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hann Baptist Straub als Hofbildhauer und
von Johann Georg Härtl (1683-1754) als
dem kurfürstlichen Hof-„Erdtpoussief zustan-
de kommt. Nachzutragen ist hier eine erst jetzt
uns zur Kenntnis gelangte überlieferte archi-
valische Nachricht, daß J. Gg. Härtl für „vmb
dahin verfertigte" Öfen im Rokoko-Schlöß-
chen Amalienburg im Nymphenburger Schloß-
park den Betrag von 250 Gulden ausbezahlt
bekam. Sie ist jedoch identisch mit einem von
uns bereits zitierten und mit ihr übereinstim-
menden Bericht seines Sohnes Anton Thaddäus
llärtl, wonach sein Vater zwei Öfen nach
„Nymphenburg" geliefert habe. Es steht außer
Debatte, daß sie wie die Brühler Stücke eben-
falls nach Entwürfen von F. Cuvillies d. Ä.,
dem Erbauer der Amalienburg (1734-1739),
ausgeführt waren. Dank dieser beiden unab-
hängig voneinander überlieferten Archivalien
war es uns möglich, jetzt einen dieser beiden
Öfen mit Sicherheit zu identifizieren. Es han-
delt sich dabei urn ein weder in seiner Sockel-
zone noch in seinem oberen Aufbau von seiner
Umgebung zu unterscheidendes Werk von
höchst ungewöhnlicher Form, für das eine abge-
rundete gekachelte Ecke in der Gewehr- und
Hundekammer in der Amalienburg ausgenützt
ist. Völlig angepaßt der übrigen, Gewehrschrän-
ke und Kojen für die Jagdhunde enthaltenden
Ausstattung dieses Raumes mit seiner in
„indianischer Manier" (d. h. in Delfter Blau
auf weißem Grunde) durch Pascalin Moirett
erfolgten einheitlichen dekorativen Bemalung,
ist in einer höchst amüsanten Verwischung
der Realitätsgrade in der Sockelzone dieses
Ofens sogar eine Hundekoje angebracht, die
sich durch nichts von den anderen Behält-
nissen der übrigen Wandverkleidung unter-
scheidet-i.
Wie wir in diesem Aufsatz schrieben, befand
sich die kurfürstliche Hof-Fairencemanufaktur
in München in dem im Jahre 1670 errichteten
und im zweiten Weltkrieg zerstörten soge-
nannten „zweiten" Seidenhaus am Oberanger,
dem früheren Heumarkt. Zur Zeit unserer
Publikation ahnten wir jedoch noch nichts
von der Existenz eines unter dem gleichen
Aspekt der Münchener Hofkunst entstandenen
Kachelofens aus etwas späterer Zeit, bei dem
wie bei den Brühler Zieröfen das gleiche
Künstlerensemble zusammenarbeitete. Einem
glücklichen Zufall ist es zu verdanken, daß
wir mit einem erst vor kurzem zum Vorschein
gekommenen und bisher völlig unbekannten
Werk aus Münchener Privatbesitz unsere im
Jahre 1963 veröifentlichten Forschungen jetzt
vervollständigen und auf diesem Gebiet zum
Abschluß bringen können4. Es handelt sich
bei ihm um einen vorzüglich erhaltenen, weiß
glasierten Fayenceofen (Abb. 1, 2) von betont
straffer Eleganz, dessen (seitlich zu schürender)
Feuerkörper auf einem geschwärzten guß-
eisernen originalen Untersatz mit vier ge-
schuleiften Beinen ruht (256 X 72 x 52 cm). Vom
feuertechnischen Standpunkt aus betrachtet,
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sache, daß die aus hergestellten
größeren Zieröfen der in Rede stehenden
Epoche in der Regel von rückwärts (d. h. vom
Flur aus) zu beheizen sindS. Seiner sicheren
Provenienz nach stammt das qualitativ ganz
vorzügliche Stück laut Angaben des Vor-
besitzers aus einem Kavalierhaus am Südlichen
Schloßrondell Nr. 21 in München-Nymphen-
burg. Diese an den beiden Auffahrtsstraßen
zum Schloß gelegenen und ab 1728 durch
einen Hofarchitekten (Joseph Effner) erbauten
Pavillons verschenkte der Landesherr meist
an Hofbeamte 6. Diese zehn Gebäude des
Pavillonrondells sowie andere Kleinwohnungs-
bauten beiderseits des Kanals sollten nach dem
Willen des bayerischen Kurfürsten den Auf-
takt zu einer freilich nie zur Ausführung ge-
langten „KarlstadW bilden. Soweit wir sehen,
ist dieser gleichsam flgural erscheinende Mün-
chener Rokoko-Ofen ein Unikum sui generis.
In der Blütezeit des Rokoko entstanden, ge-
hört er zu den bedeutendsten Erzeugnissen
der Münchener Hofkunst auf dem Gebiet der
Fayenceherstellung. Ohne in Überheblichkeit
zu verfallen, darf man hier ruhig von Welt-
klasseformat sprechen, das mit diesem Spitzen-
stück der Münchener Hof kunst erreicht wird.
In Ergänzung zu der bereits erwähnten Publi-
kation sei es uns gestattet, zu seiner typus-
mäßigen wie künstlerischen, ikonographischen
und datierungsmäßigen Einordnung noch
einige Bemerkungen hier anzufügen.
