Buchbesprechungen
r. t-t dcarand oiiislur. .,iarg Lederer, aiii
Allgü rBtidichnitzcrdarsaittgatik". wark-
katalag. bearbeitet von Theodor
Müller und Alfred Schädler. varlag
tur Heimatpflege. KemptenlAllgäu.
DM 29.50.
Die Kunst ds ersten Drittels des 16. Jahr-
hunderts. der leidenschaftlichen und erregten
Zeit der Reformation und der Bauernkriege.
ist in den letzten Jahren besonders in das
Blickfeld der Kunstgeschichte gekommen. Sie
erweist sich immer mehr als ein Höhepunkt
der deutschen Kunst. Zugleich ist sie
für lange Zeit aber auch ein Endpunkt
der Altarbaukunst und religiösen Plastik. die
nach diesem großartigen Höhepunkt in den
Reformatioriswirren erlischt und erst um 1600
neu belebt wird. An diesem Punkte steht als
bedeutendster vartratar obarschwabans Jörg
Lederer gleichbedeutend wia sein nach
monumentalerer und bayerisch-vitaterer Zeit-
genosse Hans Lainbergcr.
Die vorliegende Monographie schließt daher
eine wichtige Lücke im Schrifttum zur
Geschichte der deutschen Plastik. Es ist er-
freulich. daß dies in einer besonders kon-
zentrierten und knappen oarstaitung der
wissenschaftlichen Tatsachen gaschiaht. tm
ersten Teil stellt P. Hildebrand Dussler an
Hand der Archivalien alle Nachrichten und
Dokumente zu Lederers Leben dar. Im
Vorwort zum zweiten Teil schildert Th. Müller
in einem knappen und inhaltsraichan Essay
Lederers Bedeutung und Stellung in der
Geschichte der spätgatischen Plastik. Daran
schließt als Hauptteil der von Th. Müller
und A. Schadler erstellte kritische Werk-
katatog. Im Abbildungsteil folgen mehr als
a0 ganzseitige schwarzwaintaraln. Als ain-
ziger Mangel werden die unplastisch ge-
blitzten Farbtafeln und die Idee. Plastik als
ausgeschnitten: Silhouette freigestellt im
Textteil abzubilden. empfunden. Diese
kleinen herstellungstechnischen Mängel ver-
mögen jedoch die Bedeutung und den Wert
der Publikation nicht zu mindern.
K. Rossacher
Erich Widder. Zeichen des HE . Kirchen-
kunit der Gegenwart In Österreich. Ober-
ästerreichisclier Landesverlag. Linz:
6 Farbtafeln. 110 Abb. 7 96 Seiten
Text. S 276. -.
Der Titel des Werkes scheint an zwei Buch-
titel anzuschließen. die aus den zwanziger
iahran. der Anfangszeit dar liturgischan
Erneuerung. stammen: Romano Guardinis
"Von heiligen Zeichen" und Das Jahr des
t-leits" von Pius Parsch. Dami ist auch auf
jene bzwei Strömungen verwiesen. die die
prinzipiellen Voraussetzungen für die re-
llgtöse Kunst dar letzten rund vierzig lahra
schufen: dia Jugendbewegung und die
liturgische Bewegung. Beide standen mit-
ainandar in engster Wechselbeziehung und
bawirktan aus ihrar existentiellen Ziel-
richtung. aus ihrem Bemühen um eine neue
Lebenshallurig. dal) auch der weite Bereich
aller dem Kult dienenden künstlerischen
Leistungen. alias Gegenständliche. Bau. Bild-
werk und Altargerät. auf der Grundlage
der beiden Wahlsprüche: ..Ornnia instaurare
in Christa" und ..Sentire cum ecclesia" neu
überdacht wurde. Die Folge dessen war
und ist jene tiefgreifende und umfassende
Veränderung. welche die Kirchenkunst seit-
her erfahren hat und worin die Neubesin-
nung auf die zumal für den Kirchenbau
maßgebenden Tatsachan. Opfer und Ge-
meinde. Sakrameriterispendung und Ver-
kündigung. ihren formalen Ausdruck ge-
funden hat. - Neben diesen geistesgeschicht-
ltchen Grundlagen schildert der Autor in
dem als Weg bezeichneten 1. Kapitel die
künstlerische Entwicklung. an deren Anfang
ar das Werk Otto wagnars stellt. um sie dann
an Hand der bahnbrechenden Bauten von
Peter Bahrans. Clarnans Holzmeister. Do-
minikus Böhm. Rudolf Schwarz und Robert
Kramreiter. also der Generation der Weg-
bereiter. bis in dia unmittelbare Gegenwart
zu verfolgen. Hier ist der Hinweis auf die
große Bedeutung der Schweizer Kirchen-
archltekten. allen voran Hermann Baur.
