Verbindung dieser Bestleistungen eine neue
„geläuterte" Form entstehen könne. S0 handelt
es sich um „Kopie" nur in sehr beschränktem
Maße. Das historisch: Bewußtsein und die
Vorstellung von der Bedeutung der Tradition
Waren, zumindest in den tonangebenden
Kreisen, im Verlauf der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts so stark, daß man fest davon
überzeugt war, diese Bestleistungen nur in der
Form vergangener Zeiten zu finden, daß man
aber gerade der Bedeutung der Bestleistungen
nur dann gerecht werde, wenn man sie in
neuartiger Weise untereinander verbinde;
denn es handelte sich nie um die Wiederher-
stellung jeweils einer Zeit in ihrer Totalität.
Die Zeit des Historismus war von ihrer Neu-
artigkeit ebenso überzeugt wie jede andere
Epoche. Die Neuartigkeit aber bestand in der
Verwendung aller Möglichkeiten, die die
Geschichte überliefert, und in der Läuterung,
in der sie gebracht wurden, eben nur „Bestes",
bezogen jeweils auf die einzelne Aufgabe. So
ist die Bekrönung der Monstranz gntisch, das
heißt, im „besten" christlichen Stil gebildet,
das Strahlende um die Lunula aber entliehen
von der barocken Strahlenmonstranz und die
Evangelistensymbole am Fuß romanischen
Ursprungs; die Dekoration an Vase und
Schmuck aus dem reichen „Ornamentschatf
- auch ein Wort, das in der zweiten llälfte
des 19. Jahrhunderts geprägt wurde - der
späten Renaissance und des frühen Barock,
Venus aber, oder ein Liebespaar, der spät-
barocken und Rokokomalerei entnommen.
Dieses Prinzip beherrscht sowohl das einzelne
Objekt als auch das Aufeinanderbezogensein
mehrerer Objekte, bei dem vor allem die
Stilverbindung beabsichtigt war; dafür ist die
Wiener Ringstraße in ihrer Gesamtheit sicher
das beste Beispiel. Dieses Prinzip erfaßte die
Architektur, die „dekorativen Künste" und
alle jene Werke, die in einen geplanten Zu-
sammenhang mit anderen gestellt werden
sollten. Entziehen konnte sich diesem nur die
höchste i „absolute" 7 Stufe des Naturalis-
mus: der lmpressionismus in der Malerei.