Rätsel dieses Bauwerkes zu verstehen
Ein ähnlicher Austausch hat auch
'ger und Altdorfer über viele Jahre
verbunden.
r Wiederum der Bau der „Schönen
; er hat auch Hans Leinberger nach
burg geführt. Die Ausstattung dieses
armten Stadt plötzlich zugewachsenen
en Schatzes War höchst opulent ge-
us Nürnberg wurden ein Palmesel und
uferstehung bezogen, und eben auch
rger wurde herangezogen. 1519 Wurden
vleister Hansen Bildschnitzer zu Lands-
r Sanct Sebastians Bildnis in unserer
Frauen der Schönen Maria neuen
:n 21 H." und 1521 für einen Leonhard
ezah1t4. Erhalten hat sich eine Mutter-
(mit im 18. Jahrhundert erneuertem
die ehemals in der blinoritenkirche
len hat und nun einen Seitenaltar in
ssian ziert. Da müssen sich Altdorfer
ßinberger begegnet sein, und ihre
che sind offenbar nicht im allgemeinen
wen. 1518 ist Altdorfers Zeichnung der
len Waria" (Berlin) datiert. Man wird
auch Gedanken Leinbergers erkennen
1, vor allem aber scheint sie Vorbild
gewesen zu sein. „Die größere XVeich-
id eine gewisse anmutige Gefälligkeit",
zinbergers um 1520-22 entstandene
gottes in St. Kassian auszeichnen, ist,
wie Georg l.ill5 mit Recht betont hat, von
Altdorfer angenommen. liinc Zeichnung uie
das Berliner Blatt von 1518 wird diese Nuance
vermittelt haben.
Es war nicht das erste Mal, daß Altdorfer und
Leinberger einander getrorlien haben, ja viel-
leicht waren die erwähnten Aufträge Ergebe
nisse einer langjährigen Verbundenheit Alt?
dorfers mit Leinberger. Zuerst ist, wenn wir
uns nicht täuschen, Altdorfer der empfangende
Teil gewesen. Wir denken an dessen Kreuzi-
gung in Kassel aus den Jahren um 1511f12.
Gewiß ist es richtig, wenn angesichts dieses
großartigen Bildes auf Mantegna und Pacher
hingewiesen wird, zumal der Tiroler Meister
ist Altdorfer kurz zuvor ein wegweisendes
Erlebnis gewesen, aber es war auch die Zeit,
da Leinberger am Moosburger Altar gearbeitet
hat. Zuvor hatte Altdorfer den Gewändern
eine sehr einfache Form gegeben, dicht
gereihte Faltenparallelen und glatte Flachen
wechselten, nun aber überspielen sehr selb-
ständige Faltengebilde die (iewandtlachen und
lockern deren Konsistenz auf. Es ist nicht zu
bezweifeln, dali Leinberger hier Altdorfer
angeregt hat, und er hat ihm auch die Vor-
stellung von Größe und Dramatik geschenkt,
die dem Kasseler Bild völlig unvorbereitet
eignet. Und weiterhin ist viel Leinbergerßches
Gut in die St. Florianer Tafeln eingegangen,
das ist oft betont worden", jedoch wurden
recht verschlungen hin und bcr gegangen. Aut
Leinbergers kleines Kalvarienlaerg Relief hinv
weisend hat Baldalä gemeint, die stark vor-
gebeugten Ktiqwcr der Schar-her in der St. Flo-
rianer Kreuzigung seien da vorbcreitet7. Dem
konnte zugestimmt solange der
St. Flurianer Altar spat (1518) datiert wurde;
nachdem man sich aber nunmehr überzeugt
hat-S, daß er vielmehr bald nach 1511 aus-
geführt sein muli, ist diese Belichtung wohl
umgekehrt zu sehen.
werden,
Für die Figuren und auch die Ärchitekttir-
motixe in den Reliefs der ehemaligen liliigel
des Äloosburger Altars ist Nlantegna Vorbild
und Mittler gewesen, die Fichten mit den
herabhangenden Ästen, die (iruppc des von
einem Wehrgang herabschatientlen Kaisers,
auch einige (iewantlmotive sind dagegen von
Altdorfer angeregt. Soweit wie Baldali darf
man aber gewili nicht gehen", der meinte,
Lcinberger habe an Zeichnungen sXltdorft-rs
seinen Reliefstil entwickelt. l.ill hat demgegen-
über auf Wiener Reliefs als Vorstufen und auf
Lucas Cranach hingewiescn"'. Und danach hat
Leinbergers Reliefktinst auf Altdorfer zurück-
gewirkt, nicht immer ist zu n, wer der
gebende, wer der nehmende 'l'eil tguwesen ist.
Es scheint uns der Wahrheit naher zu kommen,
von einem freundschaftlichen Austausch zu
sprechen, als um die Priorität des einen oder
anderen zu feilschen. Wir stimmen (lcorg l.ill
zu, Altdorfer und Leinberger
häuliger [iersiinlicher Berührung gearbeitet
haben, „denn mit Altdorfer geht lrinbergers
Entwicklung lebenslang atiffullig parallel",
müssen in
fraglich scheint uns aber, wenn er meint, die?
selbe geistigekünstlerische (inmdaufliissiing
habe sie verbundenll. Viclcrlei in ihrer
Herkunft bedingte Gemeinsamkeiten vere
knüpften sie, und auch in ihrem Streben und
Mühen waren sie verwandt, aber so richtig
das ist, wenn sie sich ähnlich waren wie
Angehörige einer Sippe, so waren sie auch
verschieden wie Angehiärige verschiedener
Zweige einer Sippe. Sie sprachen dieselbe aus
alten bayerischeiästerreichischen Traditionen
erwachsene Sprache, aber der eine äußerte sich
in ihr pathetischedramatisch, der andere still,
intim, ja introvertiert.
1513 hat Leinberger die Heilige Anna Selbdritt
von Gnadenthal geschnitzt, zwei Jahre spiiter,
1515, ist Altdorfers lleilige Familie mit dem
jugendlichen Johannes (Wien) datiert. Viele
Züge sind den beiden Darstellungen gemeinv
sam, selbst die Beseelung der Maricnltillwfe ist
verwandt gestimmt, aber ganz anders als
Altdorfer hat Leinberger dekorative Pracht-
entfaltung erstrebt. Die (iewiinder sind zu
tlutendedrängenden ver-
wandelt, kühn schwingen die Konturen und
Falten, wie krauselntler Xiogcnschatuxi spielen
sie über dem Boden. Altdorfer hingegen hat
alle Formen so schlicht und gedampft wie nur
möglich gegrirlen, weich, in zartesten Über-
gängen gleiten sie ineinander. Leinbergcrs
Alterswerk, die throncnde Madonna in Polling
aus den Jahren 1526 4527, entstand etwa
gleichzeitig mit Altdorfers Maria in der (ilorie
(Alte Pinakothek). Der Zauber des (ieheimnis-
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Formbeweg u ngen