wichtig. dia den in Deutschland und Oster-
reich eingeschlagenen wag fortsetzten. als
während das Kriagas und arn Höhepunkt der
nationalsozialistischen Herrschaft in den bei-
den Ländern der Kirchenbau stockte. An
diasan Abschnitt schließen sich zwei Kapitel
..Bau" und ..Bild". iri denen dia große
Aufgabe des Gotteshauses und des Einzel-
kurtstwerkes. aber auch die Problematik
behandelt werden. wie sie die heutige künst-
lerische Ausdrucksweise. die neuartigen tech-
nischen Möglichkeiten und Materialien her-
vorrufen. ltt dem folgenden, 67 Seiten um-
fassenden. also umfangreichsten Teil des
Buchas hat der Verfasser gelegentlich recht
ausführliche Erklärungen zu den Abbildungen
zusammengestellt. Dabei werden die dan
ainzainan Aurtrdgan zugrunde liegenden
konkreten Forderungen, ' lokalen Be-
sonderheiten sowie dia ralig sa und künst.
lerische Interpretation der einzelnen Werke
dargelegt. Hier und in dem Abbildungsteil,
dar_in Entsprechung zu den Einleitungs-
kaplteln "Bau" und ..Bild" in die Abschnitte
"Bau undl Bezirk". "Raum und Altar".
"Taufe. Beichte und Verkündigung". .Ma-
lerel". "Plastik". "Gerät und Gewand"
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unterteilt ist. werden ausgewählte Werke
gegenwärtiger religiöser Kunst in ostarraich
vorgeführt. wobei dia jüngeren Künstler
unseres Landes sich als die Nachfolger der
in der Einleitung aufgezählten Prapagatoren
ausweisen. 7 Ob es nicht möglich gewesen
wäre. dari Ubarblick mit mehr Beispielen
aus den verschiedenen Phasen neuerer
Kirchenarchitektur zu belegen. um den
schrittweisen Gang der Entwicklung deut-
tlcher zu machenl So. wie die Bildwahl
getroffen wurde. wirkt sie etwas willkürlich.
Um so mehr vermißt man daher Verzelch.
nisse. in denen nach Orten und nach dem
Erbauungsjahr geordnet die wichtigsten
Sakralbauten in Österreich seit dan frühen
zwanzigar iahran zusarninangataiit sind (z. B.
seit Clemens Holzmeisters Kirche in Batschuns.
1913). Auch fehlt ein Register der namhaften
Architekten mit Daten und kurzen Angaben
ihrer Werke. Derartige Behelfe und In-
formationen. die Tatsachen und sachliche
Mitteilungen beinhalten. erhöhen den Wert
eines Buches beachtlich und machen es für
den Interessenten und Fachmann zu einem
vielseitig verwendbaren Nachschlagewerk.
was aigantlich angestrebt wardan sollte.
Die Gelegenheit. ein Werk wie das vor.
