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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 80)

int zweifelhaft, 
daß sie die Jesuiten 
1669 anderswoher übertragen 
(i. Daher kann als sicher angenommen 
n, daß in der Pfarrkirche in Zlichov zur 
kzeit wenigstens Reliefs vom 
rr lP und seiner Werkstatt verwahrt 
in. 
iöhmische (Zruppe der Arbeiten des 
:rs lP und seiner Werkstatt wird noch 
zwei bisher wenig beachtete Reliefs 
xt, die im pscudogotischen Altar in der 
äakristei des Schlosses in (yIeskyi Krumlov 
waut sind: die heilige Anna selbdritt in 
Schrein und die Anbetung der drei 
;e in der Predella (Abb. 11)? Das Relief 
ziligen Anna selbdritt entspricht in der 
llierung der Gestalten, in der Draperie 
JClI in der Raumgestaltung der signierten 
auchung, den Reliefs aus Zlichov. Mit 
v 0 n 
zehn 
dem 'I'_vpus der langgestreckten Gestalt nähert 
es sich bereits den Sluiitschüpfungen des 
Meisters lP. Dasselbe gilt hinsichtlich der 
Anbetung aus Cesk)? Krumlov. Diese entstand 
nicht ohne Anregung des WÄ-Huberaßlattes 
B. Z und A. Dürers B. 87 und hat in der 
Komposition und perspektiven Raumgestal- 
tung viele gemeinsame Züge mit der Taufe 
Christi in Landshutß und dem Urteil des Paris 
in London. Während man die heilige Anna 
selbdritt als eigenhändige Arbeit des Meisters 
ansehen kann, sprechen einige Details der 
Anbetung für eine Mitbeteiligung eines Ge- 
hilfen. Die Schicksale des Altars sind kome 
pliziert. im abgelaufenen Jahrhundert und 
nach 1900 befand er sich in Öerveny dvur bei 
Cesky Krumlov. Damals erhielt er auch die 
heutige Gestalt, die die zwei ursprünglichen 
Reliefs beibehiilt (vier weitere auf den Flügeln 
imitieren die ursprünglichen Reliefs der 
Flügel) und an der Predella ein Xliappen mit 
einem Eberkopf und einem Löwen trägt. 
Dieses Wappen verbindet die ursprünglichen 
Reliefs mit der Persönlichkeit des Zdenko Lev 
von RoimitalCf 1535) obersten Burggrafen des 
böhmischen Königreiches. 
Der Hypothese, wonach Meister lP samt 
seiner Werkstatt für einige Zeit aus dem 
Gebiet von Salzburg-Passau nach Böhmen 
übersiedelte, steht nichts im Wege". in Bezug 
auf den Stil gehören seine in Böhmen ent- 
standenen Arbeiten zwischen das signierte 
Relief des Sündenfalls aus dem Jahre 1521 in 
Wien"! und die Taufe Christi in Landshut, 
die mit dem Jahre 1524 in Verbindung gee 
bracht wird. Damit gehen wir mit dem Rahmen 
der Datierung konform, zu der ll. Seiberl 
gelangte: Nach 1521 die signierte Heim- 
suchung Maria, näher gegen das Jahr 1524 
der Votivaltar in Zlichov, vor oder um 1524 
die beiden Reliefs in (vjeskfr Krumlov, um 
oder nach 1524 der Altar in der Teinkitcne. 
In dieser Gruppe finden wir eine Stilent- 
wicklung, die sich deutlich in einer ständigen 
Vervollkommnung des Kontraposts äußert, in 
einer Veränderung des menschlichen Figuren? 
typus hin zu den langgestreckten (iestalten 
im Spätwerk, die mehr als einen manieristischen 
Xlfesenszug aufweisen, insbesondere aber in 
der ständigen Vervollkommnung der merke 
würdigen Komposition. Diese beruht auf den 
Grundsätzen der perspektiven Konstruktion 
des Raums in drei Plänen, die untereinander 
durch ein rhomboides Parallelepiped ver- 
bunden sind. Diese Kompositionsprinzipien 
erfuhren im Laufe der Entwicklung eine 
Vervollkommnung, die offensichtlich in fol- 
gender Reihenfolge verlief: 1521 Sündenfall 
in Wien, Heimsuchung Mariä in Prag, Votiv- 
altar in Zlichov, Reliefs in Öesky Krumloxi. 
1524 Taufe Christi in Landshut, Sündenfall in 
(iothall, Scbastiansmarter in Berlin, Urteil 
des Paris in London. Die Art und Weise des 
Raumaufbaues schließt die Entstehung des 
jüngeren Reliefs des Sündenfalls in Wienll 
innerhalb der böhmischen Werke des Meisters 
lP nicht aus. 
Die Lebensgeschichte des Renaissancekünstlers 
mit dem Monogramm IP konnte vorderhand 
in seiner präsumptiven böhmischen Periode, 
in der Zeit der ersten Hälfte des dritten 
Dezenniums, nicht geklärt werden. Nichts? 
destoweniger kann man den Schluß ziehen, 
daß er unabhängig von der Zunftorganisation 
der Prager Künstler arbeitete; oifensichtlich 
stand er unter dem Schutz einer einilußreichen 
Persönlichkeit. 
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