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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 76)

mit dem dazu gehiärigen Mesnerhäuschen im 
Jahre 1582 abgerissen werden mußte. Der 
Bischof von Freising, Ernst Herzog von 
Bayern (156671612), Kurfürst von Köln (seit 
dem 22. 5. 1583), ein Bruder Wilhelms V., 
den man dazu um Erlaubnis bat, verfügte, daß 
zum ewigen Gedächtnis an diese Kirche eine 
Brunnensäule mit einer entsprechenden ln- 
schrifttafel errichtet werden müsse mit der 
Bedingung, daß an diesem (einst geweihten) 
Platz in Zukunft niemals mehr Märkte und 
Geschäfte abgehalten werden dürften3b. Die 
Verordnung als Ausgangspunkt dieser Brun- 
nenanlage war um so gravierender, als vor der 
SL-Niknlaus-Kirche seit Menschengedenken die 
traditionelle Nikolausdult (der heutige Christ? 
kindl? und Kripplmarkt) jeweils im Dezember 
abgehalten wurde, die von diesem Zeitpunkt 
ab an eine andere Stelle in der Stadt verlegt 
werden mußte. 
Vor dem westlichen Seitenflügel des Kollegien? 
? 1. 
fürstlichen Hauptstadt Vünclweits gestellt durch 
Thomas Greill von Steinfeld (Iarinthium." In 
ihm steht u. 21.4: nlir sagt mir auch da wohl- 
hesunnen [ die Stadt hab 36 Schtlpfbrunnen f 
welche da frei scind alle Tag j davon jeder- 
mann schöpfen mag." An einer anderen Stelle 
heißt es dann weiter: „Auch sieht man in 
der Stadt rinnen f Tag und Nacht 18 läiähr- 
brunnen." 
Da es bis heute weder eine (iesehichre von 
den bereits in der Spiitgotik vorhandenen und 
zum erstenmal im Jahre 1484 urkundlich 
genannten Zierbrunnen Münchens gibt. was 
in gleicher Weise auch für die vielen mit 
Namen bekannten, themengleichen XYerke der 
nachmittelalterlichen Zeit gilt, ganz zu schnei- 
gen von einer zusammenfassenden Bearbeitung 
der mit ihrer plastischen Verzierung betrauten 
Bildhauer wie ihrer Faßnmler (u.a. Gabriel 
Mäleßkircher) innerhalb dieser genannten Zeit? 
räume, soll an einem konkret durchgeführten 
 
  
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gebäucles stand, wie wir dem Smiseklschen 
Stich weiterhin entnehmen, ein „Gumpp"- 
oder „Galgen"-Brunnen. lm Gegensatz zu 
dem Zierhrunnen diente er rein praktischen 
Zwecken, was die wenige Schritte von ihm 
auf dem gleichen Blatt dargestellte Wasser- 
trägerin uns recht anschaulich vor Augen 
führt. Diesen beiden am Ende des 16. Jahre 
hunderts vor dem Jesuitenkloster aufgestellten 
Brunnen begegnet man in unveränderter Ge- 
stalt noch ein zweitesmal auf einem Stich des 
bayerischen Irlofkupferstechers Michael We- 
ning (1645 v 1718) in seiner Historio f topo- 
graphica Bavariae (1701), woraus man sieht, 
daß sie beide das ganze 17. Jahrhundert hin- 
durch in Tätigkeit waren. Wie sehr die ihrer 
Beispiel i dem Brunnen vur dem Jesuiten- 
kloster 7 eine solche nach mehreren Aspekten 
hin recht crgebnisreiche Untersuchung hier 
erstmalig durchgeführt werden. 
ln Abänderung des ersten Programmes - 
und als Nachfolger des Löwenbrunnens i 
wurde im Jahre 1717 von dem bayerischen 
Hnfbildhauer Andreas Faistenberger (1647 bis 
1736) eine achteinhalh Fuß hohe Brunnen- 
rigur aus Eichenholz geschnitzt (N 2,48 m). 
Sie stellte, das Wasser symlmlisierend, einen 
Neptun dar5. Als Bezahlung erhielt der Bild- 
hauer im gleichen Jahre den Betrag von 
115 Gulden. Bedauerlicherweise ist von dieser 
spätbarocken Brunnenanlage keine zeitgenös- 
sische Ansicht überliefert. Nach der urkund- 

	        
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