. ist doch in ihm
der vom Künstler selbst angelegte
komplette Oeuvre-Katalog mit allen
Feinheiten publiziert. Hei. wie sich da
die Forscher freuen werden. dem
Künstler Ungenauigkeiten. Fehlreihun-
gen und -datierungen und Willkür-
cikte nachzuweisen. es besser zu wissen
als er (Egon Friedell. schau obal),
man hört sie im Geiste schon ihre kriti-
schen Federn spitzen und die Messer
unbestechlicher Objektivität wetzen!
Über die Ausstellung sich jetzt schon
auszulassen. wäre verfrüht. denn im
September-Oktober dieses Jahres soll
sie ohnehin in Wien im Museum des
20. Jahrhunderts gezeigt werden.
Aber eine sehr wesentliche Stimme der
deutschen Kritik soll im Zusammen-
hang mit dem Hannoveraner Ereignis
zitiert werden 7 die Meinung von Will
Grohmann. kundgetan in der "Frankfur-
terAllgemeinen Zeitung" vom13. April:
..Man sagt. er komme aus dem Wiener
Jugendstil, von Klimt und Schiele.
aber Kokoschka kam auch von Klimt
und ist ganz anders. Oder man legt
ihn auf Paul Klee fest. aber wie viele
kommen von Klee und haben nichts
mit Hundertwasser zu tun. Immerhin.
er ist im Zeichen des Schützen geboren.
wie Klee. Kandinsky, Woty Werner.
wem das etwas besagt, und es gibt
einige echte verwandtschaftliche Züge
mit ihnen. im Porapsychologischen. im
geistigen Transzendieren. das hat mit
Alter und Schule natürlich nichts zu
tun . .. Die Spirale 7 sie ist die Basis
seines Philosophieren: und Malens.
denn sie kommt zu keinem A
und will es nicht. Schließlich si
seine Bilder zusammen Element
Weltall-Spiralnebels. ohne Anfa
Ende. und von einem unwohl
lichen Leben erfüllt. das Zuföllii
Notwendiges umschließt . . (A
Paris: Die Galerie Welz hat es
riommen. im lnsl.tut Autrichien l
das Spütwerk von Wilhelm Tl
würdiger Form herauszubringe
Ausstellung war vom 16.Juni bis
geöffnet und umfaßte etwa 40 A
Diese durch die Raurnverhültnii
erlegte Beschränkung der Zahl
zu einer besonderen Konzentrat
Auswahl. Welz löste das Prob
daß er auf das Frühwerk Thön
gehend verzichtete. dafür ab
l-lauptakzent auf die Pariser ur
Yorker Perioden des Künstlers l:
Der Nachlaß Thönys wird sei
Jahren von der Witwe des K
und von der Galerie Welz gen
betreut. Bei den Obiekten d:
stellung handelt es sich jedoch
falls nur um Material aus den
laß. auch die Albertina. die
Galerie in Graz und die Neue
(Wolfgang-Gurtitt-Museum) Linx
ten wichtige Leihgoben bei.
INTERESSANTES AUS DER KUNSTWELT
Byzaniinilche Kunsl 7 Europäische Kunsl.
9. Euraparals-Ausslellung, Afhen, Zappeion.
Der Tilel der am 1. April eröffnelen Aus-
slellung isl pragrammalisch gemeinl. es ging
um die Darstellung der wechselseiligen Durch-
dringung von Wesl und Osl. wobei von der
Talsache Ausgang genommen wurde, dafl
die bvzanlinische Kunst als Wahrerin des
allgriechlschen Erbes bis an die Grenzen
der Neuzeil die Tradilion der Anlike lebendig
weilerführle und gerade hinsichlllch der
Kunsl des Weslens eine nichl zu unfer-
schüizende Vermilileraufgabe zu erfüllen
halle.
Die Masse der Exparlale enfsiammf der Zeil
vom 9. bis zum 16. Jahrhunderl. die Gliede-
rung erfolgle nach drei Gesichlspuriklen:
Malerei (Miniafuren. Ikonen. Fresken). Bild-
hauerei (Werke aus Slein, Holz und Elfen-
bein) und Kunslgewerbe (Schmuck, Email,
Goldschmiedearbeiien. Keramik, Sioffe. Mün-
zen. Siegel). Teilnehmer waren die Milglied-
slaalen des Europaraies. der Vatikan, und.
saweii aus den Presseaussendungen hervor-
ging. auch die USA, die UdSSR und Jugosla-
wien. Dle palilischen Spannungen zwischen
Griechenland und der Türkei wirklen sich
durch sa manche Zurückziehung zugesicher-
ien Aussfellungsgules aus.