liegende herauszubringen. müßte so intensiv
als möglich genützt wardan. da sia sich nicht
so bald wiederholen wird. 7 Bei der Be-
urteilung der abgebildeten Werke mulJ
man sich darüber klar sein. da!) nicht erst
hauta neue waga beschritten werden. son-
dern dcill jede Epoche. die sich stilistisch von
der ihr vorangehenden Zeit unterschieden
wissen wollte. niit Batanung auf ihr Anders-
sein. auf ihren neuen Weg hinwies. Diese
grundsätzlich positive Einstellung zum Phä-
nomen des neuen Weges muß unbedingt vom
Betrachter eingenommen werden. Von die-
sem Ausgangspunkt her hal er den Nach-
vollzug zu leisten und zu prüfen. ab die
Bewältigung des gestellten Themas restlos
gelang; im wahren Sinne. ob nicht ein Rest
bleibt. der unbewältigt blieb und darum
stört. Die Bewährungsprobe wird darin
bestehen. ob sich beim Anschauen. bei Ver-
senkung die notwendigen meditativen As-
soziationen und das Ergriffensein einstellen
oder ob dies nur unvollkommen erreicht
wird. Hier bleibt freilich auch ein letzter
Raum für das aus persönlicher Kunsterfah-
rung und ästhetischem Empfinden resultie-
rende subjektive Urteil. - Beim Lesen der
Begleittexte stellt sich gelegentlich die Be-
obachtung ein. dafl zwischen den geistvallcn
und mit Texten aus der Heiligen Schrift
belegten Erläuterungen und der künst-
lerischen Verwirklichung des Themas eine
Kluft besteht. Der Grund dafür scheint mir
zu sein. dalJ die kritische Beurteilung der
formalen Mittel. ihres richtigen Einsatzß.
ihrer Qualität und des Grades ihrar Be-
herrschung zugunstan einer einseiti Irl-
tellektuellen Analyse vernachl" t wird. ia
diese galagantlich sogar das argawicht
hat. - Eine weitere Schwierigkeit ergibt
sich aus darn hautigan Bestreben vieler
Künstler. anstelle alter Symbole neue Zeichen
zu setzen oder mit der herkömmlichen
lkonographie zu brechen. Vielfach ist hier
der Zugang für das Verständnis ohne Kom-
mentar schwierig und gelingt auch dann
nicht völlig. Immer noch stehen wir da erst
am Anfang einer Entwicklung. - Wenn man
bedenkt. daß die liturgische Bewegung im
deutschsprachigen Raum von Klosterneuburg.
von Österreich. ihren Ausgang genommen
hat und in Erwägung ziehl. wie viele geisti-
gen und künstlerischen Verbindu '
schert österreichischen und ausl" "schen.
zumal deutschen Persönlichkeiten bestanden
haben. dann ist die Ernte. die dieses Buch
zeigt. gering. Immerhin kann unser Land
auf Werke von so überzeugender Qualität
wie die Pfarrkirchen zum Heiligen Blut in
Parsch (Arbeitsgruppe 4) und st. Martin in
Traun bei Linz (F. Zachhuber) sowie die
Autobahnkirche (J. Krawina und W. Schmut-
zer) und auf Schöpfungen van fraglos
europäischem Rang wie Herbert Boeckls
Frsken in dar Engelskopelle in sackau.
die Standorten von Ernst Fuchs und die
Glasfenster Margaret Bilgers hinweisen. i
Erich Widders Unternehmen. annähernd
20 Jahre nach Kriegsende eine Zusammen-
stellung von ihm prominent erscheinenden
Beispielen kirchlichar Kunst in Österreich zu
geben. worunter mit der Pfarrkirche Sankt
Tharasia in Linz (Rudolf Schwarz) das groß-
artige Werk eines Ausländers hervorragt.
ist höchst begrüßenswert. Vor allem sei es
auch wegen seines historischen Uberblickcs.
wegen sainar theologischen. liturgischen und
künstlerischen Kommentare allen kirchlichen
Bauherren und Behörden dringendst empfah-
len. um Verständnis zu wecken und zur Nach-
ahmung anzuregen. damit die Gefcthr des
Provinzialismus abgewehrt und die Kirchen-
kunst in Österreich einen Aufschwung
nehme.
Franz Windisch-Graetz
rrcd Hennings. RingstraBon-Syrnphurt
1.Satz 1557-1870. Es ist mein wilia.
72 Seiten. 74 Abbildungen. 2. satz
1870-1884. Es war sehr schon. es
hat Mich sehr gefreut. 80 Seiten.
S7 Abbildungen. 3. Satz 1834-1899.
Mir bleibt nichts erspart. 80 Sei-
ten. 69 Abbildungen. 1 Karte. Pro
Band 568.-.
