Weitere Aufgabe der Ausstellung wird sein,
die Exponate so auszuwählen, dali sie in ihrer
Gesamtheit die verschiedenen Klangfarben,
die Bindung in örtlichen Traditionen und den
schiäpferischen Anteil der einzelnen Meister
und der stilbildenden Zentren in diesem weiten
Kräftefeld zumindest andeuten werden.
Aufschluß über die Situation in Regensburg
geben auch die Bürgeraufnahmebücher, in
denen 2. B. ein Pildtschnitzer Peter Prock von
Ulm, ein Pildhauer Hans Harscher von Ulm,
ein Pildhauer Hieronymus SaiFf von plawpeiren
genannt werdeni. So möchte man meinen,
daß in Regensburg ähnlich wie in Wien (nur
im kleineren Umfang) unter dem Zustrom
fremder Kräfte und im gegenseitigen Aus-
tausch eine Bildnerei entstanden war, in der
viel und verschiedenartiges Gut zu einem
lokalen Stil sich vermengte. Bestimmend in
diesem Prozeß war die Dombauhütte Herden-
reichs, die unter dem Eindruck dcr Schöp-
fungen Leinbergers stand und aus dieser
Berührung ihre eigenartige Note erhielt. In
unserem Zusammenhang am Wichtigsten sind
aber die spärlich gewordenen Dokumente für
jene Regensburger Plastik, die den malerischen
Inventinnen Albrecht Altdorfers im ähnlichen
Sinne verpflichtet sind wie die Passauer Bild-
schnitzer dem Stil Wolfl-lubers. Solche Regens-
burger Arbeiten gehören aber laauptsächlich
und sehr bezeichnend der Kleinplastik an
(als Beispiel Abb. S).
Die Bildschnitzer der neuen Generation in
Salzburg, München, Regensburg, Passau waren
zumeist nach Landshut hin orientiert, weil
diese Stadt Sitz des größten unter ihnen
geworden war. Kein Werk des „Bewegungs-
stils" ist im Altbayerischen und Salzburgischen
vor den ersten bekannten Schöpfungen Lein-
bergers zu ermitteln. Aber im zweiten und
dritten Jahrzehnt treten die Bildschnitzer aus
diesem Bereich in die von Leinberger vor-
gezeichnete Bahn. Sie kopieren seine Werke,
bilden seinen Stil nach oder setzen ihn um in
selbständiger Eigenart, ihrem Rang jeweils
gemäß. Damals wurde dieser Raum angefüllt
mit Bildwerken wie nie zuvor und wie erst
wieder in der Zeit des Spätbarocks. Lein-
bergers Werk war von tausendstimmigem
Widerhall begleitet gewesen.
Die eingangs erwähnte Landshuter Aus-
stellung beschränkte sich auf das südost-
bayerische Gebiet. Dies War gerechtfertigt,
weil sie eine Manifestation der Kunst Lein-
bergers, seiner Werkstatt und Schule sein
wollte. Der besondere Anteil der nachbar-
schaftlichen Kunststätten, vor allem der von
Salzburg und Passau, war dabei unberück-
sichtigt geblieben. Gerade die wichtige Rolle
dieser beiden Städte bedarf vordringlich einer
Klärung. Denn die Werke der Salzburger
Bildschnitzer verraten nicht bloße Kenntnis
von Leinbergers Kunst, sondern eine eigen-
ständige Note, nicht anders als in Passau. (in
der - wenn auch nur vorübergehenden 4
Zusammenführung der heute an verschiedenen
Orten aufbewahrten Figuren und Reliefs
eines Hauptwerks Salzburger Bildnerei, des
Abtenauer Altars von Andreas Lackner, sieht
die Ausstellung eine nützliche Aufgabeö
(Abb. s).