Zu den Haupfexpanalen " llen: Manu-
skriple der Bibliofheque Nalianale in Paris.
Emaile aus der Biblialeca Marciana in
Venedig. Ikonen und Fresken aus Süd-
ilalien. Elfenbeine aus Berlin und München.
dem Vicioria Bi Alberl Museum und dem
Brllish Museum. Elwa 600 Obiekle konnlen
versammelt werden.
Ein Werk von Michelangelo wiederenldeckl!
Nachrichlen vorn Aufiauchen bisher un-
bekannler Meisierwerke großer Kün ler
gehören zum Alllagsfulier des geprüflen
Zeifungsiesers. sie verschwinden zumeisl
ebenso rasch in jenem Nichis. aus dem sie
aufgelauchl sind. Die aus Leningrad Mille
April gekommene lnformalian. in der Ere-
milage sei eine bis dahin als Kopie nach
Michelangelo geführle Holzslaiuellc eines
gefessellen Sklaven als oflgihcl erkannf
worden. kling! insaferne seriös, als es sich
eben nichl um eine "Enldeckung" im Sinne
eines Fundes. sondern um eine mil wissen-
sChalllich-krilischen Melhaden durchgeführle
Neubeslimmung handell. Ihre Aularin isf
Prof. Dr. Malsulewilschi sie verglich das
kleine Halzbildwerk mil den Sklaven des
Louvre. die ja bekannllich zum Skulplurerl-
schmuck des nie vollendelen und nur in
hachsl rudimeniürer Farm abgeschlossenen
52
Julius-Grabmals gehörlen, Selbslverslandlich
wurde in den Vergleich das gesamie auf das
Grabmal bezügliche Malerial einbezogen.
Nach Malsulewiisch isl der Leningrader
Sklave vor den Pariser Sklaven enislanden
und zöhll zu einem Komplex von spaler
verworfenen Varianlerl.
Shakespeare in der bildenden Kund. Vier-
huriderl Jahre sind seil der Geburl Shake-
speares vergangen und in aller weil gab
es aus diesem Anlaf! Bühnen- und Lileralur-
veranslallungen sonder zahl. Kein wunder.
daß Shakespeare auch auf dem Gebiel der
bildenden Kunsl als Slimulalor wirkle, kein
Wunder. daß man sich dieses Aspekles
seines Weiierlebens gerade in England mif
besonderer Liebe und Gewissenhafligkeii
annahm. Die vom Arls Council zusammen-
geslellle Ausslellung beansprucht ahne Zwei-
fel besondere Aufmerksamkeit Sie umfaßl
im wesenllichen Werke englis her Maler von
Hogarih (dessen zweihunde iahriger Todes-
lag heuer begangen wird) über Blake und
die Prüraffaelllen hinweg bis in die un-
miilelbare Gegenwarl. Einige Lilhos von
Delacroix aus dem Hamlef-Zyklus. zwei
Gemälde von Chasseriau. eine Federzeich-
nung von ldseph Anien Koch ("Macbelh
und die Hexen". Rom 1709) und Arbeilea
einer Reihe von in England heimisch ge-
wordenen Kunsllern ausländischer Pro-
venienz (Füssli. Zoffany. Pieler van Bleek,
1. s. Sargenl) ergünzlen das Gesamlblld dieser
Ausslellung. die durch Leihgaben englischer.
amerikanischer. schweizerischer. holländi-
scher und französischer Museen und Frivol-
samrnlungen zuslande gekommen war. lm
FJzll erweisl es sich. daß Shakespeare ähnlich
wie Goelhe keinen einzigen wirklich kon-
genialen lnlerprelen auf dem Gebiele der
Malerei und Graphik gefunden halle. an-
scheinend lüßl sich eine Kunslgallung nlchl
in die andere Überselzen, Varzüglicher. mit
echl englischer Akribie gearbeileler Kaialog.
Sallburaar Residenzgalerie: Dia Welt der
naiven Malere. Der bekannle, in Salzburg
und München ansässige Schweizer Kunsi-
hündier Dr. Hans Felschcrin war mii dem
Aufirag bedachl, in der Residenzgalerie eine
sammei-aiusslellung zusammenzusiellen. die
einen erschöafenden Uberblick über Wesen
und Geschichle der naiven Malerei in neuerer
zeii geben sollte.