Kaina stilistische Epoche hat dani Stadtbild
wians so sahr ihran Stempel aufgedrückt.
wia dia Periode das Historismus der zwaitan
Hdirta das 19. tahrhundarts. Der Anbruch
das Maschinenzeitallers und dia industrialla
Revolution hatten auf atlan Lebensgebteten
tiefgreifende Veränderungen gebracht. oiasa
rnußtan sich notwendigerweisein dar Haupt-
stadt mit ihrar stets zunehmenden Bevöl-
kerung. ihren zahlraichari wirtschaftlichen
Unternehmungen und gewerblichen Betrie-
ben besonders stark auswirken. Die moderne
Großstadt entstand. Daß Fred Hennings uns
in seinen drai Bänden diesen stadtabaultch.
kutturgaschichttich und künstlerisch bedeut-
sarrian und rasziniarandan Prazeß schildart.
ist verdienstvoll und iahrraich zuglaich. Man
kommt nämlich dabei zu dar Folgerung. ja
sie drängt sich einem als Forderung auf.
daß as nicht länger angehen kann. die bil-
dende Kunst. zumal dia Architektur und dia
ihr dienenden Kunstgattungan (Innendekora-
tian. Ausstattung) jenes zaitaliars van dar
wissenschaftlichen Bearbeitung ouszuklam-
mern. einfach zu überspringen. wait nian
darn Schlagwort und dar vorgefaßten Mei-
nung huldigt. die Jahrzehnte zwischan Var-
rnarz (Spätbiedermeier) und Jugendstil seien
als Dekadenz und Fehlentwicklung in Bausch
und Bogen abzulehnen. Es ist an dar Zeit.
dia bildende Kunst jener Epoche, dar man
aiir andaran künstlerischen. auf wissenschaft-
lichert und technischen Gebieten hervor-
ragende Leistungen zubilligt. nun aus dar
inzwischen gewonnenen Distanz rriit obiak-
tiv at und varstandnis einer eingehenden
wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen.
Dali das Ergebnis eine volle Rehabilitierung
sain wird. dafür sind alla Voraussetzungen
gegeben. l _ b
l-lannings langjährige Beschäfttgung rnit
Wiens Topographie und Lokalgeschichte
hatte zunächst in kulturhistorischen Vor-
trägen an dar urania ihren Niederschlag
gefunden. daran Auditorium aina siats
wachsende Gemeinde bildete. Eigentlich lag
as nahe. daii eine Verlagsleitung sich dieses
wertvolle Material zunutze machte. um es
einem noch weiteren lrttersserttertkreis in
Buchform zur Verfügung zu stellen. Der
große Erfolg. der Hennings beschieden war.
wenn er mit der kultivierten Vortrags- und
Sprachkunst des Burgtheatermitglieds seine
Zuhörer zu fesseln verstand. blieb auch dem
Buchautor Fred Hennings treu. da die
Ringstraßen-Symphonie lange Zeit einen
führenden Platz auf der Wiener Bestseller-
liste einnahm. Was die Lektüre dieses Buches
so aufschtußreich und anregend macht. ist
dia umfassende Darstellungsweise das grarian
Ereignisses der Stadterweilerung. Wie in
einem Hohlspiegel versteht es der Verfasser.
das vielgestaltige Bild dieses halben iahr-
hunderts auf den rund ZOO Textseiten der
drei Bände zusammenzufasen. Die Schlei-
fung dar alten Basteiert und die Anlaga einer
Prachtstrallte. die nicht nur die Bedeutung
der kaiserlichen Haupt- und Residenzstodl.
sondern auch das ganzan vielgliedrtgen
habsburgischen Reiches repräsentieren sollte.
war ein so gewaltiges Vorhaben. daß es
durch tausend Fäden mit der Politik und
Wirtschaft. der Gesellschaft mit ihren
differenzierten Schichtungen und schließlich
dem großen Gebiet der Künste mit ihran
vielen Spielarten auf das engste verbunden
war. Hennings versteht es. die wichtigsten
Repräsentanten altar dieser sozialen Grup-
pierungen an uns vorüberziehen zu lassan
und sie zu charakterisieren. Bei einigen.
deren Wirken nicht nur für das Werden der
Ringstraße. sondern auch iitr das Wien jener
Jahre einflufJreich war. verhält er länger
und macht uns näher mit ihnen bekannt.
