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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 76)

 
Iweifel auch die Nähe Francesco Rob- 
der führenden Künstlerpersönlichkeit 
ocken Laibach - eingeprägt. An Robba 
n in den Frühwerken und auch später 
ers die schlanken Figuren mit typischen 
vertikal verlaufenden und zu Fiißen 
zur Seite gebogenen Falten. 
hen wir nun die Kunst Josef Straubs 
1 Grundzügen zu beschreiben, so müßte 
em wiederholt werden, was bei Philipp 
als charakteristisch gilt: sein Tem- 
int, Pathos und die formalen Grund- 
einer Plastiken. Auch bei Josef be- 
man dem eigenartig scharf geschnitte- 
ai-il, in welchem sich die innere Unruhe 
"zückten Blick mit weit aufgerissenen 
und halbgeölfnetem Mund widerspie- 
uch die Gestalten Josefs gestikulieren 
'astischen Gebärden und krampfhaft 
reckten Fingern. Auf dieselbe Art wie 
Jakob gestaltet Josef seine Figuren 
yntrapost, und verwandt ist auch der 
vurf der reichen Gewänder. 
Straub beweist jedoch auch genügend 
Phantasie und Gestaltungskraft. Vor 
;ommt dies in einer stärkeren expressi- 
lote als beim Grazer Straub zum 
lCk, in einer Art, die des öftern ins 
sche hinübergreift. Es scheint, als 
das Pathos bei Josef alle Hindernisse, 
inern Bruder, dem Landschaftlichen 
1er, nicht den gelösten Ausdruck schen- 
ken. Bei Josef wirkt die Figur in der Dar- 
bietung ihrer Gefühle förmlich ausgelassen, 
sie erinnert oft an Schauspieler in Pantomimen, 
die mit Mimik und Geste, mit der Aktion 
ihrer ganzen Erscheinung das Register ihrer 
Gefühle aussagen wollen. In diesem Be- 
streben erscheint Josef Straub bedeutend 
kühner als Philipp Jakob, er übertrifft ihn 
besonders in den Darstellungen des Monu- 
mentalen und Physischen. Anderseits sind 
jedoch auch schablonenmäßige Wiederholun- 
gen, sei es bei effektvollen Posen oder bei 
psychischen Ziigen der Dargestellten, im 
Werke Josefs nicht zu übersehen, wohingegen 
Philipp Jakobs Können auf weitaus höherem 
Niveau erscheint. 
Vom lokalen Standpunkt aus betrachtet, be- 
deutet das Auftreten Josef Straubs einen ent- 
scheidenden Wendepunkt in der Entwicklung 
der südsteirischen Barockplastik. Durch Straub 
entstehen auf slowenischem Boden Werke, die 
im Gegensatz zur bisherigen sakralen Plastik 
einen Hauch von Weltgewandtheit mit sich 
bringen. Trotz ihres robusten Konzepts und 
der drastischen Interpretationen des Gefühls 
wirken zahlreiche Figuren des Meisters eher 
wie Ankömmlinge aus hoher Gesellschaft als 
ins Jenseits entrückte Helfer, an die sich 
der einfache Beter in seiner Not wenden 
könnte. Es hat den Anschein, als wären sich 
die Figuren Josef Straubs ihres Aussehens 
bewußt und als wollten sie damit Angst und 
Ehrfurcht erregen. Das reiche Gewand u 
die weltliche Pose verwandeln Straubs Heili 
in elegante Vertreter ihrer Zeit. Man betracl 
z. B. die Marburger Plastiken der hl. Anna u 
Elisabeth - Gestalten zweier barocker Dam 
in dekolletierten und eng anliegenden Kl 
dern - oder die sinnlich betonten und e: 
blößten Engelsfiguren mit mädchenhafl 
Gesichtern und nicht zuletzt auch die dezr 
geschnitzten Miniaturnguren der kniend 
Dominikaner (aus Lichtenegg im KOlll 
Podlehnik v Halozah), um daraus zu schließe 
daß dem Bildhauer wohl die Leistungen r 
führenden mitteleuropäischen Bildhauerschir 
als Vorbild gedient haben. Auch aus Jo: 
Straubs Schöpfungen ertönt die gehobe 
Sprache dieser Schicht, aber mit Verspätu 
und im etwas derben, provinziellen Diale 
Dennoch steht eines fest: durch das Op 
Josef Straubs wurde die slowenische Plasi 
um 1750 mit den Überlieferungen der tc 
angebenden barocken Zentren Mitteleurof 
entscheidend veredelt. 
Ebenso wie Francesco Robba, der na 
Laibach vom Süden zugewandert kam, vi 
auch Josef Straub ein Fremder auf unserr 
Boden. Beide jedoch hat das langiahri 
SchaPIen in Slowenien mit Land und Leut 
eng verbunden. Man darf sie wohl mit Rer 
als Künstler dieses Landes nennen und i 
Werk als einen tmliäslwarcn Teil in die Kur 
Sloweniens einbeziehen.
	        
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