teristik zu treffen, offenbaren sich erst bei
analytischer Betrachtung; wer sich dem Werke
selbst kontemplierend hingibt, wird nichts
bemerken, das seine Logik und innere Ge-
lassenheit stören könnte.
Zieht man die künstlerische Entwicklung von
Caxes in Betracht, wird man feststellen können,
daß sein Stil im Manierismus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts wurzelt und zu
einem stärkeren Naturalismus fortschreitet.
Daher glauben wir, daß das Katharina-Bild
der Reifezeit angehört und entstand, als der
Künstler seine naturalistische, großzügige und
innerlich ruhige Schaffenszeit erreicht hatte.
S0 kann das Gemälde in der Zeit zwischen
1615 und 1620 entstanden sein, also vor der
Schlußperiode, in der der Künstler stärker
mit Werkstattangehörigen zusammenarbeitete
und zu zunehmend trockeneren Lösungen
gelangte. Unser Katharina-Bild ist ohne
Zweifel ein Hauptwerk von Caxes, sowohl
hinsichtlich der eben beschriebenen formalen
Qualitäten als auch wegen seiner großen
Schlichtheit, die ebensoweit entfernt ist von
Konventionalität wie von Geschwätzigkeit
und jener Detailsüchtigkeit, die in ikono-
graphischer Hinsicht als Erbe des Mittelalters
betrachtet werden kann. Da wir glauben, daß
die Beweisführung für die Datierung des
Werkes von großer Wichtigkeit ist, wollen
wir einen kurzen Überblick über den stili-
stischen Entwicklungsgang des Künstlers
geben. Gleichzeitig sollen die wichtigsten
Momente seines Lebenslaufes hervorgehoben
werden, der sehr wenig bekannt ist, da
keinerlei Monographie über Caxes vorliegt
und sein verhältnismäßig großes Oeuvre
kaum durchgearbeitet wurde.
Eugenio Caxes wurde in Madrid knapp vor
1577 geboren. Sein Vater war Patricio Caxes,
ein italienischer Maler aus Arezzo, der von
Philipp II. kontraktlich nach Spanien geholt
worden war. Eugenio arbeitete mit seinem
Vater bei der Ausschmückung des Prado-
Palastes zusammen (1608-1610). Wenig später
starb der Vater, und 1611 wurde Eugenio
zum Hofmaler ernannt, was beweist, in wie
hohem Ansehen er bereits stand. Unzweifelhaft
galt Caxes zu diesem Zeitpunkt bereits als
bedeutendster Maler bei Hofe. Als er 1634
starb, hinterließ er zwei unvollendete, große
Schlachtengemälde für die Sala de Reinos im
Buen-Retiro-Palast. Sein Ruhm wurde durcli
die rapide Karriere von Velazquez und durch
den großen Einfluß von Rubens auf die
Schule von Madrid überschattet. '
Wir können an Hand bekannter Werke von
Caxes eine erste Periode feststellen, die das
Jahrzehnt von 1605 bis 1615 umfaßt. ln
diesen geht er von seiner manieristischen
Ausgangsbasis zu seiner naturalistischen Phase
über. Der Sturg Salanr (Abb. 2, obere Hälfte)
im Museum von Kopenhagen, datiert 1605,
wurde von ihm im 23. Lebensjahr ausgeführt
und beweist bereits die qualitative Über-
legenheit des Sohnes über den Vater, durch
den er mit den Meistern des italienischen
Manierismus verbunden erscheint, deren
Freude an Bewegtheit, dramatischen Effekten
und schrillen Kontrasten, gewundenen und
spiraligen Linien er zu schätzen weiß. Zeitlich
in der Nähe liegt ein kleines Gemälde im
Prado-Museum, das die Verleihung der Karel an
den bl. Ildefonr darstellt. Es handelt sich wahr-
scheinlich um eine Entwurfskizze für ein XVerk
großen Formates. Die Typologie der Dar-
gestellten, insbesondere der Engel links und
rechts, ist betont manieristisch. Der kreis-
förmige Engelchor im Hintergrund stellt sich
als Wundererscheinung bereits in jener Natür-
lichkeit dar, die die Maler des 17. Jahrhunderts
bei der Wiedergabe solcher Szenen anzu-
wenden pHegten. In der Beziehung des
Chiaroscuro mit dem Raum zeigt sich noch
immer ein gewisses schwer definierbares, für
die Frühzeit charakteristisches Empfinden, das
Caxes in der Folgezeit überwindet. Wir
müssen aber die Originalität der Farbgebung
mit ihrer eigenartigen Gegenüberstellung von
hellen Blautönen mit dunklem Bister und
leuchtendem Ocker hervorheben. Das wich-
tigste Werk dieser ersten Periode ist das groß-
formatige Gemälde mit einer Darstellung des
Lelglen Abendrnalilr, das sich im Museum von
Posen befindet und signiert sowie 1609
datiert ist.