Felscherins Bemühungen war ein voller
Erfolg beschieden. es gelang ihm. wichligß
Maierial aus Privalsammlungen in Frank-
reich. der Schweiz und Deufschland für die
Aussiellurlg aufzulreiben. Sa sleuerle Mme
Jean Waller. die Wilwe von Paul Gullleaume.
dem größien Rousseau-Sammler der Well,
einige Schöpfungen des .,Douaniers" bei.
Der von Felscherin besorgle und eingeleilefe
Kalcllog enihüli eine Wlchllge Einführung
von Jean Cassou, dem Direktor des Musee
Naiianal d'Art Moderne in Paris,
Naive Malerei sieh! heule maleriell wie
ideell in hohem Kurs. mil Recht gili sie
gerade hinsichilich der Gegenwarlskunsi als
slilbildend. in dieser Hinsichl vergleichbar
der Kunsl der Exoten, der frühen Perioden
und der Hislorisch-Primiiiven. Auch dcr
Nichlfachmann fühll sich van ihrer elemen-
ldren Sprache beruhrf. So isl ddmil zu rech-
nen. dafi der Ausslellung e sie isl vorn
4. Juli bis 30. Seplember geöffnel - ein
großer Publikumserfolg beschieden sein
wird (siehe Abb. 13),
13
Kunxfnachrichfcn aus Dresden. Anfang Jönner
erklangen zum ersienmcii seil zwei Jahr-
lehnien wiederum die Porzcllanglocken des
cdrrillans im Drßdner Zwinger.
Die mil der lnbelriebnahme des Glocken-
spiels als abgeschlossen zu belrachlendc
Rekonslruklion des Zwingers hai über
10 Millionen DM (osl) verschlungen.
Mille Jönner wurde im Dresdner Kupfer-
slichkabinell eine Gedenkausslellung Ernsl
Earlachs eraffnet. Es wurden 90 Zeichnungen
gczeigi. Eiwa zur gleichen Zeil zeigie das
Berliner Bade-Museum eine Gedachlnls-
aussiellung zum 100. Geburislag von Edvard
Munch. Munch leble von 1891 bis 1909 im
wesenllichen in Beilin und glll als
sische große siimuididr des deulsi
pressianisrnus In Berlin wurde i
Jusii auch die ersic umfassende Al
des Lebenswerkes von Munch verans
lm Janner zeigien junge Dresdner c
im Oberalsfer-Gvmnaslum in l
Proben ihres Schaffens. Keiner der
war aller als 35 Jahre.
Im Februar zeigie die Dresdner C
schaff bildender Kunsller eine Ai
"Syrische Kunsl". Das Volkskundi
zeigle eine Ausslallunq "Kinder
das neue Dresden"
Anfang Marz irai die Galcrie Kühl i
Gedachlnisschau für den 1962 vers
Maler Rudolf Oilo vor die Öffer
Olio war Schuler van Slerl und
im Verkaufsraum der "Union" prc
Prof. Karl Hanusch Graphiken aus v!
fensiahrzehnlen. zumcisl Radierunge
Von Marz bis Mal zeigle das Kui
kablncll 50 Blauer zcllgenösslscher
SCJWCF Graphik und Furbllihas v
moiaiew (UdSSR).
Anfang April wurde in SchloB Pil
große Ausslellung "Anlon eran [
Bildnisnialerei" eralfnel. Anlail v
150. Todeslag des Kuiisilers Die Besli
arfeniiieiien Kunsisaminlunnen wurdi
zahlreiche Leingdben Crganzl. so
Aussiellung den Anspruch auf Lucker
aufsich nehmen konnlc
Heuer begehi dlO Dresdner Akade
bildenden Kunsie das Jubllaurn inr
hunderlyührlgen Beslandcs. DlC Feiei
zu Beginn des neuen Sludieniahr
finden. Zum neuen Rckiar der A
wurde Prof. Rudolf Bcrgander beru
Slüülllcherl Kunsisammiungen Dres
reifen eine dem Jubllaiirn enlspl
Sonderaussiellung var, die einen L
über das Schaffen der Schüler vor
dungsiahr DIS heule geben soll.
12 Frlfz Hunderlwasser. sinnende E
Aquarell und Mischlcchnik, es
sia Hunderlwasserl-l Jacobii,
Wcrksnummcr 263
1: Louis Vivin. Paris La vaire de
mairl, Plane Sl-Sulplcc
a2 x a2 crn. Kassel, Siadlische
Sammlungen
14 Andre Verlon, Alorrizcllalier. '
und Collage. 97. x so cm. Musee
d'Ari Moderne, Paris