Wie die um 1741 ausgeführten prunkvollen
Brühler Kachelöfen, so gehört auch das um
1750 zu datierende, neu entdeckte Münchener
Stück zu der Gattung der „Bildhauer"-Öfen7,
die geradezu ein Signum der höflschen Mün-
chener Ofenkeramik in der 1. Hälfte des
18. Jahrhunderts ist. Motivisch übereinstim-
mend mit dem Brühler „Clemens-Augusr"-
Ofen ist auf der Vorderseite des Feuerkörpers
ebenfalls eine in Hachem Relief ausgeführte
geschweifte Kartusche (37,5X47 cm) ange-
bracht (Abb. 4), deren Rahmen genau wie
dort die Kurvatur des schatullenartig geform-
ten Feuerkörpers binnenseitig wiederholt. In
beiden Fallen wurde für die Ausführung sicher-
lich ein geschnitztes Holzmodell verwendet.
Beide Male spielende Kinder in einer wie zu-
fällig arrangierten Komposition zeigend, sind
sie kennzeichnend für die künstlerische Hand-
schrift Johann Baptist Straubs. In Gestalt
von zwei drallen Putten, denen als Attribut eine
Notenrolle sowie eine Lyra beigegeben ist,
ist die Allegorie der Musik auf dem Münche-
ner Ofen verkörpert, auf die auch die diagonal
überkreuzten Blasinstrumente einer Schalmei
und einer Flöte in der Reliefdarstellung der
Hohlkehle über dem Feuerkörper hinweisen.
So könnte man vermuten, daß der Zierofen
ursprünglich zu der Einrichtung eines Musik-
zimmers in dem Nymphenburger Kavalier-
haus gehörte. Sowohl die Placierung der
Reliefkartusche auf dem Feuerkörper wie
auch ihre Puttendarstellung geht zu gleichen
Francois Cuvillies d Ä. Entwurf (gestochen i.
villiris a. 1.). Put i-Knrtus Detail aus:
Portion de Plxfonds trvnn PUC
6 Francois Cuvillies d. A.. Eutwuri fur einen Faycn
einer allegorischen Darstellung des Feuers (gcsu
Cliarpclttier): "Dcsscin d'un Pobllc dc tcrre
en blau: avcc tous sc orncnlclls" (1745-1755)
coration de Lambris (19c livre T. Nr. 2) (35 x22
7 Francois Cuvillics d. P... Entwurf fur ciu Komör
Kassel (llltl 1749). Lingssrlinittjnr-tzil. ot
56,5 was Cm. Marburg, Staatsarchiv
8 lgnaz Günther, Putmkntif mit Vase.
Fayenceofens Ab . 1
9 Francois Cuv d. A, Entwurf (gestochen i
koesch). Putto mit Vase. Detail 1u "Morcc. x t
"a divers usages" (1745-1755) .. livre I).
ui
Dckrc
ANMERKUNGEN: 3 - 10
1 F. Blümel. Vom Fcucrloch zum Kumtnfclt, in: u
Kälte, Nr. 10, 1961, S. 187W" lICS. S. U19 m. Ab
l.. Hager, Nymphcnburr s liloli, Park und Burg
Führer, München rast, s.
4 Wcinmüllcr, Munchen, Aukr. '11 v. 30. 9.11.12.
1411.99. Nr. 1434111. Abb. "m. 73.
S Ein ganz ungewöhnliches fruhcs Beispiel nn die 1
"Brustfeurruug" oder den "Vorladcr" ist ein
o. w. von Knnbrlsslnrir (um 4753) cluworfcr
die Gattung der „Bildhauerdft-n" einzureihendes
sehr hoher Qualität (warm) inl Muscheliaal v4
Rheinsberg, das sirli Friedrirh der Große als Krn
einem älteren Bau unlgestaltrlt lieli. Vgl. k. nnnni
und Rokoko-Architektur. l. um. Merlin m92, s. zu
ß Nymphcnburg - Anitlit-nrt Führer, MÜHCllCn 1'
u. 29130. - Das erwähnte Knva rliaus ht-rzntl s
im Besitz des Knintnt-rzit-nrnit-s Juliux (icycr.
1 Als Beispiel außerhalb der lvlutir-lir-nt-r Kunslznl
weißglasierter, einheitlich kcramisc 'l' lkttktbkoüftttl
sich um eine Kugel vVitIClCttdUll Drrlcltctl zus ut-ni
erwähnt, ar-r sich in der Bibliothek des Neuen
Potsdam befindet. Er ist als ein Entwurf von Hupper
anzusehen, zu atssni Anfertigung ßlgclli noch t-ln ü!
aus Dresden stnnnnt-ntlrr Tiipfcr in tn- Dobct
Vgl. M. Klzt, Zur t -nt- t- d:
Die Karhcl- und irutvicrkutistnl. n
s. 16- 22. Zu. nach: K. Strauß, Kalthclu und Ofen
Brandenburg, .0.. s. 30 uud Abb. LVI, Nr. 20.
x j. Laran, Cuv . DCSSltmtCHt e! zrrliiir-rtr- (: l_
ornelnaniitts), Paris o. ]. (: man), Abb. 14.
v Europäisches R0kOkO,Mill1(llCHl95H AilssL-Kal
und n. -- w. Braunfels. F. d. (Üuvilliüx. nirs. 193a
F. Blcibaum. Johann August Nahl. linden bei Wi
o. i. t: 1933), s. 135-131 mit Taf. XVH.
w Das Blatt wurde von rrztit-nls cin-illit-s d. j. in SCll
werk „Ecolc dc YArchiIccIilrc Bavaroise" vrrnrrti
er auch als „Vitruvc Davaroisc" bczcichnctc. Vgl
Schnell. Ein Lt-ltrwerk der Architektur rtii- iliytri
Cuvillies d. 1.1 Ecolc de YArChiIt-cture Davon
München 1962 (IIILISClI. Ex.).