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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 77)

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Giuscgpe Arcimboldn. Selbstpon 
um. rag, Nationalgalerie 
Giuscppc Ardmboldo-Umkreis. 
Persomükaxion des Feuers, Koslüm- 
cnlwurf. Prag. Nationalgalerie 
Giuscppc Arcilnbolcln, Rudolph n. 
mit dcr Kaiscrkroxxe bei seine: 
Krönun im Jahre 1575. Prag, 
Naziona nuscum 
Giuscp c Arcimboldo, kudolph II. 
mit er böhmischen Krone bei 
sciner Krönung im Jahre 1575. Prag, 
Nnrionalmuxexum 
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, durch das Prisma des „disegno 
f" unfiltrierte Bildnisse seiner beiden 
ichen Auftraggeber, Maximilians II. und 
ahs 11., waren bisher unbekannt. 
pbs Antlitz hat Arcimboldo in seiner 
genen Weise „vergöttlicht", indem er 
nach Comaninis Versen - als „M0n- 
' darstellte, „dessen Häßlichkeit seine 
heit steigert", als einen aus Früchten 
iauten „Vertumnus" im Sinne eines 
1zes des kosmischen Ablaufes 3. Trotz 
zmblematischen Entstellung sind Ru- 
. Gesichtszüge auch in diesem Bilde 
thaft enthalten und bezeugen, daß aller 
scheinbaren künstlerischen Willkür 
ein Heißiges Studium von Rudolphs 
r zugrunde liegt. Und zwei solche 
tische" Vorstufen zu Rudolphs „ver- 
tern" Porträt haben sich tatsächlich 
tn, die unser Interesse infolge ihrer 
historischen Bedeutung verdienen. 
gst erwarb die historische Abteilung des 
Nationalmuseums zwei Federzeich- 
n, auf denen Arcimboldo als Augen- 
? wie er ausdrücklich anführt 7 den 
s dreiundzwanzigjährigen Rudolph bei 
Krönung zum Römischen König in 
sburg am 1. November 1575 und auf 
der anderen Skizze mit der böhmischen 
Wenzelskrone zeichnetei Es waren haupt- 
sächlich die Kleinodien der Kronen, die 
Arcimboldos Aufmerksamkeit auf sich zogen. 
S0 hat er in der vierzeiligen, sorgfältig, ia fast 
kalligraphisch ausgeführten italienischen In- 
schrift besonders die Eigenschaften der Reichs- 
krone unterstrichen: „Die Krone, mit der der 
römische König Rudolph am ersten November 
1575 in Regensburg gekrönt wurde. Die 
Krone, die sich in Aachen befindet, ließ Karl 
der Große errichten, und sie ist so breit ge- 
wesen, daß sie an den Seiten um zwei Finger 
abstand und ganz aus Gold und auf dieselbe 
Weise ausgeführt war." Worauf sich diese 
letzte Angabe bezieht, gibt die Beschriftung 
der zweiten, etwas früheren Krönungsskizze 
an: „Die Krone, mit der Rudolph als König 
von Böhmen gekrönt wurde, derselben Fein- 
heit (garbo), wie man es an der vorliegenden 
Zeichnung vom Tage des hl. Matthäus im 
September 1575 sieht." Beide Inschriften 
enden mit der Versicherung „lo Giuseppe 
Arcimboldo Fui pre(sen)te". Man könnte 
fast sagen, daß es sich überhaupt mehr um 
Abbildungen der Kronen als um das aus- 
drucklose, gleichsam wie verdutzte Profil des 
jungen hlonarchen handelt. Es sind offenbar 
vielmehr ,ßeportageaufzeichnungen" einer 
historischen Aktualität als selbständige Kunst- 
leistungen oder Studien zu weiteren Arbeiten, 
in denen aber die etwas feierliche lntonation 
der Inschriften die dokumentare Geltung 
betont. 
In seiner Arcimboldo-Monographic publizierte 
Benno Geiger Arcimboldos suggestives Selbst- 
porträt aus Wiener Privatbesitz, auf dem sich 
der Maler im schwarzen Kleide mit unbe- 
wegtem Antlitz unter einer hohen Mütze und 
mit tiefem durchdringendem Blick darstellte 5. 
In diesem Bildnis spürt man eine gewisse 
Autostilisierung des Künstlers als die eines 
seherischen Magiers, die an eine leider ohne 
Quellennachweis angeführte Nachricht von 
Arcirnboldos Auftreten erinnert, als er am 
feierlichen Festzug des Jahres 1570 in Prag 
mit langem schwarzem Bart als Mitspieler 
seiner eigenen phantastischen Maskenkrea- 
tionen teilnahm6. Die von Franz Kierlinger 
angenommene Datierung des Bildes um 1570 
würde mit dieser Feier sogar zeitlich überein- 
stimmen7. 
Benno Geiger hat noch ein weiteres Selbst- 
bildnis Arcimboldos veröffentlicht, eine kolo- 
rierte Kohlezeichnung auf blaugetöntem 
Papier, mit einer alten Inschrift, „Josefn 
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