Wie ein Leitmotiv steht zu Beginn der ersten
der in drei Sätzen komponierten Symphonie
die Persönlichkeit des Kaisers Franz Joseph.
Dieses Thema durchzieht als roter Faden
die Darstellung des Geschehens und steht
nochmals in alter Eindringlichkeit im Finale
als die von Tragik überschattete Gestalt des
Kaisers vor uns. Um diese zentrale Figur
gruppieren sich Staats- und Kommunal-
politiker. Bürgermeister. Parteigrößen. pro-
minente Mitglieder der Dynastie. des Adels.
der Hochfinanz. der tntelligenz und Künstler.
unter denen Hans Makart und Johann Slrauli
besonders hervorgehoben werden. da sie
ihre Zeit durch ihre Kunst entscheidend zu
prägen vermochten. Gerade das Erfassen
dieser Vielzahl von Persönlichkeiten. Charak-
teren und ihran Leistungen. gewürzt durch
das eng damit zusammenhängende Anek-
dotische. macht den großen Reiz. noch mehr
aber den hohen historischen Wert dieses
Buches aus. das bei aller Genauigkeit im
einzelnen doch jedes enge Spezialistentum
vermeidet. Zu dem kommt noch hinzu. daß
die vartragswaisa dieser Symphonie die
schulmcisterlich-kathederhafte Diktion ver-
meidet und dafür in Wortwahl und Ausdruck
den Charme des wienerischen tdioms mit-
spielen läßl.
Franz WindischzGraetz
Erich Meyer-He . Der Nürnberger Glas-
lchnitt des 17. Jah underts. Verlag N ü rn-
berger Presse. 196:. Mit 170 Ab-
bildungen.
Folgende Nürnberger Glasschneider des
17. Jahrhunderts werden ihrem Oeuvre arit-
spi-achahd rnahr oder weniger ausführlich
behandelt: Georg Schwanhardt d.A.. Hein-
rich Schwanhardt. Hermann Schwinger.
Hans Wolfgang Schmidt. Paulus Eder. Georg
Friedrich Killinger. Christoph Dorsch. Adam
Renneisen.
Am meistert befriedigen naturgemäß die
Kapitel über jene Glasschneider. die ihre
Arbeiten häufig signiert haben: Schwinger.
Killinger: sowie das Kapitel über den meister-
lichen Heinrich Schwanhardt. der zwar
keine seiner (erhaltenen) Arbeiten signierte.
dessen künstlerische Persönlichkeit aber
durch einen archivalisch gesicherten Pokal
sowie durch die Mitteilungen seiner Bio-
graphen fest urnrissan ist. Nicht ganz über-
zeugend sind dia Zuschreibungen an Georg
Schwanhardt d. A.. hier gruppiert der Autor
uni vier signierte stucka vierzig weitere
(abgebildete) Glasschnittarbeitert. Dali es um
die Einhaltung eines kaiserlichen Privilegs
nicht sehr strang bsstallt gewesen sein mag.
ist dem Autor zwar bewußt. aber bei den
Zuweisungen an Georg Schwanhardt d. A.
mag er diese Erkenntnis gelegentlich ver-
gessen haben.
Trotzdem ist aber das Buch ein Vergnügen
für jeden Glasllebhaber. sowohl seines
Textes als auch seiner guten Abbildungen
wegen.
lgnaz Schlosser
Albert Birkll. Farbfenster. Mit einer Ein-
führung von Egon tlieble. Verlag Ernst
Kaufmann. LahrISchwarzwald 1963.
Mit 18 z.T. farbigen Abbildungen.
Dia Bilder. Glasgemälde und Entwürfe zu
clasgarnaidan religiösen inhatts sprechen
eine klare. allen verständliche Sprache voll
schrnarz und Größe. warurn rnußta diese
Sprache durch einen begleitenden Text
unverständlich gemacht werden? Nur ein
Beispiel: ..Die unwahrscheinlich wissende
Kraft der Augen. die Birkles Gestalten
eignen. macht das Versichtbarende dieser
Kunst. aber auch die Tragik und Problematik
des Versichtbarens evident."
lgnaz Schlosser
Budan. Ostarrsictiisclta zaitsctiritt für Kultur.
