linischen llofwerkstatt aus der Zeit um 1600
folgt, in die (iesamtkomposition aber barocke
und Rokokoelemente wie Biedermeierblumen
einbezieht. "Xhnlich auch die von einem
unbekannten Künstler in Rom zwischen 1870
und 1880 hergestellte Brosche (Abb. 10), die
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der Fürst Odescalchi dem Österreichischen
Museum geschenkt hat und die eine alle-
gorische Figur von RaHael in Stäbchenmosaik
in eine Umrahmung im Stil des frühen 17. Jahr-
hunderts setzt. Ein besonders interessantes
Stück aber ist der von Josef Storck entworfene
und 1887 von Bacher ausgeführte Halsschmuck
aus Goldi-iligran und Perlen (Abb. 11), der
ornamentale Einzelformen des späten 16. Jahr-
hunderts zu einer völlig neuartigen Kompo-
sition verwendet. Auch bei diesem Stück ist
die Einheitlichkeit der Gesamtwirkung durch-
aus gelungen. Doch ist das Bedeutende daran,
daß hier nur die Ornamente selbst aus dem
Stil einer vergangenen Zeit stammen, die
Komposition, wohl im Sinne dieses Stiles,
nicht aber aus der Übertragung bereits vor-
handener Formen abgeleitet ist. Daher besteht
hier die Gesamtwirkung nicht aus der eigen-
artigen stilistischen Überschichtung, sondern
aus der Verwendung eines Ornamentes in
einem neuartigen Entwurf. Nun sind aber
gerade kunstgewerbliche Werke nicht allein
für sich konzipiert, sondern in einen Zusam-
menhang gedacht. XVie die Monstranz für die
Kirche und die Prunkvase für einen Saal, so
ist der Schmuck für ein Gewand gedacht.
Daraus ergibt sich auch weitgehend die
stilistische Situation bei diesem Brustschmuck,
da er ja nicht für ein Gewand im Stil des
späten 16. Jahrhunderts gedacht wurde, son-
dern für eines der achtziger Jahre, das An-
regungen aus dem 18. Jahrhundert verwertete.
Daraus ergäbe sich für den Zusammenhang
wieder eine stilistische Kombination. Darüber
hinaus ist aber gerade dieses Stück besonders
aufschlußreich, weil es eben zeigt, daß wohl
die Absicht bestand, historisch-stilistische Ele-
mente zu verwenden, das Stiick aber in seiner
Gesamtkomposition neu zu erfinden. Und so
ist es auch bei jenen Gegenständen, deren
sämtliche Teile wir jeweils einer Zeit zu-
ordnen können. So kopistisch diese Kunst-
werke also auch vorerst erscheinen i und
es gibt ohne Zweifel eine Reihe von rein
kopistischen unter ihnen -, so geht es doch
bei den bestrangigen von ihnen immer um
einen neuen Gesamtentwiurf. Bei einigen dieser
Stücke, etwa der großen Silbervase oder der
römischen Brosche, könnte hier eingewendet
werden, daß es sich um zeitlich nahe liegende
Stile handelt, deren Unterscheidung für uns
heute deutlicher hervorträte, als es den Künst-
lern vor hundert Jahren bewußt war. Für
die Ferstel-lNIonstranz kann das zweifellos
nicht gelten, da es sich bei ihr um die Kombi-
nation des 12., 13., 15. und 18. Jahrhunderts
handelt. Aber auch sonst wissen wir, daß die
Studien vergangener Stile in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts sehr genau betrieben
wurde, wie die Stilkopienblätter vor allem auf
dem Gebiet der Ornamentik beweisen. Auch
der Künstler der großen Silbervase muß ge-
wußt haben, daß die raffiniert ausgeu-"ogenc
Dekoration des Gefäßes mit dem Stil der
Bilder nicht übereinstimmt. Diese Verbindung
an sich nicht übereinstimmbarer, denn nicht
der gleichen Zeit entstamrnender Elemente
war aber die eigentlich stilbildende Idee dieser
Epoche. Nicht aus Unkenntnis oder zu ge-
ringem Verständnis wurde das unternommen,
sondern aus bewußter Überlegung, hinter der
die Vorstellung steht, daß jeder Stil für einzelne
Aufgaben Bestleistungen hervorgebracht hätte,
die über seine zeitliche Dauer hinaus in ge-
wisser XVeise „absolut" gesetzt werden könn-
ten, und daß durch die durchkomponierte