Der Stil vereinfacht sich, ohne jedoch noch
das Gleichgewicht zu erreichen. So offenbart
sich in der Himmelfahrt llfariae im Museum
Cerralbo, einer Komposition mit betontem
Vertikalrhythmus, ein ausgesprochener Über-
gangscharakter. Bei Verleihung der Karel an den
lzl. Ildtfun: im Museum von Bordeaux können
wir bereits einen definitiven Stilwechsel fest-
stellen. Die große Einfachheit der Kompo-
sition und die Wichtigkeit, die der Figur des
knienden Heiligen verliehen wurde, bedeuten
ein Fortschreiten in Richtung auf den Natu-
ralismus. Das Werk ist koloristisch besonders
delikat mit seinem hellen Ocker und seinen
blauen Tönungen, einer Farbgebung, die sich
bei Caxes häufig Findet.
Als Frucht einer kurzen Zeit erneuter Ausein-
andersetzung mit italienischen Meistern, wie
etwa Andrea del Sarto, kann die Begegnung an
der Goldenen Pfarle (Abb. 1) in der Academia
de San Fernando, Madrid, hingestellt werden.
Die Gewänder werden von nun an mit
Virtuosität und Monumentalität behandelt, und
die Figuren nehmen ein heroisches Aussehen
an. Von gleicher Konzeption ist die Dar-
stellung des Pßngrtwunderr aus der Sammlung
Adanero in Madrid, signiert und datiert 1613.
Es hebt sich die Figur des sitzenden Apostels
rechts mit dem großen, geöffneten Buch in
den Händen ab. Dieser neue Stil erstrebt eine
Formel geschlossener Modellierung, die bereits
das malerische Konzept vorwegnimmt, das
Caxes in seiner naturalistischen Entwicklungs-
phase entfalten wird und das eine klare Vor-
wegnahme des Stiles von Zurbaran darstellt.
Zu dieser fortschreitenden Entwicklung mag
die Einwirkung Caravaggios beigetragen
haben, dessen Einfluß sich damals bis Spanien
erstreckte. Die repräsentativsten Werke dieser
Periode sind: Der Tod der nl. Frarlgirkwr in der
Bischöflichen Kapelle in Madrid (Abb. 4),
datiert 1615, dann Anbelnng der jemrkinder durch
zlie Hl. jnngfran im Museum von Gerona, ein
Werk von großer Ausgewogenheit und vor-
züglichem Bildbau; ferner ein Hl. Hierarynlnr
im Ursulinenkloster in Madrid, in dem sich
eine Auseinandersetzung mit anatomischen
Problemen offenbart, und schließlich Die
Hl. jnngfran und der hl. jolmnnzr mit Clirirlur vor
der Kreuzigung, ein Gemälde von ergreifender
Dramatik, in dem sich neben malerischen
Qualitäten große Erfindungsgabe in kompo-
sitorischer Hinsicht offenbart. Von diesem
Gemälde gibt es eine Vorzeichnung in der
Academia de San Fernando in Madrid. Dort
wird auch eine Vorstudie für das große
Gemälde mit der Hl. Familie aufbewahrt,
welches Bild zusammen mit der Verkündigung
von 1662 die Zentral- und Reifeperiode des
Künstlers umschreibt, die nur sieben bis acht
Jahre umfaßte.
Der Stil unseres Malers betont in der Folgezeit
den Realismus, opfert jedoch dabei einiges
von der Originalität seiner Werke der ersten
und zweiten Epoche. Diese Schlußperiode
nimmt ihren Ausgang von einem Taufenden
Petrur (Abb. 5) im Museo Balaguer y de Villa-
nueva y Geltru und kulminiert mit dem
Johannes dem Täufer einer Privatsammlung in
Barcelona, für welches Gemälde es ebenfalls
eine Vorzeichnung gibt, und einem Sitgenden
Chrirlu: (Universität Barcelona). In beiden
Gemälden ist der EinHuß des jungen Velazquez
bereits zu verspüren. Nach 1630 werden
Technik und Stil von Caxes verhärtet, wie an
der Anhelung des genannten Jahres ersichtlich
ist. Dieses Bild wurde für die Kathedrale von
Toledo gemalt. Das gleiche gilt für die großen
Gemälde in San Antonio de los Alemanes in
Madrid und die posthumen Werke, die bereits
erwähnten Schlachtenbilder für die Sala de
Reinos (Abb. 3), die von anderen Künstlern,
vor allem von Leonardo, dem Hauptschüler
unseres Meisters, vollendet wurden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß
die Persönlichkeit von Caxes im Rahmen der
Geschichte der spanischen Malerei hinsichtlich
Zurbarans einen ähnlichen Fall darstellt, wie
wir ihn in der Gegenüberstellung von Ribalta
mit Ribera beobachten können. Es ist klar,
daß weitere Forschungsarbeiten über diesen
wichtigen, aber noch kaum bearbeiteten
Künstler eine wachsende Wertschätzung zur
Folge haben werden.
Anr den: Xpanirrben überragt von Emil Källzr