Politik und wirticiiatt dar islarniictiaii Länder.
Hrsg. v. d. Hammer-Purgstall-Gesell-
schaft wian. Heft 4119a3e1l19e4.
Dieses Doppel lt ist eine Jubiläumspubllka-
tion zum fünfjährigen Bestand dar verdienten
Gesellschaft, die die große Tradition der
österreichischen oriantaiistik untar den
Auspizien dar gegebenen Umstände weiter-
tuhrt. Aufgabe des gut und rnadarn aus-
gestatteten Heftes ist es, dan Standbder
österreichischen Orientforschung aufzuzeigen.
Viele Autoren barichtan in diesem Sinn. wo
die Forschung in Österreich heute h" t.
was sie errungen hat. worum sie bemüht ist.
Die Beiträge umfassen Linguistisches. Tur-
kologie und lranistik. Agyptologle. einen
Bericht über dia dritte Grabungskampagne
dar Öslerr. Archäologischen Expedition in
Agyptisch-Nubien. eine Abhandlung über
die Kundschafter zur Zeit der zweiten Wiener
Türkenbelagerung. Berichte über Österreichs
Wirtschaftsbeziehungen zum Orient heute.
über ein Seminar "Probleme der modernen
Türkei". über Forschungen in Belutschistan.
über die Ausgrabungen in Ephesus. iibar
südarabische Denkmäler in Wien. über die
islamischen Objekte irn Kunsthistorischen
Museum. über Sammlungen orientalischer
Münzen in Wien und schließlich über dia
einschlägigen Sammlungsbestände der Ostarr.
Nationalbibliothek und der Waffensammlung
in der Neuen Burg.
Köller
Kaina Angst vor Kunstgeschichte. Eine Stil-
kunda dar deutschen Architektur und itirar
Vorbilder von Dr. A. Wagner. Verlag
Karl Thiemig KG. Munchan. 4'. l.n.
Diasas wohlausgestattete. repräsentative Buch
wendet sich ähnlich wia dia in den Vorjahren
erschienenen Publikationen dar Verfasserin
an ein unverbildetes. naives Publikum. das
mit den allaralarnantarstan Grundlagen dar
Architektur von der altchristiichan Zeit bis
in dia Gegenwart vertraut gemacht werden
soll. Selbstverständlich ist hier die Form der
Bilderfibel die einzig mögliche. ähnlich wia
bei einer ..Biblia pauperum" erfolgt dia
Unterweisung vorwiegend durch die An-
schauung. dia hier noch durch raichlich
eingestreute Grundrisse. Tabellen niit Ver-
giaichsrnatariai und knappen. gut formulier-
tan Verbindungstexten ergänzt wird.
Es war eine glückliche Idee der Verfasserin.
sich zwar auf dia Baukunst des deutschen
Kulturbereiches zu beschränken. aber diasan
Komplex nicht aus dar Gesamtentwicklung
herauszuschneiden. Anfänger in kultur-
geschichtlichen Disziplinen naigan von Natur
aus zum Chauvinismus; Dr. wagnar ver-
mittelt ihnen vor altern dia Erkenntnis. daß
eben auch deutsche Kunst europäische Kunst
ist.
interessant ist auch dia Systematik. fVtll der
dia Arbeit aufgebaut wurde: jede einzelne
Stilepoche wird zunächst historisch abgehan-
delt: dann folgt jedoch eine Aufschlüsselung
der baulichen Gesarntkomplexe nach ihren
Einzelelementen und Faktoren. wie Fassaden.
sahrnucktarnian. Portalen. Kreuzgängen.
Emporen. Kry teri. Wölbungen. Kapitälen.
Maßwerken. Saaulenordnungen usw. Pein-
iichst wird jede Schematik vermieden. .n
Befolgung der inneren Gesetzlichketten dar
einzelnen Stile werden dia Akzente irt ab-
wechslungsretcher Weise gesetzt. Die Gefahr
jeder Slilkunde rur Laien. nämlich zu ainarn
begrifflichen Prokrustesbett zu wardan.
schaint hier gtucklich umgangen zu sain.
Köller